Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
zuhören,« antwortete der Minister.
Luise seufzte tief. – »Fräulein, so schwere Gedanken? Was kann Sie betrüben,« fragte der König, »da Sie doch unter meinem Schutze stehen?« – »Ich will es Ihnen sagen, Majestät,« sagte sie, ihre schönen blauen Augen zu ihm aufschlagend. »Sie gehören nicht sich selbst, Sie sind vermählt, Sire; jedes Gefühl, das Eure Majestät mir schenken, entziehen Sie der Königin, die Sie mit leicht begreiflicher Innigkeit liebt. Da sie das Glück gehabt hat, einen solchen Gemahl zu gewinnen, so bittet sie den Himmel mit Tränen, daß er nur ihr gehören möge. O, es wäre ein großes Unrecht, der Königin Ursache zur Eifersucht zu geben – verzeihen Sie mir dieses Wort, Majestät. Mein Gott, ich weiß, es ist unmöglich oder sollte es doch sein, daß die größte Königin der Welt auf ein armes Mädchen, wie ich bin, eifersüchtig wäre. Aber die Königin hat das Herz einer Frau, und böse Zungen können ihr Argwohn zutragen. Sire denken Sie an die Königin, nicht an mich!«
»Mein Fräulein, Sie verwandeln durch diese Worte meine Achtung in Bewunderung!« rief der König. – »Majestät legen in meine Worte einen Sinn, der nicht darin ist. Sie halten mich für besser, als ich bin. Sie machen mich größer, als Gott mich gemacht hat. Erbarmen Sie sich, Sire! Wenn ich den König nicht fürden edelherzigsten Mann hielte, so würde ich glauben, er treibe Spott mit mir, daß er so zu mir spricht.« – »Ich bin ein unglücklicher Fürst,« sagte der König in aufrichtiger Betrübnis, »ich habe nicht einmal die Macht, die Person, die mir das Teuerste auf Erden ist, die mit ihrem Zweifel mir das Herz bricht, von der Wahrheit meiner Worte zu überzeugen.«
»Sire,« sagte Luise, den König sanft von sich wehrend, »ich glaube, der Regen läßt nach, das Gewitter hat sich verzogen. Noch einmal, Sire,« setzte sie hinzu und bewog Ludwig durch einen Druck der Hand, mit ihr fortzugehen, »bedenken Sie, welchen Unannehmlichkeiten Sie sich meinetwegen aussetzen wollen! Man sucht Sie jetzt schon. Die Königin wird besorgt sein – und Madame!« Und sie verstummte, als sei es vor Furcht.
Der König stutzte. »Was ist es mit Madame?« fragte er. – Luisens sonst schüchtern ausweichender Blick begegnete dem des Königs. – »Madame ist ebenfalls eifersüchtig,« stammelte sie. – »Madame hat kein Recht zur Eifersucht,« versetzte der König. »Sie ist ja sozusagen eine Schwester von mir.« – »Sire, es geziemt sich nicht für mich,« erwiderte Luise, »in die Geheimnisse Ihres Herzens zu dringen.« – »Wie? Sie glauben also auch –?« rief der König. – »Ich glaube, daß Madame eifersüchtig ist, ja,« antwortete die Lavallière. – »Hat Madame Sie das fühlen lassen?« rief Ludwig. »Hat Madame Sie vielleicht durch die Ihnen erwiesene Behandlung –« – »Keineswegs, ich bin ja viel zu unbedeutend,« erwiderte Luise. »Doch, man kommt, Sire – es regnet nicht mehr.«
»Was liegt daran, mein Fräulein?« rief Ludwig. »Mag kommen, wer will! Wer darf es wagen, daranAnstoß zu nehmen, daß ich dem Fräulein von Lavallière Gesellschaft geleistet habe? Ich habe, indem ich Sie schützte, nur meine Pflicht als Kavalier getan. Wehe dem, der die seinige vergessen hat und an dem Verhalten des Königs Kritik üben will!«
Man sah in der Tat einige neugierige Köpfe in der Allee erscheinen. Der junge König und das Fräulein von Lavallière wurden bemerkt, die Höflinge nahmen den Hut ab, zum Zeichen, daß sie den König erkannt hatten. Ludwig kehrte sich nicht daran, sondern führte Luise mitten durch die Schar der Herren und Damen zum Wagen zurück. Er hielt sogar, da noch immer einige Tropfen fielen, den Hut schützend über ihr Haupt, und alle sahen, daß sein eigenes Haar ganz naß geworden war. Die Königin und die Herzogin von Orléans bemerkten diese übertriebene Höflichkeit, und Madame vergaß darüber so sehr alle Etikette, daß sie ihre Schwägerin mit dem Ellbogen anstieß und flüsterte: »Sehen Sie doch nur!« – Die Königin schloß die Augen, legte die Hand über das Gesicht und verschwand rasch im Wagen. Madame stieg zu ihr.
Der König war neben dem Wagen der Ehrenfräulein stehengeblieben, bis die Lavallière Platz genommen hatte, dann schwang er sich aufs Pferd und ritt neben ihr her. – Jetzt erst verließen Fouquet und Aramis die Grotte. – »Sie liebt ihn leidenschaftlich,« sagte der Bischof, »und was noch schlimmer ist, er liebt sie. Sicherlich
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