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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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hört Ihr, John«, fuhr Lord Winter fort, »sie darf an niemanden schreiben, sie darf nur mit Euch sprechen, sofern Ihr ihr überhaupt die Ehre erweisen wollt, das Wort an sie zu richten.«
    »Es ist genug, Mylord, ich habe geschworen.«
    »Und nun, Madame«, sagte Lord Winter, »und nun versucht es, Euren Frieden mit Gott zu machen, denn von den Menschen 165
    seid Ihr gerichtet.«
    Mylady ließ das Haupt sinken, als ob sie durch dieses Urteil zu Boden geschmettert wäre. Lord Winter entfernte sich mit einer Gebärde gegen Feiton, der ihm folgte und die Tür schloß.
    13
    Richelieu erwartete inzwischen Kunde aus England. So gut La Rochelle eingeschlossen war, so sehr der Erfolg durch die Maßregeln, die man ergriffen, und besonders durch den Damm, der keine Barke mehr in die belagerte Stadt eindringen ließ, gesichert schien, so konnte die Blockade doch noch lange dauern, und das war eine große Schande für die Waffen des Königs und eine große Last für den Kardinal.
    Nichtsdestoweniger ging die Zeit vorüber und die Rocheller ergaben sich nicht. Der letzte Spion, den man auffing, war der Überbringer eines Briefes, der Buckingham mitteilte, daß die Stadt jetzt in der äußersten Not sei, aber statt des Beisatzes:
    »Wenn Eure Hilfe nicht binnen vierzehn Tagen eintrifft, werden wir uns ergeben«, war nur hinzugefügt: »Wenn Eure Hilfe nicht binnen vierzehn Tagen eintrifft, werden wir bei Eurem Erscheinen samt und sonders verhungert sein.«
    Die Rocheller setzten also ihre ganze Hoffnung auf
    Buckingham. Buckingham war ihr Messias. Es war klar, wenn sie eines Tages in zuverlässiger Weise erfahren würden, daß sie auf Buckingham nicht mehr rechnen könnten, so würde mit ihrer Hoffnung auch ihr Mut schwinden.
    Der Kardinal erwartete mit großer Ungeduld Nachrichten aus England, die ihm melden sollten, daß Buckingham nicht komme.
    Als Heinrich IV. Paris belagerte, ließ er Brot und
    Lebensmittel über die Mauern werfen. Der Kardinal ließ kleine Zettel hinüberwerfen, auf denen er den Rochellern vorstellte, 166
    wie ungerecht, selbstsüchtig und barbarisch das Verfahren ihrer Führer sei. Diese hatten Getreide im Überfluß und verteilten es nicht. Sie stellten als Grundsatz auf, es liege wenig daran, ob Weiber, Kinder und Greise umkommen, wenn nur die Männer, die die Mauern verteidigen sollten, stark und gesund blieben.
    Aber Richelieus Zettel erinnerten auch die Männer
    nachdrücklich daran, daß die Kinder, Weiber und Greise, die man sterben ließ, ihre Söhne, Frauen und Väter waren.
    Jedoch in dem Augenblick, wo der Kardinal bereits sein Mittel Früchte tragen sah, gelangte ein Einwohner von La Rochelle, der den wachsamen Argusaugen der Belagerer entgangen war, von Portsmouth her in die Stadt und erzählte, er habe eine herrliche Flotte gesehen, die binnen acht Tagen auslaufen werde. Überdies ließ Buckingham den Bürgermeister wissen, daß endlich das große Bündnis gegen Frankreich geschlossen worden sei, und daß zu gleicher Zeit die englischen und spanischen Heere das Königreich überfallen würden. Dieser Brief wurde öffentlich auf allen Plätzen vorgelesen. Man klebte eine Abschrift an die Straßenecken, und die Friedensfreunde, die Unterhandlungen angeknüpft hatten, brachen sie wieder ab, um die in so kurzer Zeit angekündigte Hilfe zu erwarten.
    Dieser unerwartete Umstand versetzte Richelieu wieder in seine frühere Unruhe und zwang ihn wider Willen, sein Augenmerk neuerdings auf die andere Seite des Kanals zu richten.
    Während dieser Zeit führte das königliche Heer, frei von den Besorgnissen seines einzigen und wahren Oberhauptes, ein lustiges Leben, es fehlte im Lager weder an Speise und Trank, noch an Geld. Alle Truppenkörper wetteiferten miteinander an Kühnheit und Heiterkeit. Spione aufgreifen und sie hängen, gewagte Streifzüge auf den Damm oder das Meer unternehmen, Tollheiten ersinnen und sie kaltblütig ausführen, das war der Zeitvertreib, der den Truppen diese Tage verkürzte, und diese Tage erschienen nicht nur den von der Hungersnot und von 167
    banger Sorge aufgeriebenen Rochellern, sondern auch dem sie so hartnäckig belagernden Kardinal gar lang.
    Eines Tages war der Kardinal, den tödliche Langeweile quälte, und der mit Ungeduld Nachrichten aus England erwartete, da die Unterhandlungen mit der Stadt hoffnungslos geworden schienen, zu keinem anderen Zweck ausgeritten, als sich im Freien zu ergehen. Nur von Cahusac und von La Houdinière begleitet, ritt er den Strand

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