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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Gesichts hatte einen unbeschreiblichen Reiz, und etwas Rührendes, Edles lag in der Haltung ihrer regungslosen Arme, ihres anscheinend noch leblosen Körpers. Der König trat ein, ohne daß sie ihn zunächst bemerkte, und betrachtete das liebliche Gesicht, auf das der milde Schein des Mondes fiel. – »Mein Gott,« sagte er, »sie ist wohl tot?« – »Nein, Majestät,« flüsterte die Montalais, »sie befindet sich vielmehr besser. Luise, Seine Majestät geruhen, sich nach deinem Befinden zu erkundigen.«
    »Der König!« rief die Lavallière und richtete sich plötzlich auf, von jäher Nöte übergossen. »Der König fragt nach mir? Der König ist selbst gekommen?« – »O, diese Stimme!« flüsterte Ludwig seinem Hofmeister zu, der mit dem Kopf nickte. – »Majestät haben recht,« sagte der Graf leise, »es ist die Sonnenverehrerin.« – »Still!« gebot der König und trat auf Luise zu. »Sie sind nicht wohl. Fräulein?« Soeben sah ich Sie in Ohnmacht. Wie ist das gekommen?« – »Majestät, ich weiß es selbst nicht,« stammelte die Lavallière. – »Sie sind gewiß zu weit gelaufen und müde geworden,« sagte Ludwig. – »Nein, Majestät, wir haben ja ganz still unter der Königseiche gesessen,« warf die Montalais ein. »Wir plauderten miteinander, da glaubten wir, einen Wolf oder sonst ein Tier im Gebüsch hinter uns zu hören, und das hat uns allen einen heftigen Schreck verursacht.«
    »O, Fräulein,« rief der König mit einer Teilnahme, die er nicht mehr zu verbergen vermochte, »fürchten Sie nichts: es war nur ein zweibeiniger Wolf.« – »Ein Mann?« fragte die Lavallière. »O, mein Gott, so hat man gehört, was ich gesprochen habe.« – »Und schadet das denn etwas?« antwortete der König. »Haben Sie etwas gesagt, das niemand hören durfte?« – Luise verbarg den Kopf in den Händen. »O, mein Gott!« stammelte sie. »wer war es denn, der uns belauschte?« – »Ich,« antwortete der König und ergriff ihre Hand. »Fürchten Sie nichts von mir!«
    Die Lavallière stieß einen lauten Schrei aus. Abermals schwanden ihre Kräfte, und sie wäre ohnmächtig auf den Boden gefallen, wenn der König nicht aufgesprungen wäre und sie in die Arme genommen hätte. Die beiden andern Mädchen, die Montalais und die Tonnay-Charente,waren selbst so bestürzt über die Lösung des Rätsels, daß sie nicht zuzugreifen wagten.
    Ludwig XIV kniete auf dem Teppich und hielt Luise umfangen. Ihr entfesselter Busen lag vor seinem Blicke bloß, ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, ihre Locken fielen über seine Brust. Er vernahm das stürmische Klopfen ihres Herzens. Tief ergriffen, war er selbst nahe daran, die Besinnung zu verlieren, in so heftiger Wallung strömte ihm das Blut zu Kopfe, als er diese schöne jugendliche Gestalt so eng umschlungen hielt. Da sprang endlich die Montalais beherzt hinzu und hob Luise auf.
    »Meiner Treu, das ist ein Ereignis!« rief Saint-Aignan. »Ich muß der erste sein, der das weitererzählt.«
    Der König trat mit bebenden Lippen und geballter Faust auf ihn. »Graf!« flüsterte er, »kein Wort darüber!« – Aber die arme Majestät vergaß, daß sie vor einer Stunde noch dem Grafen denselben Befehl gegeben hatte, freilich in ganz entgegengesetzter Absicht – nämlich mit dem Wunsche, er möchte trotzdem indiskret sein. Der zweite Befehl wurde nun infolgedessen auch nicht ernst genommen.
    Eine halbe Stunde später wußte denn auch ganz Fontainebleau, daß die Montalais, Tonnay-Charente und Lavallière bei einem intimen Gespräch, in welchem die letztere ihre Liebe zum König ausgeplaudert hatte, von diesem selbst belauscht worden waren, und daß der König gleich darauf gar noch die ohnmächtige Lavallière fast fünf Minuten lang in den Armen gehalten. Das war natürlich ein großes Ereignis, und alle Welt schwur darauf, Majestät liebe die Lavallière. Die Königin-Mutter hatte nichts Eiligeres zu tun, als die Nachricht ihrem zweiten Sohne zu überbringen, mit dem Bemerken,er brauche nicht mehr eifersüchtig zu sein. Den gleichen Trost spendete sie ihrer Schwiegertochter, der Infantin von Spanien. – Philipp von Orléans frohlockte und suchte seine Gemahlin auf. Madame wußte nicht recht, was sie davon halten sollte, nahm jedoch in der festen Ueberzeugung, es sei dabei manches stark übertrieben, und eine Lavallière könne ihr das Herz des Königs nicht streitig machen, die Nachricht zunächst ein wenig skeptisch auf. – »Ei,« sagte sie, »die Lavallière soll doch

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