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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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zu sprechen, bis er verschwunden war.
    Dann sahen sie einander an. Sie waren alle ganz bestürzt, denn trotz des freundschaftlichen Abschieds Seiner Eminenz war ihnen klar, daß der Kardinal mit Wut in seinem Herzen davonging.
    Als der Kardinal sich außer Seh- und Hörweite befand, rief Porthos, der große Lust zeigte, seine schlechte Laune an irgend jemandem auszulassen:
    »Dieser Grimaud hat uns aber auch spät genug gewarnt.«
    Grimaud wollte antworten, um sich zu entschuldigen. Athos erhob aber den Finger, und so schwieg der Diener.
    »Hättet Ihr ihm den Brief gegeben, Aramis?« fragte
    d’Artagnan. – »Ich hatte meinen Entschluß gefaßt«, erwiderte Aramis mit seiner sanftesten Stimme. »Wenn er die
    Auslieferung verlangt hätte, würde ich ihm mit einer Hand den Brief dargereicht und mit der anderen Hand meinen Degen durch den Leib gestoßen haben.«
    »Das habe ich mir wohl gedacht«, sagte Athos, »deshalb bin ich auch zwischen Euch und ihn getreten. Es ist wahrlich sehr unklug von dem Mann, so mit anderen Männern zu sprechen, man könnte meinen, er hätte immer nur mit Weibern und Kindern zu tun gehabt.«
    »Mein lieber Athos«, sprach d’Artagnan, »ich bewundere Euch. Indessen waren wir im Grunde genommen im Unrecht.«
    »Wie, wir im Unrecht?« versetzte Athos. »Wem gehört denn diese Luft, die wir atmen? Wem dieser Ozean, der sich vor unseren Blicken ausbreitet? Wem dieser Sand, auf dem wir uns gelagert hatten? Wem dieser Brief von Eurer Geliebten? Etwa dem Kardinal? Bei meiner Ehre, der Mann bildet sich ein, die Welt gehöre ihm. Heißt verliebt sein denn konspirieren? Ihr seid in eine Frau verliebt, die der Kardinal hat einsperren lassen. Ihr wollt sie den Händen des Kardinals entreißen. Es handelt sich 173
    hier also nur um eine Partie, die Ihr mit Seiner Eminenz spielt.
    Dieser Brief ist Eure Karte, warum solltet Ihr Eure Karte Eurem Gegner zeigen? So etwas tut man nicht. Er mag sie erraten, gut!
    Wir sind über seine Karten auch nicht im unklaren.«
    »Was Ihr da sagt, Athos«, erwiderte d’Artagnan, »ist in der Tat sehr vernünftig.« – »Nun gut, dann sei von dem Vorgefallenen nicht mehr die Rede. Aramis nehme den Brief seiner Base da wieder auf, wo Seine Eminenz ihn unterbrochen hat.«
    Aramis zog den Brief aus seiner Tasche, die drei Freunde traten nahe zu ihm heran, während die drei Diener sich wieder um die große Flasche gruppierten.
    »Ihr hattet nur eine oder zwei Zeilen gelesen«, sagte d’Artagnan, »fangt doch den Brief nochmals von vorne an!«
    »Gerne«, erwiderte Aramis und las:
    »Mein lieber Vetter!
    Ich glaube, ich werde mich doch wohl entschließen, nach Bethune abzureisen. Meine Schwester hat dort unsere kleine Magd in dem Karmeliterinnenkloster untergebracht. Das arme Kind hat sich darein ergeben, es weiß, daß es nirgends sonst leben kann, ohne daß das Heil seiner Seele in Gefahr gerät.
    Wenn jedoch unsere Familienangelegenheiten sich so ordnen, wie wir es wünschen, so bin ich überzeugt, daß sie selbst auf die Gefahr hin, der Verdammnis anheimzufallen, zu denen zurückkehren wird, nach welchen sie sich um so mehr sehnt, als sie weiß, daß man fortwährend an sie denkt. Inzwischen ist sie jedoch nicht allzu unglücklich. Alles, was sie wünscht, ist ein Brief von ihrem Bräutigam. Ich weiß wohl, daß diese Art Sendungen schwer durch das Gitter gelangen, wie ich Euch aber schon bewiesen habe, mein lieber Vetter, bin ich nicht allzu ungeschickt, und so will ich die Vermittlung übernehmen.
    Meine Schwester dankt Euch für Euer gutes und ewiges Gedenken. Sie war einen Augenblick in großer Sorge, ist jetzt aber wieder einigermaßen beruhigt, da sie ihren Gehilfen 174
    hinübergeschickt hat, damit nichts Unvorhergesehenes vorfalle.
    Adieu, mein lieber Vetter, schreibt uns, so oft es Euch möglich ist, das heißt, so oft Ihr glaubt, es tun zu können.
    Ich umarme Euc h.
    Marie Michon.«
    »Oh, wie vielen Dank bin ich Euch schuldig, Aramis«, rief d’Artagnan. »Geliebte Constance! Endlich höre ich also von ihr, sie lebt, sie ist in Sicherheit in einem Kloster, sie ist in Bethune!
    Wo liegt denn Bethune, Athos?«
    »Einige Meilen von der elsässischen Grenze entfernt. Ist die Belagerung einmal aufgehoben, so können wir eine Reise dorthin unternehmen.«
    »Und das wird, wie man hoffen darf, nicht mehr lange anstehen«, sagte Porthos, »denn heute morgen wurde ein Spion gehängt, der erklärt hat, daß die Rocheller in ihrer Nahrung schon beim Oberleder ihrer

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