Die drei Musketiere 2
bedarf Eures Wagens.« – »Wie soll ich dann aber reisen?« – »Zu Pferd.« –
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»Ihr habt gut reden, hundertundachtzig Meilen.« – »Was will das heißen?« – »Die wollen zurückgelegt sein. Und dann?« –
»Wenn Ihr durch Lilliers kommt, schickt Ihr mir Euren Wagen und befehlt Eurem Diener, sich mir zur Verfügung zu stellen.« –
»Gut.« – »Ihr habt ohne Zweifel irgendeinen Ausweis vom Kardinal bei Euch.« – »Ich habe meine Vollmacht.« – »Zeigt sie der Äbtissin und sagt ihr, daß man mich heute oder morgen holen werde und daß ich der Person zu folgen habe, die sich in Eurem Namen einfinden wird.« – »Ihr werdet mich also erwarten? Doch wo? …« – »Laßt mich einen Augenblick nachdenken … halt, ja, in Armentieres.« – »Was ist das, Armentieres?« – »Ein Städtchen an der Lys; da brauche ich nur über den Fluß zu gehen und befinde mich dann in fremdem Land.« – »Vortrefflich! Aber es versteht sich, daß Ihr nur im Fall einer Gefahr über den Fluß geht.« – »Das versteht sich.«
»Und Ihr sagtet, Ihr erwartet mich in Armentieres?«
»Jawohl, in Armentieres.«
»Schreibt mir diesen Namen auf ein Stück Papier, ich könnte ihn sonst vergessen, ein Städtchen ist doch nicht
kompromittierend, nicht wahr?«
»Wer weiß? Doch gleichviel«, sagte Mylady, »ich setze mich der Gefahr aus.«
Mylady nahm einen Zettel, schrieb rasch den Namen des Ortes darauf und gab ihn sodann dem Comte. »Und nun adieu!«
– »Adieu, Mylady.« – »Empfehlt mich dem Kardinal!« –
»Empfehlt mich dem Satan!«
Mylady und Rochefort tauschten ein Lächeln und trennten sich. Eine Stunde nachher sprengte Rochefort in stärkstem Galopp aus Bethune. Nach fünf Stunden kam er durch Arras.
Unsere Leser wissen bereits, wie er von d’Artagnan
wiedererkannt wurde, wie dieses Wiedererkennen den vier Musketieren Furcht einflößte und sie zur größten Eile trieb.
Kaum war Rochefort fort, so erschien Madame Bonacieux 252
wieder. Sie traf Mylady mit lachendem Gesicht.
»Nun«, sagte die junge Frau, »was Ihr befürchtet habt, ist also eingetroffen. Heute abend oder morgen läßt der Kardinal Euch holen.«
»Wer hat Euch das gesagt, meine Liebe?« fragte Mylady. –
»Ich habe es aus dem Mund des Boten selbst.« – »Kommt, setzt Euch ein wenig zu mir«, sagte Mylady. – »Da bin ich.« –
»Wartet, bis ich mich versichert habe, daß uns auch niemand hört.« – »Weshalb alle diese Vorsichtsmaßregeln?« – »Ihr werdet es noch erfahren.«
Mylady stand auf und ging nach der Tür, öffnete sie, blickte auf den Gang hinaus, kam dann zurück und setzte sich neben Madame Bonacieux.
»Dann hat er also seine Rolle gut gespielt«, sagte sie. – »Wer denn?« – »Der Herr, der sich der Äbtissin als Abgesandter des Kardinals vorgestellt hat.« – »Er spielte also nur eine Rolle?« –
»Ja, meine Liebe.« – »Diese Mann ist also nicht …«
»Dieser Mann«, erwiderte Mylady, die Stimme dämpfend,
»ist mein Bruder.« – »Euer Bruder?« rief Madame Bonacieux.
»Jawohl! Nur er allein kennt das Geheimnis, meine Liebe, wenn Ihr es irgend jemand anvertraut, bin ich verloren, und vielleicht auch Ihr.« – »O mein Gott!« – »Hört, was sich zugetragen hat: Mein Bruder, der zu meiner Befreiung herbeieilte, um mich nötigenfalls mit Gewalt von hier fortzuführen, ist dem Boten des Kardinals, der mich holen sollte, begegnet und hat ihn verfolgt. An einer einsamen und abgelegenen Stelle des Weges forderte er den Boten, den Degen in der Hand auf, im die Papiere, deren Überbringer er war, zu übergeben. Der Bote wollte sich verteidigen, da hat mein Bruder ihn getötet.« – »Oh!« rief Madame Bonacieux schaudernd.
»Bedenkt, es war der einzige Ausweg. Mein Bruder beschloß, nunmehr List statt Gewalt anzuwenden. Er nahm die Papiere an sich, gab sich hier als den Abgesandten des Kardinals aus, und in eine r bis zwei Stunden muß ein Wagen kommen, um mich im 253
Namen Seiner Eminenz abzuholen.«
»Ich verstehe. Diesen Wagen sendet Euer Bruder.« »So ist’s, aber das ist noch nicht alles. Der Brief, den Ihr erhalten habt und den Ihr von Madame de Chevreuse zu empfange n glaubtet …« –
»Nun?« – »Ist gefälscht.« – »Wieso?« – »Ja, gefälscht. Es ist eine Falle, die man Euch stellt, damit Ihr keinen Widerstand leistet, wenn man Euch abholen wird.«
»Aber d’Artagnan selbst wird ja kommen.« – »Gebt diesen Irrtum auf, d’Artagnan und seine Freunde sind
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