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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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suchte die junge Frau am Arm fortzuschleppen, »durch den Garten können wir noch entfliehen, ich habe den Schlüssel, aber eilen wir, in wenigen Minuten ist es zu spät!«
    Madame Bonacieux versuchte zu gehen, machte zwei Schritte und sank in die Knie. In diesem Moment hörte man das Rollen des Wagens, der bei dem Anblick der Musketiere im Galopp davoneilte. Dann erschollen drei oder vier Schüsse.
    »Zum letztenmal, wollt Ihr kommen!« rief Mylady.
    »O mein Gott! Mein Gott! Ihr seht ja, daß es mir an Kraft fehlt, Ihr seht, daß ich nicht gehen kann, flieht allein.«
    »Allein fliehen? Euch hier lassen? Nein, nie, nie!« rief Mylady.
    Plötzlich zuckte ein Blitz in ihren Augen auf. Sie lief zu dem Tisch und ließ in Madame Bonacieux’ Glas aus der Höhlung eines schnell geöffneten Ringes ein rötliches Kügelchen fallen, das sogleich schmolz. Dann nahm sie das Glas mit fester Hand und sagte: »Trinkt, trinkt, dieser Wein wird Euch Kräfte geben, trinkt! «
    Und sie näherte das Glas den Lippen der jungen Frau, die es mechanisch austrank.
    »Ah! Ich wollte mich nicht auf diese Weise rächen«, sagte Mylady, indem sie mit höllischem Lächeln das Glas auf den Tisch setzte; »aber wahrhaftig, man tut, was man kann.« Und sie stürzte aus dem Zimmer.
    Madame Bonacieux sah sie fliehen, ohne ihr folgen zu 259
    können. Es ging ihr, wie jemandem der träumt, er werde verfolgt und vergebens versucht, einen Schrei auszustoßen. Einige Minuten gingen vorüber. Ein furchtbarer Lärm erhob sich vor der Tür. Endlich vernahm sie das Ächzen der Gitter, die man öffnete. Der Lärm von Stiefeln und Sporen ertönte auf der Treppe, in einem Gewirr von Stimmen, die sich näherten, glaubte sie ihren Namen aussprechen zu hören. Plötzlich stieß sie einen lauten Freudenschrei aus und stürzte nach der Tür, sie hatte d’Artagnans Stimme erkannt.
    »D’Artagnan! D’Artagnan!« rief sie, »seid Ihr es? Hierher!«
    »Constance, Constance! Mein Gott wo seid Ihr?«
    In demselben Augenblick gab die Tür der Zelle einem kräftigen Stoß nach. Mehrere Männer traten in das Zimmer; Madame Bonacieux war in einen Lehnstuhl gesunken, ohne sich von der Stelle bewegen zu können. D’Artagnan warf eine noch rauchende Pistole, die er in der Hand hielt, von sich und fiel vor seiner Geliebten in die Knie, Athos steckte die seinige in den Gürtel, Porthos und Aramis, die ihre entblößten Degen in der Hand hielten, stießen sie in die Scheide.
    »Oh! D’Artagnan, mein geliebter d’Artagnan, du kommst endlich! Du hattest mich nicht getäuscht! Du bist es!«
    »Ja, ja, Constance! Endlich vereinigt!«
    »Oh, wenn sie auch sagte, du würdest nicht kommen, ich hoffte doch und wollte nicht fliehen. Oh! Wie gut, daß ich’s nicht getan! Wie glücklich bin ich!«
    Bei dem Worte sie stand Athos, der sich ruhig niedergesetzt hatte, plötzlich auf.
    »Sie? Welche Sie?« fragte d’Artagnan.
    »Meine Gefährtin, die mich aus Freundschaft meinen
    Verfolgern entziehen wollte, die soeben geflohen ist, weil sie Euch für die Leibwache des Kardinals hielt.«
    »Eure Gefährtin?« rief d’Artagnan und wurde so bleich wie der Schleier seiner Geliebten. »Von welcher Gefährtin sprecht 260
    Ihr?«
    »Von der, deren Wagen vor der Tür stand; von einer Frau, die Eure Freundin ist, d’Artagnan, und der Ihr alles erzählt habt.«
    »Ihr Name?« rief d’Artagnan. »Mein Gott, wißt Ihr ihren Namen nicht?«
    »Allerdings, ich habe ihn gehört. Wartet, was ist das? Ah!
    Mein Gott! Meine Sinne verwirren sich … ich sehe nichts mehr
    …«
    »Hierher, meine Freunde, hierher, ihre Hände sind kalt, wie Eis!« rief d’Artagnan. »Großer Gott, sie verliert das Bewußtsein!«
    Während Porthos mit aller Gewalt seiner Stimme um Hilfe rief, lief Aramis, um ein Glas Wasser zu holen, zu dem Tisch.
    Aber er blieb plötzlich stehen, als er Athos’ furchtbar verstörtes Gesicht bemerkte, der mit gesträubtem Haar und wie
    versteinerten Zügen auf eins der Gläser starrte.
    »Oh!« sagte Athos, »Nein, das ist unmöglich! Gott würde ein solches Verbrechen nicht zugeben.«
    »Wasser! Wasser!« rief d’Artagnan, »Wasser!«
    »Oh, arme Frau, arme Frau«, murmelte Athos mit
    gebrochener Stimme.
    Madame Bonacieux öffnete unter d’Artagnans Küssen die Augen wieder.
    »Sie kommt zu sich!« rief der junge Mann. »O mein Gott, mein Gott, ich danke dir!«
    »Im Namen des Himmels«, rief Athos. »Sagt mir, wem gehört dieses leere Glas?«
    »Mir, Herr«, antwortete die junge Frau

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