Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Lippen. – »Was gibt es?« flüsterte Condé erstaunt. – »Nichts, Hoheit, nichts!« – »Ah, Sie bewundern die kleine Blondine, die nun an die Reihe kommt. Wunderhübsche Augen – ein bißchen mager, aber sehr anmutig.« – Und Frau von Noailles stellte vor: »Fräulein von Labaume-Leblanc und von Lavallière.« – Rudolf hatte das Gefühl, als legte sich eine Wolke über seine Augen. »Luise hier!« murmelte er. »Luise Ehrenfräulein bei der Prinzessin!« – Da begegnete sein Blick den funkelnden Augen der Montalais, die sich an seinem Erstaunenzu weiden schien. Luise ihrerseits stand wie geblendet da, ihr Busen hob sich stürmisch, und sie zog sich so rasch wie möglich aus der Nähe des herzoglichen Paares zurück.
Plötzlich stutzte Rudolf. Ganz in seiner Nähe war Luisens Name genannt. Er sah sich um und erblickte die Herren von Guiche, von Lorraine und von Wardes, die sich leise unterhielten. Es ist eine Kunst, die nur der gewandte Höfling vollkommen beherrscht, sich zu unterhalten, ohne die bei höfischen Zeremonien vorgeschriebene Haltung zu ändern. Während bei den Cercles nur die Majestäten sprechen dürfen und alle Anwesenden tiefstes Schweigen zu wahren haben, werden da oft unter abgesonderten Gruppen verstohlene Gespräche geführt, bei denen die Schmeichelei nicht immer die vorherrschende Note bildet.
Es war die Stimme von Wardes', die an Rudolfs Ohr schlug. »Was ist das für eine Montalais?« flüsterte er. »Was ist das für eine Lavallière? Was für eine Provinz haben wir da erhalten?« – »Die Montalais ist ein nettes Ding,« sagte Chevalier von Lorraine. »Sie wird uns viel Spaß machen. Die Lavallière ist bildschön, wenn sie auch hinkt.« – »Vorsicht, meine Herren!« murmelte Graf Guiche, der Rudolf bemerkt hatte. Von Wardes folgte dem Blick Guiches und erkannte Bragelonne. Ohne sich an Guiches Warnung zu kehren, fragte er: »Wer sind die Geliebten dieser beiden Damen?« – »Sie sind noch zu haben,« meinte Lorraine. »Wer sie will, hat sie.« – »Meine Herren, nehmen Sie sich doch in acht,« sprach Graf von Guiche. »Madame sieht nach uns.«
Rudolf zerknitterte vor Zorn seine Spitzenkrause. »Die arme Luise,« dachte er, »sie wird hier meines Schutzes bedürfen. Die Vorstellung war beendet. DerKönig verließ mit seiner Gattin und seiner Mutter den Saal. Chevalier von Lorraine nahm seinen Platz an der Seite Monsieurs wieder ein und während er ihn begleitete, flößte er ihm ein paar Tropfen jenes Giftes ein, das er in den letzten Stunden angesammelt hatte. Ein Teil der Gesellschaft war mit dem König hinausgegangen, aber diejenigen Herren, die sich gern das Ansehen der Unabhängigkeit gaben, blieben zurück und näherten sich nun den Damen. Prinz von Condé knüpfte ein Gespräch mit Fräulein von Tonnay-Charente an, Buckingham machte den Damen von Chalois und von Lafayette den Hof, welche sich der besonderen Gunst Madames erfreuten. Graf von Guiche sprach mit Madame von Valentinois, seiner Schwester, und mit den Fräulein von Acquay und von Chantillon.
Inmitten dieser plaudernden, lachenden, kokettierenden Gruppen suchte Rudolf Fräulein von Lavallière. Er begrüßte sie mit der größten Ehrerbietung. Luise verneigte sich errötend und wußte nicht, was sie sagen sollte. Doch die Montalais kam ihr zu Hilfe. – »Sie wünschen eine Erklärung, Herr Vicomte?« rief sie. »Sie begreifen nicht, wie es kommt, daß wir hier sind?« – »Allerdings,« antwortete Rudolf. »Fräulein von Lavallière Ehrenfräulein bei Madame? Und Sie auch? – meinen Glückwunsch dazu, meine Damen!« – »Sie sagen das nicht eben mit einer Gratulantenmiene,« schmollte Fräulein Aure. – »Herr von Bragelonne denkt vielleicht, dieser Platz sei über meinem Stande,« sagte Luise.
»Nicht doch, mein Fräulein!« rief Rudolf. »Daß ich das nicht denke, wissen Sie recht wohl. Mich würde es nicht befremden, wenn Sie den Platz einer Königin einnähmen. Mich wundert nur, daß ich es erst heute undganz zufällig erfahren habe.« – »Das ist wahr,« sagte die Montalais rasch. »Aber das ist mein Werk. Er hat vier Briefe an dich geschrieben, Luise, aber da deine Mutter noch in Blois war und die Briefe ihr auf keinen Fall in die Hände geraten durften, ließ ich sie zurückgehen.« – »Wie? Und du hast dem Herrn Vicomte nichts mitgeteilt? Ich bat dich doch darum,« sagte Luise vorwurfsvoll. – »Mein Himmel! es hat ja auch soviel mit Toiletten und andern wichtigen Anschaffungen zu tun
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