Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
»Was denn? du drückst dich sehr unklar aus –« – »Sie wissen, Frau Mama, ich wollte noch nicht heiraten und habe es nur mit Widerstreben getan –« – »Philipp, wie du dassagst! Mit was für einem Gesicht!« rief die Königin-Witwe. »Nimm dich in acht! Man wird glauben, du seiest mit deiner Ehe nicht zufrieden.« – »Bin ich auch nicht – mache gar kein Hehl daraus. Offen gesagt, Frau Mama, ich habe mir das Leben als Ehemann anders gedacht. Was denn? Meine Gemahlin gehört ja eigentlich gar nicht mir. Wann ist sie denn bei mir? Sie wird von allen möglichen Leuten besucht und in Anspruch genommen, schreibt nachmittags Briefe und gibt abends Bälle und Konzerte.«
»Also eifersüchtig, Philipp?« – »Gott bewahre, das überlasse ich andern. Aergerlich bin ich.« – »Was du da vorgebracht hast, das sind lauter harmlose Dinge, und solange du nichts Ernsthaftes –« – »Muß denn eine Frau gleich schuldig sein? Sie kann einem trotzdem schon das Leben schwer machen. Sie kann gewisse andere Herren in einer Weise bevorzugen, die selbst einen nichts weniger als eifersüchtigen Ehemann außer sich bringen kann.«
»Und wen bevorzugt Madame in solcher Weise?« fragte Anna. – Philipp kreuzte die Arme und sah seine Mutter mit einem Blicke an, als wenn er überzeugt sei, daß sie auf das, was er nun sagen werde, nichts zu antworten wissen würde. – »Den schönen Herzog von Buckingham,« sagte er. »Wenn Sie schon Madame in Schutz nehmen, werden Sie auch ihn verteidigen. Er ist in Madame verliebt.«
Anna von Oesterreich errötete und lächelte. Der Name Buckingham erweckte süße Erinnerungen in ihr. – »Buckingham,« wiederholte sie leise. – »Ja, ein richtiger Don Juan, wie mir scheint.« – »Die Buckinghams sind brav und gut,« erwiderte Anna. – »Ei, Frau Mamanehmen einen Galan in Schutz?« rief Philipp erbittert. – »Mein Sohn,« unterbrach ihn die Königin-Witwe mit Wärme. »Dieser Ausdruck ist deiner unwürdig. Deine Gemahlin kann keinen Galan haben, und ein Buckingham kann kein Galan sein. Er stammt aus einem makellosen Geschlecht.« – »Er ist ein Engländer,« erwiderte Philipp, »und die Engländer haben wenig Respekt vor fremdem Eigentum.« – Die Königin-Witwe errötete. – »Du sprichst ohne Ueberlegung,« fiel sie ihm ins Wort. – »Da ist nichts zu überlegen,« versetzte er. »Habe ich denn keine Augen?«
»Nun, was zeigen dir deine Augen?« – »Daß Buckingham nicht von der Seite meiner Frau weicht. Er macht ihr Geschenke, und sie nimmt sie an.« – »Nun, sie sind Landsleute, es ist nichts Schlimmes dabei,« antwortete die Königin-Witwe. »Deine Torheiten erinnern mich schmerzlich an deinen Vater – er hat mir auch oft wehgetan.« – »Buckingham, der Vater, war gewiß zurückhaltender als Buckingham, der Sohn,« sagte Philipp unbesonnen.
Anna von Oesterreich preßte die Hand auf die Brust. Nur mit Mühe faßte sie sich. »Nun, was willst du denn eigentlich von mir?« fragte sie. – »Mich beschweren – aufs nachdrücklichste,« antwortete Monsieur. »Ich werde mir von Buckingham nichts gefallen lassen und mich im Notfall an den König selbst wenden. Oder,« setzte er in einem Tone der Festigkeit hinzu, der sonst seiner weibischen Natur fremd war, »mir selbst mein Recht verschaffen.«
»Was verstehst du darunter?« fragte Anna. – »Ich will, daß Buckingham meine Frau in Ruhe läßt. Er mußfort aus Frankreich – und ich werde ihm das sagen lassen.« – »Das wirst du nicht tun, Philipp,« rief die Königin-Mutter. »Es wäre gegen das Gastrecht, und du würdest den König erzürnen. Ein unhöfliches Benehmen gegen Buckingham wäre eine Spitze gegen England selbst und könnte zum Zwiespalt führen. Und hier liegt außerdem eine faktische Beleidigung gar nicht vor. Es ist nichts als Eifersucht auf deiner Seite. Ich ermahne dich daher zur Geduld.«
»Ich habe keine Lust mehr, mich narren zu lassen,« rief Philipp und erhob sich. »Wenn Buckingham nicht mein Haus verläßt, so werde ich es ihm verbieten.« – Anna von Oesterreich erhob sich ebenfalls – steif und förmlich. – »Dann allerdings muß mit dem König darüber gesprochen werden,« sagte sie bewegt. – »Frau Mama!« rief Philipp. »Sprechen Sie doch jetzt mit mir als Mutter, nicht als Königin, denn ich spreche ja auch mit Ihnen als Sohn. Was soll ich denn tun?« – »Ueberlasse alles mir,« antwortete sie in wärmerem Tone. »Laß dir weder gegen deine Gemahlin, noch gegen den König,
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