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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Stiefel angelangt sind. Nimmt man nun an, daß, wenn auch das Oberleder verzehrt ist, sie die Sohle essen, so weiß ich nicht, was ihnen, wenn sie auch damit fertig sind, noch viel übrig bleibt, sofern sie nicht einander aufessen wollen.«
    »Arme Toren!« sagte Athos, indem er ein Glas vorzüglichen Bordeaux leerte. »Arme Toren! Als ob die katholische Religion nicht die angenehmste aller Religionen wäre! Doch gleichviel«, fuhr er fort, »es sind tapfere Leute. Aber, zum Teufel, was tut Ihr denn da, Aramis? Ihr steckt diesen Brief in Eure Tasche?«
    »Jawohl«, stimmte d’Artagnan bei, »Athos hat recht, er muß verbrannt werden. Zwar wer weiß, ob der Kardinal nicht ein Geheimnis besitzt, um die Asche zu befragen.« – »Er muß ein solches besitzen«, meinte Athos.
    »Was wollt Ihr aber mit dem Brief tun?« fragte Porthos. –
    »Kommt her, Grimaud!« rief Athos. Grimaud erhob sich und gehorchte.
    »Zur Strafe dafür, daß Ihr ohne Erlaubnis gesprochen habt, 175
    mein Freund, werdet Ihr jetzt dieses Stück Papier essen. Dann dürft Ihr zur Belohnung für den Dienst, den Ihr uns damit leistet, dieses Glas Wein trinken. Hier zunächst den Brief, kaut tüchtig!«
    Grimaud lächelte, und die Augen auf das Glas geheftet, das Athos bis zum Rand gefüllt hatte, zerkaute er das Papier und verschluckte es.
    »Bravo, Meister Grimaud!« sagte Athos, »und nun nehmt dieses. Schon gut, ich erlasse es Euch, mir zu danken.«
    Grimaud trank stillschweigend das Glas Bordeauxwein, aber seine zum Himmel erhobene n Augen redeten während der ganzen Dauer dieser süßen Beschäftigung eine Sprache, die, wenn auch stumm, darum nicht weniger ausdrucksvoll war.
    »Und nun«, sagte Athos, »sofern Seine Eminenz nicht auf den geistreichen Gedanken verfällt, Grimaud den Bauch
    aufschneiden zu lassen, können wir, glaube ich, ganz beruhigt sein.«
    Unterdessen setzte Richelieu seinen melancholischen Spazierritt fort und brummte in seinen Bart, was er sich schon oft gesagt hatte:
    »Diese vier Männer müssen entschieden mein werden.«
    Kehren wir zu Mylady zurück.
    Die ersten Augenblicke der Gefangenschaft waren furchtbar.
    Mit krampfhaften Zuckungen der Wut, die sie nicht zu überwinden vermochte, zahlte sie den Zoll weiblicher Schwäche. Allmählich aber wurde sie Herrin der Ausbrüche ihres tollen Zornes, das Zittern, das ihren Körper bewegte, verschwand, und sie zog sich wie eine ruhende Schlange in sich selbst zurück.
    »Auf! Auf! Ich war eine Törin, daß ich mich hinreißen ließ«, sprach sie, in den Spiegel schauend, der ihren Augen den glühenden Blick zurückwarf, durch den sie sich selbst zu befragen schien, »keine Unbeherrschtheit! Die Unbeherrschtheit 176
    ist ein Zeichen der Schwäche, und noch nie habe ich dadurch gesiegt.«
    Es war ungefähr acht Uhr abends. Mylady bemerkte ein Bett und dachte, ein paar Stunden Ruhe würden nicht nur ihrem Kopf und ihre Gedanken, sondern auch ihren Teint erfrischen. Doch ehe sie sich niederlegte, kam ihr noch eine bessere Idee. Sie hatte vom Abendessen sprechen hören. Schon war sie seit geraumer Zeit in diesem Zimmer, und man konnte nicht länger zögern, ihr das Mahl zu bringen. Die Gefangene wollte keine Zeit verlieren, und beschloß, schon an diesem Abend einen Versuch zu machen, um die Charaktere der Leute zu erforschen, denen ihre Bewachung anvertraut war.
    Ein Licht erschien unter der Tür, es kündete die Rückkehr ihrer Kerkermeister an. Mylady, die sich erhoben hatte, warf sich rasch wieder in ihren Lehnstuhl, den Kopf zurückgebogen, die Haare aufgelöst, den Hals halb entblößt unter zerknitterten Spitzen, eine Hand auf ihrem Herzen, die andere herabhängend.
    Man öffnete den Riegel, die Tür ächzte in ihren Angeln. Tritte erschollen im Innern und näherten sich.
    »Stellt den Tisch hierher«, sagte eine Stimme, an der Mylady Feiton erkannte.
    Der Befehl wurde vollzogen.
    Endlich wandte sich Feiton, der Mylady noch nicht angesehen hatte, nach ihr um.
    »Ah! Ah!« sagte er, »sie schläft, gut, bei ihrem Erwachen wird sie zu Nacht speisen.«
    Er machte einige Schritte, um sich zu entfernen.
    »Leutnant«, sagte der Soldat, der etwas weniger stoisch war als sein Vorgesetzter, und sich Mylady genähert hatte, »diese Frau schläft nicht.«
    »Wie, sie schläft nicht?« sagte Feiton, »was macht sie denn?«
    »Sie ist ohnmächtig. Ihr Gesicht ist sehr bleich, und ich höre, wie sehr ich auch lausche, keinen Atemzug.«

    177
    »Ihr habt recht«, erwiderte Feiton, nachdem

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