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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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wahrgenommen. Porthos bedauerte, daß er die Dame mit dem roten Kissen nicht auf den ersten Schlag zu einer Prinzessin gemacht hatte.
    »Ah, Ihr seid der Liebling der Schönen, Monsieur Porthos«, versetzte die Prokuratorsfrau seufzend. – »Ihr mögt wohl denken«, erwiderte Porthos, »daß es mir bei einem Äußeren, wie es mir die Natur vergönnt hat, nicht an Glück fehlen kann.« –
    »Mein Gott, wie schnell Männer doch vergessen!« rief die Prokuratorsfrau, die Augen zum Himmel erhebend. – »Mir scheint es, weniger schnell als die Frauen, denn schließlich kann ich wohl sagen, daß ich Euer Opfer war, als ich mich verwundet und sterbend, von den Ärzten verlassen sah. Ich, der Sprößling einer erhabenen Familie, der ich mich Eurer Freundschaft anvertraut hatte, wäre in einer schlechten Herberge in Chantilly anfangs beinahe an meinen Wunden und dann vor Hunger gestorben, und zwar, ohne daß Ihr mich nur einer Antwort auf die dringenden Briefe würdigtet, die ich an Euch schrieb.« –
    »Aber, Monsieur Porthos …« murmelte die Prokuratorsfrau, die einsah, daß sie im Unrecht war. – »Ich, der ich für Euch die Comtesse de Penaflor opferte!« – »Ich weiß es wohl.« – »Die Baronesse de …« – »Monsieur Porthos, peinigt mich nicht.« –
    »Die Comtesse de …« -»Monsieur Porthos, seid edelmütig!« –
    »Ihr habt recht, Madame, ich werde nicht vollenden.« – »Die Schuld liegt an meinem Mann, der nichts von Darlehen hören will.« – »Madame Coquenard«, sagte Porthos, »erinnert Euch des ersten Briefes, den Ihr mir geschrieben habt, und der tief in mein Herz geprägt ist.«
    Die Prokuratorsfrau vergoß eine Träne und sagte: »Monsieur Porthos, ich schwöre Euch, daß Ihr mich schwer bestraft habt und daß, wenn Ihr Euch in Zukunft in einer ähnlichen Verlegenheit befindet, nur an mich wenden dürft.«
    »Pfui, Madame«, rief Porthos empört, »sprechen wir nicht 7
    von Geld, wenn es Euch beliebt, denn das ist demütigend.«
    »Also liebt Ihr mich nicht mehr?« fragte die Prokuratorsfrau langsam und traurig.
    Porthos beobachtete ein würdevolles Stillschweigen.
    »Also auf diese Weise antwortet Ihr mir? Ach! Ich begreife!«
    – »Denkt an die Beleidigung, die Ihr mir zugefügt habt. Sie ist hier haften geblieben«, sagte Porthos und preßte die Hand an sein Herz. – »Ich werde sie wiedergutmachen, hört wohl, mein lieber Porthos.« – »Überdies, was verlangte ich von Euch?«
    versetzte Porthos, gutmütig mit der Schulter zuckend, »eine Anleihe, nichts weiter; im ganzen bin ich kein unbilliger Mensch, ich weiß, daß Ihr nicht reich seid, Madame Coquenard, und daß Euer Mann die armen Prozeßkrämer besteuern muß, um ihnen ein paar Taler abzulocken. Oh! wenn Ihr eine Gräfin, eine Marquise oder eine Herzogin wäret, dann wäre es etwas ganz anderes, und ich wüßte keine Entschuldigung für Euch zu finden.«
    Die Prokuratorsfrau erwiderte gereizt: »Wißt, Porthos, daß meine Geldkasse vielleicht besser gespickt ist, als die aller Eurer zugrunde gerichteten Zierpüppchen.« – »Das ist eine doppelte Beleidigung für mich«, sagte Porthos, seinen Arm von dem der Prokuratorsfrau losmachend, »denn wenn Ihr reich seid, Madame Coquenard, so ist Eure Weigerung völlig
    unentschuldbar.« – »Wenn ich Euch sage reich«, erwiderte die Prokuratorsfrau, die sah, daß sie sich etwas zu weit hatte fortreißen lassen, »so darf man meine Worte nicht buchstäblich nehmen. Ich bin nicht reich, aber wohlhabend.« – »Gut, Madame«, sagte Porthos. »Reden wir nicht mehr hiervon, ich bitte Euch. Ihr habt mich verkannt, jede Sympathie ist zwischen uns erloschen.« – »Undankbarer Mensch! « – »Ihr habt wohl ein Recht, Euch zu beklagen.« – »Geht also mit Eurer Herzogin. Ich halte Euch nicht zurück.« – »Ach, Madame«, entgegnete Porthos, mit dem schwermütigsten Ton, den er anzunehmen vermochte, »wenn wir in einen Krieg ziehen, in einen Krieg, wo 8
    mir meine Ahnungen sagen, daß ich meinen Tod finden werde
    …« – »Oh! sprecht nicht solche Dinge«, rief die Prokuratorsfrau und brach in ein Schluchzen aus. – »Irgend etwas sagt mir dies«, fuhr Porthos, immer schwermütiger werdend, fort. – »Gesteht vielmehr, daß Ihr eine neue Liebe hegt.« – »Nein, gewiß nicht, ich rede offenherzig mit Euch. Kein neuer Gegenstand rührt mich, und ich fühle, daß sogar hier im Grunde meines Herzens etwas für Euch spricht. Aber in vierzehn Tagen wird dieser unselige Feldzug

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