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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Frau Predigerin?« – »Woher hast du das viele Geld?« fragte sie. –
    »Hm, errätst du es nicht?« antwortete er. – »Vom Kardinal?« –
    »Von ihm und meinem Freunde, dem Grafen Rochefort!« –
    »Rochefort? Aber das ist ja der Wicht, der mich entführt hat!« –
    »Du hast mir ja schon gesagt, daß damit bloß ein politischer Zweck verfolgt wurde!« – »Ja, aber der Zweck war, mich zur Verräterin an meiner Herrin zu machen, mir durch die Folter Geständnisse zu entwinden, die die Ehre, vielleicht gar das Leben meiner erhabenen Herrin in Gefahr setzten.« –
    »Madame«, versetzte Bonacieux, »deine erhabene Herrin ist eine verschmitzte Spanierin, und was der Kardinal tut, das ist wohlgetan.« – »Mann«, rief die junge Frau, »daß du feige, geizig und dumm bist, wußte ich, aber für schuftig habe ich dich nicht gehalten!«
    Zornig hatte Bonacieux seine kleine Frau noch niemals
    gesehen, und vor einem ehelichen Zerwürfnis ernsterer Natur hatte er gewaltigen Respekt; schier außer sich, fragte er, was solche Rede bedeuten solle. – »Daß du ein ehrloser Wicht bist, ein Hundsfott, ein erbärmliches Subjekt! Das soll meine Rede bedeuten!« rief die Frau, die recht wohl merkte, daß sie wieder Oberwasser bei ihrem Mann gewann. »So? mit Politik befaßt sich mein Mann? Sogar mit Kardinalspolitik? Ha! Für elende
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    Silberlinge verkauft sich mein Mann dem Teufel?« – »Dem Teufel nicht, sondern dem Kardinal!« – »Das ist ein und dasselbe!« rief die junge Frau; »wer Richelieu sagt, sagt Teufel!« – »Schweig, Frau, schweig! Man könnte dich hören!« –
    »Ja, du hast recht, und ich würde mich schämen müssen über deine Feigheit!«
    »Aber was willst du denn eigentlich von mir?« – »Auf der Stelle abreisen sollst du, und wenn du den Auftrag, den ich dir zu erteilen geruhen werde, recht geschickt erledigst, will ich dir alles vergessen, dir auch verzeihen und – was dir vielleicht noch mehr gilt« – dabei gab sie ihm ihre kleine, niedliche Hand –
    »wieder Freundschaft mit dir schließen.«
    Bonacieux war freilich ein Feigling und ein Knicker, aber seine Frau hatte er über die Maßen lieb, und so ließ er sich erweichen; und als Frau Bonacieux merkte, daß er unschlüssig wurde, fragte sie kurz: »Na, willst du?« – »Aber, Liebste, so überlege doch nur, was du von mir verlangst! London ist weit von Paris, sehr weit, und vielleicht ist der Auftrag, den du für mich hast, nicht ganz ohne Gefahr!« – »Gefahr? Was hat sie auf sich, wenn man ihr aus dem Wege geht?« – »Still, Frau, still!«
    rief der Krämer, »laß mich ja in Ruhe mit solchen Dingen, denn es fällt mir nicht ein, mich darauf einzulassen; ich habe die Bastille gesehen und will von keiner Intrige mehr etwas wissen.
    Brrr! Diese Bastille ist etwas Schreckliches! Mir stehe n die Haare noch jetzt zu Berge, wenn ich an sie denke. Auch mit der Folter hat man mir gedroht. Weißt du, was es heißt, gefoltert zu werden? Holzkeile werden einem zwischen die Beine getrieben, bis die Knochen knacken! Nein, nein! Ich unternehme die Reise nicht. Aber, Schwerenot! Warum machst du dich denn nicht selbst auf die Socken? Kommt's mir doch ganz so vor, als ob ich mich in deinem Geschlecht geirrt habe. Weiß Gott! Ich glaube, du bist gar kein Frauenzimmer, sondern ein Mann im Unterrock, und obendrein noch einer, der Haare auf den Zähnen hat!«
    »Und du«, rief die kleine Frau, »bist ein Weib, ein
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    erbärmliches, dummes, klägliches Geschöpf von Weib! Hahaha!
    Seht doch nur, wie den Hasenfuß die Furcht schüttelt! Nun, soviel sage ich dir: wenn du dich nicht im Augenblick auf den Weg machst, so lasse ich dich einsperren, auf Befehl der Königin, in das finsterste Verlies der Bastille, vor der du solche Furcht hast!«
    Bonacieux versank in tiefes Sinnen; reiflich erwog er, welcher Groll ihm gefährlicher werden könnte: der der Königin oder der des Kardinals, und die Waage sank stark auf die Seite des Kardinals. »Laß mich dreist auf Befehl der Königin einstecken«, sagte er, »Seine Eminenz wird mich schon wieder herausholen.«
    Frau Bonacieux merkte jetzt, daß sie zu weit gegangen war. Sie erschrak fast über ihre Unbedachtsamkeit, einen Augenblick heftete sie den Blick auf dieses dumme Gesicht mit dem Ausdruck unbezwinglicher Verbohrtheit, den Blödsinnige zeigen, wenn sie von Furcht beherrscht sind. »Na,
    meinetwegen!« sagte sie, einlenkend. »Männer haben einen besseren Blick in politischen Dingen, als

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