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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ersetzen können, Madame von Chevreuse, die Meisterin der Intrige. Und wenn sie jetzt an diese geistvolle Frau dachte, die nie um das rechte Mittel verlegen war, dann schien es, als wenn sie vor ihr stände und ihr mit ihrem charakteristischen feinen Lächeln einen Rat erteilte: »Alle diese Leute am Hofe brauchen Geld, um ihre Genußsucht zu befriedigen. Nur mit Geld können Sie sie an sich fesseln.« – Und Anna von Oesterreich handelte dementsprechend; sie verteilte Geschenke an die Personen, deren Einfluß sie sich sichern wollte, sie hatte die schönsten Juwelen von ganz Frankreich, und namentlich ihre Perlen waren so groß, daß sie dem König, sobald er sie sah, einen Seufzer entlockten, weil, mit ihnen verglichen, die Perlen seiner Krone nur Hirsekörner waren. Diese Schmucksachen machte nun Anna vonOesterreich zum Gegenstand von Lotterien, die in ihren Salons ausgespielt wurden, und es gelang ihr auch, sich auf diese Weise einen großen Kreis von Getreuen zu verschaffen und vor allem die Freundschaft Madames zu erringen, die an diesen vorzeitigen Erbschaften Geschmack fand.
    Eines Abends bildeten zwei kostbare Armbänder den Gegenstand der Verlosung. Diese Schmucksachen waren weniger durch die darin verarbeiteten Juwelen, als vielmehr durch die antike Arbeit selbst wertvoll, denn es waren einzigartige Kabinettstücke einer vor mehreren Jahrhunderten üblichen Kunst und als Rarität von ganz unschätzbarer Kostbarkeit. Die Liste der zur Lotterie zugelassenen Personen war nach der strengsten Etikette aufgesetzt worden und wurde, als nach Erscheinen des Königs die Gesellschaft vollzählig war, unter großer Spannung verlesen. Es waren dreihundert Gäste bei der Königin-Witwe, und jedermann fragte sich, ob er mit zu den Bevorzugten gehören werde. Als die Verlesung beendet war, wandte Madame sich an Anna von Oesterreich.
    »Wie?« flüsterte sie, »die neue Gottheit des Hofs, die kleine Lavallière, haben Sie ausgelassen? Das ist schade. Wenn sie das Glück gehabt hätte, die Armbänder zu gewinnen, so hätte sie sie versteigern und aus dem Erlös eine Aussteuer kaufen können, denn sie darf noch nicht heiraten, weil sie ihrem Gemahl keine Morgengabe mitbringen kann.« – »Die Arme!« entgegnete Anna von Oesterreich, »hat sie denn keine Kleider?« – »Ich glaube nicht,« versetzte Lady Henriette. »Wenigstens hat sie jetzt dasselbe Kleid an wie heute morgen auf derPromenade, wo es nur dank der Sorgfalt des Königs, der sie vor dem Regen schützte, sauber geblieben ist.«
    Man sah den König vor Unwillen erröten, als er erkannte, daß die Lavallière von der Teilnahme am Spiel ausgeschlossen worden war. Luise bekundete weder durch eine Bewegung noch durch den Ausdruck ihres Gesichts, daß sie sich verletzt fühlte. Sie fühlte jedoch freudige Bewegung, als sie den Blick des Königs mit unverhohlener Innigkeit auf sich gerichtet sah. Unter den Vergessenen befanden sich auch die Montalais und Herr Malicorne, die sich gegenseitig über ihr Mißgeschick zu trösten suchten.
    Nun wurden die Lose verteilt; der König bekam das seine zuerst, dann die Königin, dann die Königin-Mutter, Monsieur, Madame und nach der königlichen Familie die Herren und Damen vom Adel gemäß der Abkunft und Rangabstufung. Die Königin-Witwe öffnete darauf einen Lederbeutel, in welchem sich zweihundert Kugeln aus Perlmutter mit eingravierten Ziffern befanden, und die Verlosung begann. Die Gewinnnummer fiel auf den König. Die ganze Gesellschaft bejubelte dieses erfreuliche Ergebnis, wenngleich sich niemand des Eindrucks erwehrte, daß die ganze Sache von vornherein abgekartet gewesen sei. Das war auch wirklich der Fall; Anna von Oesterreich rechnete darauf, daß der König die Armbänder Madame schenken werde; sie hoffte sich auf diese Weise die dauernde Gunst sowohl ihres Sohnes als ihrer Schwägerin zu sichern. Mitten unter den beglückwünschenden Zurufen der Versammlung nahm der König die Armbänder in Empfang.
    »Sie sind also sehr wertvoll, diese Dingerchen?« fragte er, sie betrachtend. – »Sehen Sie sich nur einmaldie Diamanten an,« erwiderte Anna von Oesterreich.– »Eine Schönheit für Kenner,« sagte der König. »In der Tat, die Arbeit dieser Kameen ist wundervoll. Ich habe noch nie so meisterhafte Ziselierung gesehen.« – Er reichte den Schmuck der Königin hin, doch mit einer Gebärde, daß niemand daran zweifeln konnte, er wünsche ihn nicht seiner Gattin zum Geschenk zu machen. Aber da Maria-Theresia zu

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