Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
zwanzig Jugendjahre vor sich,« antwortete der Oberintendant, »und dürfen in diesen zwanzig Jahren noch eine Milliarde ausgeben.« – »Nun, in den nächsten zwei Monaten werde ich Sie nicht mehr in Anspruch nehmen,« sagte der König. – »Ich werde die Zeit benützen, für Sie zu sparen,« entgegnete der Minister. »Majestät haben übrigens auch an Herrn Colbert und mir zwei schätzenswerte Diener.« – Dieses dem Feinde gespendete Lob flößte dem König Bewunderung ein. Er streckte die Waffen vor dieser Klugheit und diesem Edelmut. – »Sie loben Herrn Colbert?« fragte er, nur mit Mühe sein Erstaunen verbergend. – »Gewiß. Herr Colbert hat hier alles trefflich angeordnet.« erwiderte Fouquet, »und verdient auch das Lob Eurer Majestät.«
    Herr Fouquet verstand es meisterhaft, in den Ton dieser Worte ein gewisses Etwas zu legen, das absprechend klang. Ludwig hatte für solche Feinheiten ein ebenso feines Gefühl und erkannte, daß nach Fouquets Meinung die Festlichkeiten in Fontainebleau noch glänzender hätten sein können. Er empfand nun etwas von jenem Aerger des Provinzlers, der in prächtigen Kleidern nach Paris kommt und wenig beachtet wird. Die zurückhaltende, feine Aeußerung Fouquets flößte dem König noch mehr Respekt vor dem Charakter und den Fähigkeiten dieses Mannes ein. Als Ludwig XIV. sich in dieser Nacht das ganze Fest noch einmal vergegenwärtigte,fand er nachträglich auch einiges auszustellen. Fouquet aber hatte durch seine Höflichkeit und sein Lob Colbert mehr geschadet, als dieser durch seine Heimtücke dem Finanzminister bisher je hatte schaden können.
    Aramis begab sich nach der Audienz in den Gasthof von Fontainebleau, der den Namen »Zum schönen Pfau« führte. Dort waren an diesem Tage – ein seltenes Ereignis für die Herberge – sieben Reisende eingekehrt, wobei die Dienerschaft der Herren gar nicht mitgezählt ist: ein Brigadier von der deutschen Armee, namens Wostpur, mit einem Sekretär, einem Arzt, drei Bedienten und sieben Pferden – ein spanischer Kardinal namens Herrebia mit zwei Neffen, zwei Sekretären, einem Diener und zwölf Pferden; ein reicher Kaufmann aus Bremen mit einem Diener und zwei Pferden; ein venetianischer Senator mit Frau und Tochter, der sich Signor Marini nannte; ein schottischer Laird mit sieben Hochländern und dem stolzen Namen Mac Cumnor; und ein Oesterreicher aus Wien, den man nur den »Herrn Rat« nannte; endlich eine Dame, welche ebenfalls keinen Familiennamen nannte, sondern nur als »die flämische Dame« einkehrte. Obwohl alle diese Reisenden an ein und demselben Tage ankamen, entstand im Gasthof keine Verwirrung, denn die Zimmer waren schon seit einer Woche bestellt und instand gesetzt.
    Als sie sich auf ihre Stuben verteilt hatten, langte vor dem Gasthof eine Sänfte an, aus der man einen Franziskanermönch, der schwerkrank zu sein schien, heraushob. Für ihn war ein kleines Zimmer, ganz abseits von den andern gelegen, bereitgehalten worden. Man brachte ihn dorthin. Er ließ sich in einen Lehnstuhl setzen und rief den Wirt herbei.
    »Guter Mann,« sagte er zu ihm, »schicken Sie die Leute da nicht weg, ohne ihnen eine Kleinigkeit für ihren guten Willen zu verabreichen. Ich bin ein armer Bettelmönch, der nichts übrig hat. Hätten sie mich aber nicht, halbverschmachtet wie ich war, von der Straße aufgehoben und hierher gebracht, so läge ich jetzt vielleicht tot im Graben.« – Der Wirt machte große Augen, dann verneigte er sich, ohne etwas zu antworten, sehr ehrerbietig vor dem armen Pilger und ging mit den Bauern hinaus, die sich nicht wenig darüber wunderten, daß der Besitzer des Hauses einem armen Bettelmönch so große Achtung erwies.
    Der Franziskaner strich mit der vom Fieber ausgedörrten Hand über die gelbliche Stirn. In seinen Augen glühte ein unheimliches Feuer, das, dem Erlöschen nahe, noch einmal in aller Kraft aufzuflackern schien. Er zog ein Pack Papiere aus der Kutte und wühlte darin herum. Aber bald sank er matt zurück; stöhnend sah er sich um. Die Tür öffnete sich, er verbarg seine Dokumente und wandte sich mit einem Stöhnen dem Eintretenden zu. – »Sie sind der Arzt Grisart?« fragte er. »Kommen Sie her. Es ist keine Zeit zu verlieren. Befühlen Sie meinen Puls und geben Sie Ihr Urteil ab.« – »Der Wirt hat mir versichert, ich hätte es hier mit einem Jünger Jesu zu tun,« antwortete der Arzt. – »Dem ist so,« erwiderte der Mönch. »Sagen Sie mir also die Wahrheit.« – Der Arzt

Weitere Kostenlose Bücher