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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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dir geben werde.«
    – »Mir?« – »Ja doch, dir. Es gilt eine edle, heilige Handlung zu verrichten, Mann, bei der zugleich ein schönes Stück Geld zu verdienen ist.«
    Frau Bonacieux wußte, daß sie ihres Mannes schwache Seite traf, wenn sie den Geldpunkt berührte. Aber ein Mensch, und wenn es auch bloß ein simpler Krämer wäre, bleibt nicht derselbe, wenn er sich zehn Minuten lang mit dem Kardinal Richelieu unterhalten hat.
    »So? Viel Geld ist dabei zu verdienen?« wiederholte
    Bonacieux, den Mund spitzend. – »Tausend Pistolen etwa.« –
    »Also handelt es sich wohl um eine recht ernste Geschichte, die ich verrichten soll?« – »Das allerdings.« – »Was soll ich dafür tun?« – »Auf der Stelle abreisen, mit einem Zettel, den du unter keinem Vorwand aus den Händen geben darfst, außer
    eigenhändig an seine Adresse.« – »Und wohin soll die Reise gehen?« – »Nach London.« – »Ich, nach London? Frau, du willst mich foppen! Was hätte ich denn in London zu tun?« –
    »Du nicht, aber andere Leute.« – »Wer ist denn das? Aufs Geratewohl unternehme ich nichts, das sage ich dir; ich will nicht bloß wissen, wem ich mich aussetze, sondern für wen ich mich Gefahren aussetze.« – »Eine erlauchte Person sendet dich, und eine erlauchte Person erwartet dich; der Lohn wird deine Wünsche weit übersteigen; soviel darf ich dir versprechen.« –
    »Schon wieder Intrigen? Noch immer Intrigen? Danke schön!
    Ich mag nichts mehr davon hören und sehen! Der Herr Kardinal hat mir ein Licht darüber aufgesteckt!« – »Der Kardinal?« rief Frau Bonacieux, »du bist beim Kardinal gewesen?« – »Er hat
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    mich rufen lassen«, antwortete der Krämer mit maßlosem Stolz.
    – »Und du bist unklug genug gewesen, seiner Einladung zu folgen?« – »Ich muß sagen, daß mir keine Wahl blieb, denn ich steckte zwischen zwei Feuern. Allerdings wäre ich, da mir damals Seine Eminenz nicht bekannt war, von Herzen froh gewesen, wenn ich mich von diesem Besuch hätte freimachen können.« – »Er hat dich also schlecht behandelt, hat dir gedroht?« – »Die Hand hat er mir gegeben und seinen Freund hat er mich genannt! Verstehst du, Frau? Seinen Freund! Dein Mann ist der Freund des großen Kardinals!« – »Des großen Kardinals!« – »Willst du ihm den Titel etwa abstreiten, Frau?« –
    »Ich bestreite das gar nicht, aber sagen will ich dir, daß eines Ministers Gunst eine Eintagsfliege ist, und daß man recht töricht ist, wenn man sich an eines Ministers Schöße hängt; es gibt Gewalten, die über die seine hinausragen und die nicht auf der Laune eines Mannes oder dem Ausgang eines Ereignisses
    beruhen, und solchen Gewalten soll man sich anschließen.«
    »Recht schade, Frau; aber ich kenne nun einmal keine andere Gewalt als die des großen Mannes, dem ich die Ehre habe zu dienen.« – »So? Du dienst dem Kardinal?« – »Jawohl, Frau, und als sein Diener werde ich nicht erlauben, daß du dich an Komplotten wider die Sicherheit des Staates beteiligst und den Intrigen einer Frau die Hand leihst, die keine Französin ist, sondern mit ihrem Herzen an Spanien hängt. Zum Glück ist der große Kardinal da, und sein Späherblick wacht und dringt bis in die Tiefen der Herzen.« – Eine Phrase, die Bonacieux aus Rocheforts Mund gehört hatte! Die arme Frau aber, die auf ihren Mann gerechnet und sich in dieser Hoffnung für ihn bei der Königin verbürgt hatte, zitterte darum nicht minder, sowohl vor der Gefahr, in die sie sich fast gestürzt hätte, als vor der Machtlosigkeit, zu der sie sich verurteilt sah. Da sie aber die Schwäche und vor allem die Habgier ihres Mannes kannte, gab sie die Hoffnung, ihn ihren Plänen gefügig zu machen, noch immer nicht auf.
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    »So, so? Parteigänger des Kardinals ist mein Mann?« rief die kleine Frau, »Parteigänger der Schufte, die seine Frau mißhandeln und seine Königin schmähen!« – »Privatinteressen zerfallen in nichts vor denen des allgemeinen Wohls, und ich stehe auf seiten der Retter des Staates!« rief der Krämer.
    Wiederum eine Phrase, die er dem Grafen abgelauscht hatte. –
    »Und weißt du denn, was der Staat ist, von dem du faselst?«
    fragte, die Achseln zuckend, die Frau. »Laß dir an deiner Eigenschaft eines simplen Bürgers genügen und schlage dich auf die Seite, die dir die meisten Vorteile bietet.« – »He? He?«
    rief Bonacieux, auf einen strammen Beutel klopfend, der einen silbernen Klang von sich gab. »Was sagst du dazu,

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