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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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verschmähten Schönen durch Mark und Bein ging.
    Sie stieß daher in Form eines mea culpa und sich an die Brust schlagend ein so kräftiges Hm! aus, daß alle und sogar die Dame mit dem roten Kissen sich umwandten. Porthos hielt stand. Er hatte wohl verstanden, aber er spielte den Tauben.
    Die sehr schöne Dame mit dem roten Kissen brachte eine mächtige Wirkung auf die Dame mit der schwarzen Haube hervor, die in ihr eine ernsthafte Nebenbuhlerin erblickte, und auch auf Porthos, der sie viel jünger und auch viel hübscher fand, als die Dame mit der schwarzen Haube, endlich auch auf d’Artagnan, der in ihr die Dame von Meung erkannte, die der Mann mit der Narbe als Mylady begrüßt hatte.
    Ohne die Dame mit dem roten Kissen aus den Augen zu verlieren, fuhr d’Artagnan fort, auf Porthos zu achten, dessen Benehmen ihn im höchsten Grade belustigte. Er erriet, daß die 4
    Dame mit der schwarzen Haube die Prokuratorsfrau war.
    Die Predigt war zu Ende. Die Dame ging auf den Weihkessel zu. Porthos kam ihr zuvor und steckte statt eines Fingers die ganze Hand hinein. Die Dame lächelte, im Glauben, Porthos tue dies um ihretwillen, aber sie wurde schnell und grausam enttäuscht. Als sie nur noch drei Schritte von ihm entfernt war, drehte er den Kopf und heftete seine Augen unveränderlich auf die Dame mit dem roten Kissen, die sich erhoben hatte und mit ihrem Negerknaben und der Kammerfrau näher kam. Als sie nahe bei Porthos war, zog dieser seine triefende Hand aus dem Weihkessel. Die schöne Andächtige berührte mit ihrer zarten Porthos’ plumpe Hand, machte lächelnd das Zeichen des Kreuzes und verließ die Kirche.
    Das war zuviel für die Verschmähte, sie zweifelte nicht mehr daran, daß diese Dame und Porthos in einem Liebesverhältnis standen. Wäre sie eine vornehme Dame gewesen, so würde sie in Ohnmacht gefallen sein, da sie aber nur eine Prokuratorsfrau war, so begnügte sie sich, mit verhaltener Wut zu Porthos zu sagen: »Ei, Monsieur Porthos, Ihr bietet mir kein Weihwasser?«
    Porthos machte beim Klang dieser Stimme eine Bewegung, etwa wie ein Mensch, der nach einem Schlaf von hundert Jahren erwacht.
    »Ma… Madame!« rief er, »seid Ihr es wirklich? Wie befindet sich Euer Gemahl, der liebe Monsieur Coquenard? Ist er noch immer so ein großer Filz wie früher? Wo hatte ich denn die Augen, daß ich Euch während der zwei Stunden der Predigt nicht einmal bemerkte?«
    »Ich war nur zwei Schritte von Euch entfernt, Monsieur, aber Ihr bemerktet mich nicht, weil Ihr nur Augen für die schöne Dame hattet, der Ihr soeben Weihwasser botet.«
    Porthos stellte sich, als geriete er in Verlegenheit.
    »Ah!« sagte er, »Ihr habt wahrgenommen …«
    »Man müßte blind sein, um es nicht zu sehen.«

    5
    »Ja«, sagte Porthos lächelnd, »es ist eine Herzogin, eine Freundin von mir, mit der ich wegen der Eifersucht ihres Gatten nur unter den größten Schwierigkeiten zusammenkommen kann, und die mich benachrichtigt hatte, sie würde heute, nur um mich zu sehen, in dieser baufälligen Kirche, in dieser abgelegenen, öden Gegend erscheinen.«
    »Monsieur Porthos, würdet Ihr wohl die Güte haben, mir den Arm auf fünf Minuten zu bieten? Ich möchte gern mit Euch sprechen.«
    »Wie, Madame!« sagte Porthos, sich selbst zublinzelnd, wie ein Spieler, der über den Toren lacht, den er zu fangen im Begriffe ist.
    In diesem Augenblick ging d’Artagnan, Mylady verfolgend, vorüber. Er warf Porthos einen Seitenblick zu und las den Triumph in seinem Auge. »Ei, ei«, sagte er zu sich selbst, »da ist einer, der wohl in der vorgeschriebenen Frist ausgerüstet sein wird.«
    Dem Druck des Armes seiner Prokuratorsfrau wie eine Barke dem Steuerruder nachgebend, gelangte Porthos in einen wenig besuchten, an beiden Enden durch Drehkreuze geschlossenen Gang.
    »Ah, Monsieur Porthos«, rief die Prokuratorsfrau, nachdem sie sich versichert hatte, daß sie von niemand gesehen oder gehört werden konnten, »Ihr seid, wie es scheint, ein großer Eroberer.«
    »Ich, Madame?« fragte Porthos, sich spreizend. »Und wieso?«
    »Nun, die Zeichen von vorhin und das Weihwasser soeben!
    Es ist mindestens eine Prinzessin, diese Dame mit ihrem Negerknaben und ihrer Kammerfrau.«
    »Ihr täuscht Euch. Mein Gott, es ist nur eine Herzogin.«
    »Und der Läufer, der an der Tür wartete, und die Karosse mit dem Kutscher in großer Livree.«

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    Porthos hatte weder Läufer noch Karosse gesehen, aber mit dem Blick der Eifersucht hatte Madame Coquenard alles

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