Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
lache über Malicorne und reiche ihm doch die Hand zum Kusse. Und doch sind wir nicht viel älter als du. O, wir haben alle drei eine große Zukunft.«
»Wie närrisch ihr seid!« rief die Lavalliere. – »Da haben Sie ein wahres Wort gesprochen!« lachte die Tonnay-Charente. »Und so lieben Sie Herrn von Bragelonne nicht?« – »Sie ist sich noch nicht klar darüber,« sagte die Montalais. »Aber wenn sie ihn frei gibt, dann kann ich Ihnen nur raten, liebe Athenais, sehen Sie ihn sich einmal näher an. Er ist ein stattlicher Kavalier.« – »O, er kann sich doch mit Herrn von Guiche nicht messen,« meinte Athenais. – »Herr von Guiche wird bald wieder in Ungnade fallen, verlassen Sie sich darauf,« antwortete Fräulein Aure. – »Nun, dann haben wir noch den Herrn von Saint-Aignan, der ist auch etwas wert, nicht wahr, liebe Lavallière?«
»Warum fragen Sie mich danach?« erwiderte diese. »Mir sind alle gleich.« – »Wie? so hat Ihnen in der glänzenden Versammlung, die wir heute sahen, keiner besonders gefallen?« fragte Athenais. – »Das sage ich nicht,« entgegnete Luise. – »Dann lassen Sie hören,wer Ihr Ideal ist.« – »Wahrhaftig, ich begreife Sie nicht!« rief die Lavallière, in die Enge getrieben. »Wie kann man von den Herren Bragelonne, Guiche, Aignan, oder wie sie heißen mögen, sprechen, wenn man den König gesehen hat!«
Diese Worte, die sie offenbar in der Uebereilung aussprach, riefen bei ihren Freundinnen einen wahren Sturm der Ueberraschung hervor. – »Der König! Der König!« riefen beide wie aus einem Munde. – Die Lavallière erschrak nun selbst über die Unbedachtsamkeit, neigte den Kopf und schlug die Hände vors Gesicht. – »Das muß man sagen, Geschmack haben Sie,« sprach die Tonnay-Charente. »Mit dem König läßt sich schlechterdings keiner vergleichen. Aber Sie sehen da ein bißchen zu weit, liebe Luise. »Der König steht jenseits der Kavaliere, auf die uns armen Mädchen die Augen zu richten vergönnt ist.« – »Warum soll ich nicht die Sonne anschauen dürfen?« versetzte die Lavallière schwärmerisch. »Ist es doch meine Sache, ob meine Augen geblendet werden!«
Als Luise diese Worte gesprochen, erklang ein Rascheln und Knistern in dem Gebüsch neben den Damen; sie schreckten auf und ergriffen rasch die Flucht; glaubten sie doch, ein Wildschwein oder gar ein Wolf habe sich in ihre Nähe geschlichen. Sie liefen auf der ersten besten Allee entlang, die aus dem Walde herausführte, und blieben erst stehen, als sie die nächste Rasenfläche erreicht hatten. Hier schmiegten sie sich aneinander und schöpften Atem. Die Lavallière war ganz erschöpft. Sie hatte sich nur mit größter Anstrengung an der Seite ihrer leichtfüßigeren Freundinnen halten können; jetzt vermochte sie nicht weiterzugehen. Aure und Athenais wolltensie führen, denn sie erkannten jetzt an einigen durch die Gesträuche schimmernden Lichtern die Richtung, in der das Schloß lag.
»Wir sind noch glücklich davongekommen,« sagte die Montalais. – »Ach, Freundinnen,« antwortete Luise, »ich fürchte, es war noch etwas Schlimmeres als ein Wolf. O, wie konnte ich nur so sprechen!« Sie ließ den Kopf sinken, ihre Knie wankten, die Kräfte verließen sie. Bewußtlos fiel sie auf den Rasen.
Die drei fliehenden Mädchen hatten die Königseiche kaum verlassen, als zwei Männer aus dem Gebüsch, in dem sie es hatten rascheln hören, hervortraten. – »Majestät,« sagte der eine von ihnen, »nun haben wir sie vertrieben.« – »Wir müssen sie einholen, Saint-Aignan,« sagte der zweite, kein anderer als Ludwig XIV. – »Und ich glaube, sie werden sich gern einholen lassen, wenn sie nur erst merken, daß wir keine wilden Tiere sind,« antwortete der Hofmeister. – »Wieso meinst du –?« – »Nun, die eine hat Eure Majestät nach ihrem Geschmack gefunden, die andere mich,« erwiderte Saint-Aignan. »Wir müssen auskundschaften, wer diese drei Nymphen gewesen sind.« – »O, die eine wenigstens werde ich sofort an der Stimme wiedererkennen,« sagte der König. »Die Holde, die von mir sprach, hatte ein seltsam schönes, weiches und warmes Organ.«
»Die Stimme allein macht es nicht, Majestät,« sagte der Hofmeister. »Oder wollen Sie über die bloßen Klänge dieser Stimme schon die kleine Schwärmerei vergessen, zu deren Vertrauten Sie mich eben zu machen geruhten? Schöne Augen sind doch mehr wert als eine schöne Stimme – und die Augen der kleinen Lavallière –!« – »Du
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