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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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erkennen glaubte, daß er auch nicht im Sinne habe, ihn Madame zu schenken, so war sie zufrieden, warf nur einen flüchtigen Blick darauf und gab ihn an Monsieur weiter. Der Herzog von Orléans musterte die Kostbarkeiten lange mit lüsternem Blick und reichte sie seufzend seiner Gemahlin. Madame sagte nur ein einziges Wort, das aber aus ihrem Munde mehr besagte als eine lange Lobrede: »Prachtvoll!« Dann reichte sie die Armbänder der ihr zunächst sitzenden Dame, und nun machten sie die Runde durch die ganze Reihe der Versammelten. Unterdessen sprach der König ununterbrochen und ganz ruhig mit den Herren Fouquet und von Guiche, aber man sah, er war zerstreut und behielt den wandernden Schmuck scharf im Auge.
    Das Fräulein von Tonnay-Charente war die letzte auf der Liste der Lotterie-Teilnehmer gewesen, und sie gab jetzt die Armbänder an die erste derjenigen, die nicht für würdig erachtet worden: an Fräulein Aure von Montalais, die ihrerseits sie an die Lavallière weiterreichte. Die Gesellschaft schien der Meinung, als würde dem Geschmeide durch die unscheinbaren Hände, die es jetzt betasteten, aller Wert genommen. – »Du siehst diese wundervollen Armbänder so gleichgültig an, Luise,« sagte Fräulein von Montalais. »Begeistern sie dich nicht?« – »O, doch,« antwortete Luise, »aber warumetwas wünschen, was mir nie gehören kann?« – Und sie streckte die Hand aus, um die Armbänder weiterzugeben.
    In diesem Augenblick erklang die Stimme des Königs: »Halt! Die Armbänder bleiben, wo sie jetzt sind.« Dabei stand er auf und ging auf die Lavallière zu. »Fräulein,« sprach er, »Sie sind im Irrtum; als Dame haben Sie ebensoviel Anspruch wie jede andere auf Damengeschmeide. Die Armbänder gehören Ihnen. Der König bittet Sie, das Kleinod nicht zu verschmähen.« – Die Lavallière erschrak heftig und wollte dem König das Kästchen in die Hand drücken, aber Ludwig XIV. wehrte lächelnd ab.
    Eine tiefe Stille, ein Todesschweigen lag über der Versammlung; alle waren starr vor Erstaunen. Madame biß sich so heftig auf die Lippe, daß das Blut hervorsickerte. Die junge Königin sah von Madame zu Luise und fing zuletzt zu lachen an. Anna von Oesterreich starrte fassungslos den König an, der ihre kluge Rechnung so unbedacht vereitelte.

Fünfter Teil
     
    Zwischen Freund und Feind

1. Kapitel. Porthos bei Hofe
     
    Chevalier d'Artagnan hatte sich das Treiben in Fontainebleau zwei Tage lang mitangesehen, dann war er sich klar darüber geworden, daß dieser Mummenschanz nichts für seinen kriegerischen Gaumen sei. Fast alle Augenblicke wurde er von Leuten gefragt: »Chevalier, wie steht mir dieser Frack?« Und er antwortete dann mit grimmem Spott: »Prachtvoll! Sie sehen aus wie ein Affe vom Sankt-Lorenzmarkte.« – Und wenn ihn jemand fragte: »Chevalier, was werden Sie diesen Abend anziehen?« dann erwiderte er grimmig: »Ich werde mich ausziehen.« Worüber dann sogar die Damen lachen mußten. Als er sich überzeugt hatte, daß der König inmitten dieser Spiele Paris, Saint-Mandé und Belle-Ile vergessen zu haben schien, daß Colbert nur noch an Feuerwerk dachte, daß Fouquet sein Geld bereitwillig zu den unsinnigsten Albernheiten hergab, da trat er vor den König und bat »wegen Familienangelegenheiten« um Urlaub, der ihm auch alsbald bewilligt wurde. Er hauste nun wieder bei Planchet in der Lombardstraße. Aber Planchet wunderte sich darüber, daß er so verdrießlich war, daß er in der Nacht schlecht schlief und bei Tage zerstreut umherging, ohne Freude, ohne Teilnahme.
    »Herr Chevalier,« sagte Planchet, »es fehlt Ihnen an Zeitvertreib. Gibt es nicht wieder einen König, dem man zum Throne verhelfen kann, nicht wieder einenGeneral Monk, den man in einer Kiste übers Meer fahren kann?« – »Nein, Freund,« antwortete der Kapitän, »alle Könige sitzen auf ihren Thronen, zwar nicht so behaglich wie ich auf diesem Schemel, aber sie sitzen doch drauf.« – »Herr Chevalier, ich glaube, Sie werden mager,« sagte der Kaufmann. »Und das muß gerade in meinem Hause passieren. Das kann ich nicht dulden. Ich werde den Schurken aufsuchen, der an Ihrem Kummer schuld ist, und ich werde zu ihm sprechen: Herr d'Herblay, ich schneide Ihnen die Kehle ab!«
    »Potzblitz!« rief der Chevalier, »was hat denn d'Herblay damit zu tun?« – »Er verursacht Ihnen schwere Träume!« antwortete Planchet. »Seit drei Nächten haben Sie Alpdrücken, und dann rufen Sie immer: Aramis, du Duckmäuser!« –

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