Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
begrüßte ihn mit etwas spöttischer Miene. – »Nun, gnädigster Herr,« sagte Colbert, »gefällt Ihnen, was wir hier zustande gebracht haben?«
»Sehr gut,« antwortete Fouquet trocken. – »Wie nachsichtig,« versetzte der Intendant spitz. »Wir Leute des Königs sind arm. Fontainebleau kann sich nicht mit Vaux vergleichen. Wir haben getan, was wir mit unsern geringen Hilfsmitteln vermochten. Aber von Ihrer Prachtliebe läßt es sich wohl erwarten, daß Sie dem König zu Ehren ein Fest in Ihren eigenen Gärten veranstalten werden – in jenen Gärten, die Ihnen jährlich sechs Millionen kosten.« – »Sieben,« berichtigte Fouquet. »Und glauben Sie, Majestät würde meine Einladung annehmen?« – »Daran zweifle ich nicht,« antworteteColbert. »Ja, ich würde dafür einstehen?« – »Sehr gütig,« erwiderte Fouquet. »Wenn ich auf Sie zählen kann, so werde ich es mir überlegen.« – »Ueberlegen, wenn der König –?« unterbrach ihn Colbert. – »Jawohl, ich will überlegen, für welchen Tag ich am besten den König einladen könnte,« sagte Fouquet. »Meine Herren, ich möchte gleich auch Sie alle einladen,« setzte er hinzu und sah sich lächelnd rings um, »aber Sie wissen, wo Majestät zu Gaste ist, da ist er der Herr. Sie müssen also die Einladung vom König selbst erwarten.« – Er grüßte und entfernte sich.
»Eitler Prahler!« murmelte Colbert hinter ihm her. »Du nimmst es an und weißt doch, daß es dich zehn Millionen kosten wird.« – »Ich bin ruiniert!« sagte Fouquet im Weggehen. – »Sie sind gerettet,« antwortete Aramis ruhig.
Fouquet ließ sich beim König melden. – »Fouquet?« rief Ludwig. »Ich habe ihm geschrieben, er solle früh in Fontainebleau sein, und jetzt ist es zwei Uhr morgens. Das nenne ich Eifer! Er soll kommen.« – Fouquet trat ein, und Ludwig stand auf, ihn zu empfangen. – »Guten Abend, Herr Fouquet,« sagte er mit huldvollem Lächeln, »freut mich, daß Sie so pünktlich sind. Sie können doch aber meine Botschaft erst spät erhalten haben.« – »Um neun Uhr abends,« antwortete der Minister. – »Sie haben in diesen Tagen viel gearbeitet, Herr Fouquet,« sagte der König. »Man hat mir versichert, Sie hätten in der letzten Zeit so viel gearbeitet, daß Sie wochenlang nicht aus Ihrem Kabinett gekommen seien.« – »Allerdings, Sire,« erwiderte Fouquet, sich verneigend. »Ich arbeitete in Ihrem Dienst, und da ich nach so langer Zeit wieder vor Sie trete, Majestät, darfich wohl um eine Gunst bitten, die von Ihnen bewilligt worden ist, um eine Audienz für meinen Begleiter, den Bischof von Vannes. Eure Majestät haben geruht, ihn auf meine Empfehlung hin vor drei Monaten zum Bischof zu ernennen.« – »Das ist möglich,« antwortete der König, der unterzeichnet hatte, ohne zu lesen. »Ist er da?« – »Ja, Majestät, Bischof d'Herblay wartet draußen.«
»D'Herblay?« murmelte Ludwig XIV., als erinnere er sich, diesen Namen früher einmal gehört zu haben. »Lassen Sie ihn hereinkommen.« – Fouquet gab dem Türsteher einen Wink, und Aramis trat ein. Der König ließ ihn die Begrüßungsworte sprechen und heftete währenddem einen langen Blick auf das charakteristische Gesicht, das niemand, der es einmal gesehen, vergessen konnte. – »Sie sind Bischof von Vannes?« fragte Ludwig XIV. – »Ja, Sire.« – »Vannes liegt in der Bretagne, und nahe am Meer?« – »Einige Meilen von Belle-Ile,« antwortete Aramis, sich abermals verneigend. – »Man sagt, Herr Fouquet habe dort ein schönes Schloß.« – »Ja, so sagt man,« erwiderte Aramis mit einem gleichgültigen Blick auf den Minister. – »Sagt man? Wie? So haben Sie selbst wohl Belle-Ile noch gar nicht gesehen?« – »O, wir armen Diener der Kirche,« sagte Aramis, »bleiben, wo wir wohnen.« – »Bringt Vannes so wenig ein?« fragte Ludwig. – »6000 Livres, Majestät.« – »Aber Sie sind doch wohl vermögend?« – »Ich besitze nichts, Sire. Doch Herr Fouquet bezahlt für einen Kirchenstuhl jährlich 12 000 Livres an mich.«
»Ich werde an Sie denken. Herr d'Herblay,« sagte der König. – Aramis verneigte sich; denn er wußte, daß die Audienz beendet war. Der König verneigte sich ebenfalls.Mit seiner schlichten Landpfarrermiene ging Aramis hinaus.
»Ein merkwürdiges Gesicht,« murmelte der König, ihm nachsehend. »Herr Fouquet,« wandte er sich an den Minister, »wir haben in diesen Tagen viel ausgegeben. Werden Sie nicht böse sein?« – »Majestät haben noch
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