Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
meinen Bruder schrieb, können Eure Majestät doch unmöglich soviel
    Aufhebens machen!«
    Der König, nun selbst solch direktem Angriff ausgesetzt, wußte nicht, was er antworten sollte, hielt aber den Augenblick für angemessen, den Wunsch, den er erst am Abend vor dem Fest äußern sollte, schon jetzt zu äußern. »Madame«, sprach er voll Würde, »im Stadthaus wird demnächst ein Ballfest gefeiert; ich wünsche, daß Sie unsern braven Stadtschöffen zu Ehren im Hofstaat dort erscheinen und vor allem die Diamantknöpfe
    -174-
    tragen, die ich Ihnen zum Namenstag geschenkt habe. Das ist meine Antwort.«
    Die Antwort war niederschmetternd. Anna von Österreich meinte nicht anders, als Ludwig wisse alles. Sie wurde aschfahl, stützte ihre Hand von bewunderungswürdiger Schönheit, die jetzt wie aus Wachs geformt schien, auf eine Konsole, blickte den König mit entsetzten Augen an, gab aber mit keiner Silbe Antwort.
    »Sie verstehen, Madame«, sagte der König, der sich an dieser Verlegenheit in vollstem Maße weidete, ohne indessen ihren Grund zu erraten, »Sie verstehen doch?«
    »Jawohl, Sire, ich höre«, stotterte die Königin. – »Sie werden auf diesem Ball erscheinen?« – »Ja«. – »Mit Ihren
    Diamantknöpfen?« – »Ja.«
    Die Blässe der Königin nahm noch zu; dem König entging das nicht, er freute sich darüber mit jener kalten Grausamkeit, die einer der schlimmen Züge seines Charakters war. – »Dann ist die Sache abgemacht«, sagte er, »weiter hatte ich Ihnen nichts zu sagen.« – »Aber an welchem Tag soll der Ball stattfinden?« fragte Anna von Österreich. – Ludwig fühlte instinktiv, daß er auf diese Frage die Antwort verweigern müßte, denn die Königin hatte sie mit fast ersterbender Stimme gestellt.
    – »Nun, Madame, sehr bald, wie gesagt«, antwortete er, »ich besinne mich genau auf den Tag, will aber den Kardinal noch einmal danach fragen.« – »Der Kardinal hat Ihnen also Meldung von diesem Fest gemacht?« – »Jawohl, Madame«, antwortete der König erstaunt, »doch warum diese Frage?« – »Und hat Ihnen auch gesagt, daß Sie mich auffordern sollen, die Diamantknöpfe anzulegen?« – »Das heißt, Madame...« – »Oh, er ist's gewesen, und kein anderer, Sire!« – »Nun, was hat es denn zu sagen, ob er oder ich? Solche Einladung ist doch nicht etwa ein Verbrechen?« – »Nein, Sire.« – »Sie werden also erscheinen?« – »Ja, Sire.« – »Gut«, antwortete der König, »gut, ich rechne darauf.«
    -175-
    Die Königin knickste, weniger aus Etikette, als weil ihr die Knie den Dienst versagten. Der König schien entzückt. – »Ich bin verloren«, murmelte die Königin, »verloren, denn der Kardinal weiß alles, und nur er treibt den König an, der noch nichts weiß, aber bald alles erfahren wird. Ich bin verloren! Ach Gott! Ach Gott!«... Sie kniete auf ein Kissen und betete, den Kopf in den bebenden Armen vergraben. Ihre Lage war
    tatsächlich schrecklich. Buckingham war nach London
    zurückgekehrt. Frau von Chevreuse war in Tours. Strenger überwacht denn je zuvor, hatte die Königin das dumpfe Gefühl, als wenn eine ihrer Damen sie hinterginge; aber sie wußte nicht, welche. La Porte konnte keinen Fuß aus dem Louvre setzen. Sie hatte nicht eine Seele auf der Welt, der sie sich anvertrauen konnte. Angesichts des über sie hereinbrechenden Unglücks und über die Einsamkeit ihrer Lage außer sich, brach sie in heftiges Schluchzen aus. Da fragte plötzlich eine weiche, mitleidsvolle Stimme: »Kann ich denn Ihrer Majestät in keiner Weise
    dienen?« – Die Königin drehte sich rasch um, denn über den Klang der Stimme war keine Täuschung möglich: so konnte nur eine Freundin sprechen und fragen! Und wen erblickte die Königin im Rahmen einer der zu ihren Gemächern führenden Türen? Niemand anders als die niedliche Frau Bonacieux, die, als der König eintrat, in einem Kabinett mit dem Sortieren von Wäsche beschäftigt war, nicht mehr rechtzeitig hinausgehen konnte und alles, was zwischen den Majestäten gesprochen worden war, mitangehört hatte. Die Königin stieß, als sie sich überrascht sah, einen durchdringenden Schrei aus, denn sie erkannte in ihrer Verwirrung im ersten Augenblick die ihr von La Porte besorgte junge Frau nicht.
    »Oh, Majestät, seien Sie ohne Furcht!« sagte, die Hände über der Brust faltend, die junge Frau, während ihr über den Kummer, den die Königin fühlte, Tränen in die Augen traten;
    »ich bin Ihnen mit Leib und Seele

Weitere Kostenlose Bücher