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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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er Mylady von dem Platz, wo er stand, ohne einen Schritt nach ihr zu tun, angeschaut hatte. »Benachrichtigt Lord Winter, seine Gefangene sei in Ohnmacht gefallen, denn ich weiß nicht, was ich tun soll, da dieser Fall nicht vorgesehen ist.«
    Der Soldat ging fort, um dem Befehl des Offiziers zu gehorchen. Feiton setzte sich auf einen Stuhl, der sich in der Nähe der Tür befand, und wartete, ohne ein Wort zu sprechen, ohne die geringste Gebärde zu machen. Sie bedachte nun, daß Lord Winter kommen und durch seine Gegenwart ihrem
    Kerkermeister neue Kraft verleihen würde. Ihr erster Versuch war gescheitert; sie faßte ihren Entschluß wie eine Frau, die ihre Mittel zählt. Diesem Entschluß zufolge hob sie den Kopf, öffnete die Augen und stieß einen schwachen Seufzer aus. Bei diesem Seufzer wandte sich Feiton um.
    »Ah! Ihr seid erwacht, Madame«, sagte er, »ich habe also nichts mehr hier zu tun. Wenn Ihr etwas braucht, so ruft.«
    »O mein Gott, mein Gott! Was habe ich gelitten!« murmelte Mylady mit der wohlklingenden Stimme, die alle bezauberte, die sie ins Verderben stürzen wollte.
    Und sich auf ihrem Stuhl aufrichtend, nahm sie eine noch anmutigere und zugleich nachlässigere Haltung an. Feiton stand auf.
    »Ihr werdet auf diese Art dreimal des Tages bedient werden, Madame«, sagte er, »morgens um neun Uhr, mittags um ein Uhr und abends um acht Uhr. Wenn Euch das nicht genehm ist, so könnt Ihr andere Stunden statt der vorgeschlagenen nennen, und man wird sich Euren Wünschen fügen.«
    »Aber soll ich denn immer in dieser großen, traurigen Stube allein bleiben?« fragte Mylady.
    »Eine Frau aus dieser Gegend ist bestellt, sie wird morgen im Schloß sein und zu Euch kommen, sooft Ihr ihre Gegenwart wünscht.«

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    »Ich danke Euch, Monsieur«, antwortete die Gefangene.
    Feiton grüßte leicht und wandte sich nach der Tür. In dem Augenblick, wo er über die Schwelle treten wollte, erschien Lord Winter mit dem Soldaten, der ihn von Myladys Ohnmacht in Kenntnis gesetzt hatte, im Flur. Er hielt ein Flakon mit Riechsalz in der Hand.
    »Wie! Was geht denn hier vor?« sagte er mit spöttischem Ton, als er sah, daß seine Gefangene aufrecht stand und Feiton im Begriff war zu gehen. »Die Tote ist also wiedererweckt?
    Mein Gott, Feiton, mein Junge, hast du denn nicht bemerkt, daß man dich für einen Neuling hielt und den ersten Akt einer Komödie mit dir spielte, deren ganze Entwicklung zu verfolgen wir ohne Zweifel das Vergnügen haben werden?«
    »Ich habe es wohl gedacht, Mylord«, erwiderte Feiton, »aber da die Gefangene immerhin eine Frau ist, so wollte ich die Rücksicht nehmen, die ein Mann einem weiblichen Wesen schon um seiner selbst willen schuldig ist.«
    Mylady bebte am ganzen Leibe. Diese Worte liefen wie Eis durch alle ihre Adern.
    »Diese schönen Haare«, versetzte Lord Winter lächelnd,
    »diese schönen, so geschickt ausgebreiteten Haare, diese weiße Haut, dieser schmachtende Blick haben dich also nicht verführt, Marmorherz?«
    »Nein, Mylord«, antwortete der unempfindliche junge Mann,
    »glaubt mir, es bedarf mehr als Frauenkunstgriffe und Koketterien, um mich zu bestechen.«
    »Wenn dem so ist, mein braver Leutnant, so mag Mylady etwas anderes ersinnen, und wir wollen zu Nacht speisen. Oh!
    Sei ruhig, sie hat eine furchtbare Phantasie, und der zweite Akt der Komödie wird bald dem ersten folgen.«
    Nach diesen Worten nahm Lord Winter Feiton beim Arm und ging lachend mit ihm weg.
    »Oh! Ich werde schon finden, was dir nottut«, murmelte 179
    Mylady zwischen den Zähnen, »armseliger halber Mönch und halber Soldat, der seine Uniform aus einer Kutte geschnitten hat.«
    »Doch, was ich noch sagen wollte«, sagte Lord Winter, auf der Schwelle stehen bleibend, »dieses Scheitern braucht Euch den Appetit nicht zu nehmen. Kostet das Huhn und die Fische, die ich bei meinem Ehrenwort nicht habe vergiften lassen. Ich bin mit meinem Koch ganz zufrieden, und da er nichts von mir zu erben hat, so setze ich volles Vertrauen in ihn. Macht es wie ich, Gott befohlen, liebe Schwester. Bei Eurer nächsten Ohnmacht sehen wir uns wieder.«
    Das war mehr, als Mylady zu ertrage n vermochte. Ihre Hände zogen sich krampfhaft auf dem Lehnstuhl zusammen. Ihre Zähne knirschten dumpf, ihre Augen folgten der Bewegung der Tür, die sich hinter Lord Winter und Feiton schloß, und als sie sich allein sah, fühlte sie sich von einer neuen Verzweiflung befallen. Sie schaute nach dem Tisch, gewahrte ein Messer,

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