Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
Nähe sind. Sie, Graf Guiche, bleiben hier. Ich bin ermüdet. Geben Sie mir Ihren Arm.« – Bragelonne ging wie ein Träumender.
    Von Guiche stand hochaufgerichtet vor Henriette, die diese Worte in kaltem, strengem Tone gesprochen hatte. Dann verneigte er sich mit der Grazie, die ein Hofmann noch auf dem Schafott bewahren würde, und reichte Henriette den Arm. Sie waren allein – rings um sie her lag der dunkle, schweigende Wald. Madame führte den Grafen von dem indiskreten Baume fort, der so vieles gehört und wiedergesagt hatte, bis sie eine Lichtungerreichten. – »Ich gehe hierher mit Ihnen.« sagte sie, »weil dort, wo wir zuerst standen, alles zu hören war.«
    »Hoheit, wollen Sie damit sagen –?« – »Daß ich alles gehört habe, was Sie sprachen, ja!« – »O, mein Gott, das hat noch gefehlt,« stieß Guiche hervor. – »Und Sie beurteilen mich im Ernst so schlecht?« fragte sie. – Guiche senkte den Kopf und schwieg. – »Gut,« fuhr sie fort, »diese Aufrichtigkeit ist mir lieber als eine Schmeichelei. Ich bin für Sie also eine verachtungswürdige Kokette –« – »Verachtungswürdig?« rief der Graf. »Sie? O, nein, das kann ich nicht gesagt haben. Ich kann nicht verachtungswürdig genannt haben, was mir das Kostbarste auf Erden ist.«
    »Ein Weib, das ruhig zusieht, wie ein Mann an dem von ihr angezündeten Feuer umkommt, ist verachtungswürdig,« antwortete Henriette. »Nun, Herr Graf. Sie sollen nicht durch mich ums Leben kommen. Ich will anders gegen Sie sein. Aufrichtig bin ich schon immer gewesen, ich will nun auch wahr sein. Und deshalb, Herr Graf, bitte ich Sie, lieben Sie mich nicht mehr und vergessen Sie, daß ich jemals einen Blick, ein Wort mit Ihnen getauscht habe. Verzeihen Sie mir meine Koketterie, und ich will Ihnen verzeihen, daß Sie mich sogar frivol und charakterlos genannt haben. Lassen Sie die Todesgedanken und erhalten Sie Ihrer Familie, dem König und den Damen einen Kavalier, der von allen geachtet und von vielen geliebt wird.« – Sie sprach diese letzten Worte in einem so zärtlichen Tone, daß dem armen Guiche das Herz zerspringen wollte. – »Madame, Madame!« rief er. – »Wenn Sie meine Bitte erfüllt haben,« fuhr die Herzogin fort, »dann wird an die Stelle dieser Liebe aufrichtige Freundschaft treten. Wenn Sie mirdiese bieten, so werde ich sie von ganzem Herzen aufnehmen.«
    Dem Grafen rann kalter Schweiß von der Stirn; er hatte den Tod im Herzen, ein Schauer durchbebte ihn; er biß sich auf die Lippe und murmelte tonlos: »Das kann nie geschehen. Aus Freundschaft kann wohl Liebe werden – doch aus Liebe, aus wahrer Liebe wird nimmermehr Freundschaft! Madame, Sie können mich verstoßen, Sie können mich verfluchen – Sie werden recht daran tun, denn ich habe Sie beleidigt. Aber es geschah aus Liebe. Ich will den Tod erleiden, aber sterbend noch werde ich Sie lieben.«
    »Dann,« antwortete sie mit heiterem Lächeln, »ist das Uebel unheilbar und muß mit schmerzstillenden Mitteln behandelt werden. Geben Sie mir Ihre Hand! O, wie kalt ist sie.« – Von Guiche kniete ungestüm nieder und preßte die Lippen nicht auf eine, sondern auf beide Hände der Prinzessin. Sie zog ihn zu sich empor. – »Da es nicht anders sein kann,« flüsterte sie, »so lieben Sie mich nur!« – Guiche zitterte am ganzen Körper, und die Prinzessin fühlte dieses Beben und erkannte daran, wie tief seine Liebe war. – »Ihren Arm, Graf!« sagte sie. »Lassen Sie uns nach Hause gehen.« – »Königliche Hoheit,« stammelte der Graf, »haben ein drittes Mittel gefunden, mich zu töten.« – »Aber es ist glücklicherweise das langwierigste,« antwortete sie.

4. Kapitel. Das Geheimnis der Jesuiten
     
    An einer anderen Stelle des königlichen Gartens sah man den Oberintendanten Fouquet an der Seite des Bischofs von Vannes. Der Minister musterte die festlichen Vorkehrungen, die man von seinem Gelde hergerichtet hatte, und suchte mit den Blicken in der Schar von Höflingen und Edelherren, die plaudernd umherstanden, den Mann, mit dem er sich in der letzten Zeit so viel zu beschäftigen hatte, Colbert, den emsigen Minierer, der sich's in den Kopf gesetzt hatte, Fouquets Größe zu untergraben. – »Da ist er,« sagte er zu seinem Begleiter. »Man beweihräuchert ihn von allen Seiten, sehen Sie nur! Er ist wirklich schon eine Macht.« – Colbert näherte sich, von einer ganzen Schar von Höflingen umringt, deren jeder ihm etwas Schmeichelhaftes zu sagen hatte. Fouquet

Weitere Kostenlose Bücher