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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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noch gegen Buckingham etwas merken. Sage dem Herzog, wenn du ihn siehst –« – »Wie soll ich ihn nicht sehen?« unterbrach sie der Sohn. »Er ist ja stets in den Zimmern meiner Frau –« – »Sage ihm nichts weiter,« fuhr die Königin fort, »als daß ich ihn um einen Besuch bitte.« – Philipp küßte seiner Mutter die Hand und ging.
    Lord Buckingham folgte der Einladung der Königin-Mutter und ließ sich eine halbe Stunde später bei ihr melden. Die Königin stand auf und erwiderte mit huldvollem Lächeln die graziöse Begrüßung des Herzogs. Anna von Oesterreich war noch immer schön. Trotzihres Alters erregte ihr blondes Haar und das frische Rot ihrer Lippen die Bewunderung aller, die sie sahen. In diesem Augenblick verlieh ihr die zärtliche Erinnerung, der sie sich überließ, einen besonderen Reiz, und sie schien noch so berückend, wie in den Tagen ihrer Jugend, als der junge, leidenschaftliche Vater dieses Buckingham vor ihr stand – jener Unglückliche, der nur für sie gelebt und mit ihrem Namen auf den Lippen gestorben war.
    Sie warf auf den Herzog einen Blick, der zwischen dem einer liebenden Mutter und dem einer sich noch schön fühlenden Frau zu schwanken schien, und bat ihn auf englisch Platz zu nehmen. Es war eine große Zuvorkommenheit, daß die ältere Dame den jungen Kavalier in der Sprache seines Landes anredete. Buckingham wußte das und war durch diesen freundlichen Empfang tief ergriffen. »Mylord,« begann Anna von Oesterreich, »wie finden Sie Frankreich?« – »Ein schönes Land, Majestät.« – »Aber wie jeder Engländer ziehen Sie Ihr Vaterland vor?« fragte die Königin weiter. – »Mein Vaterland, ja,« antwortete der Herzog diplomatisch. »Aber wenn die Frage zwischen London und Paris liegt, so ist mir Paris lieber.« – »Ich habe gehört, Sie besitzen drüben schöne Güter und bewohnen einen prachtvollen Palast,« sagte Anna. – »Es ist meines Vaters Palast,« antwortete der Herzog, die Augen niederschlagend.
    »Teure Erinnerungen müssen Sie an diesen Ort knüpfen,« sprach die Fürstin, selbst von solchen Erinnerungen berührt. »Da werden Sie gewiß Frankreich bald verlassen, um diesen Schätzen wieder nahe zu sein.« – Buckingham sah befremdet auf. – »Ich glaube im Gegenteil,« versetzte er rasch, »ich werde England verlassen, umdauernd in Frankreich zu wohnen.« – »Ah,« rief Anna, »so stehen Sie bei dem neuen König nicht in Gunst?« – »Im Gegenteil, der König schenkt mir unbegrenztes Wohlwollen.« – »Dann müssen Sie einen geheimen Grund haben,« sagte Anna.
    »Nein,« erwiderte Buckingham lebhaft. »es ist gar nichts Geheimes dabei. Es gefällt mir in Frankreich – ich fühle mich wohl an diesem Hofe – man findet hier Geschmack und feine Sitte – und Genüsse, die es in meiner Heimat nicht gibt.« – »Aber ein Mann von Ihrem Range darf doch über die Genüsse nicht vergessen –« begann die Königin. – »Majestät scheinen zu viel Gewicht auf diesen Punkt zu legen,« unterbrach der Brite sie. – »Das Leben in der Heimat geht über alles, Herzog,« fuhr die Königin-Witwe fort, »ich bin lange von meinem Vaterlande fort, und doch ist kein Jahr verflossen, wo ich mich nicht danach gesehnt hätte.«
    »Kein einziges?« erwiderte der Lord. »Auch keins von denen, wo Majestät die Königin der Schönheit waren – was Sie übrigens heute noch sind?« – »O, keine Schmeicheleien, Mylord,« rief Anna. »Ich bin eine alte Frau – ich könnte Ihre Mutter sein.« – Sie sagte diese Worte in seltsam warmem Tone. – »Ja, Mylord,« fuhr sie fort, »ich könnte Ihre Mutter sein, und deshalb gebe ich Ihnen einen guten Rat.«
    »Nach London zurückzukehren?« rief er. – »Ja, Mylord,« antwortete sie. – Er faltete mit einem Ausdruck des Entsetzens die Hände. – »Wie, ich soll abreisen? Mich selbst verbannen?« rief er. – »Ei, möchte man doch fast glauben, Sie seien in Frankreich daheim!« sagte die Fürstin. – »Majestät, ein Liebender ist dort daheim, wo die Geliebte weilt.« – »»Kein Wort mehr, Mylord!«fiel Anna ihm ins Wort. »Sie vergessen, mit wem Sie reden. Sie verraten sich!« – Buckingham sank aufs Knie. – »Ich habe nichts gesagt – ich weiß nichts,« stammelte er. »Und übrigens, wir reden ja unter vier Augen – es weiß ja niemand, daß Majestät mit mir darüber sprechen.« – »Doch, Mylord, man weiß es,« antwortete Anna. – »Wie?« rief der Herzog außer sich. »Wer hat mich denunziert? Madame,

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