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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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verzeihen Sie auch den andern die trüben Stunden, die Sie erlitten. Künftighin werden Sie so hoch über allen andern stehen, daß Sie niemand mehr zu fürchten brauchen.«
    Er rief Saint-Aignan, verneigte sich vor Luise und sagte noch: »Ich schicke Ihnen Ihre Freundin sogleich zurück. Leben Sie wohl, mein Fräulein, und vergessen Sie mich nicht in Ihrem Gebet.« – »O, Sire,« antwortete die Lavallière, »Sie wohnen zusammen mit Gott in meinem Herzen.« – Diese letzten Worte erfüllten den König mit einem Gefühl hoher Freude und Wonne. Er kehrte mit seinem Hofmeister in seine Zimmer zurück. – Madame hatte diese Wendung nicht vorausgesehen: die Dryade und Najade wußten nichts davon.
    Der folgende Tag war düster und schwül. Dennoch befahl der König, die Spazierfahrt nicht ausfallen zu lassen, und die Blicke aller Damen und Herren, die daran teilzunehmen hatten, richteten sich voll Besorgnis zum Himmel empor. Schon schwebte ein leichter Nebel auf den Gipfeln der Bäume, und die Sonne vermochte den dicken Wolkenschleier nicht zu durchdringen. Ludwig sah zum Fenster hinaus und versprach sich nichts Gutes von diesem Wetter; aber was ihn bewog, trotzdem die Ausfahrt nicht abzubestellen, das war das erhoffte Zusammentreffen mit der Lavallière, und er wollte es selbstdem Himmel nicht gestatten, ihm einen Strich durch seine Liebessehnsucht zu machen.
    Ludwig ging wie sonst zur Messe, aber er vergaß an diesem Tage über ein gewisses erschaffenes Wesen den Schöpfer und zählte ungeduldig die Minuten, die ihn noch von dem Wiedersehen trennten. Von dem Auftritt, der am verflossenen Tage zwischen Ludwig und der Lavallière stattgefunden, hatte niemand etwas erfahren. Saint-Aignan erkannte den tiefen Ernst dieser Liebschaft und wußte, daß in diesem Falle seine Mitwissenschaft ein kostbarer Besitz sei. Die Montalais hätte gern geplaudert – schwatzhaft wie sie war – aber Malicorne hatte es ihr auf die Seele gebunden zu schweigen, wenn anders sie nicht sich und ihn ins Verderben stürzen wollte.
    Ludwig war so glücklich, daß er der Herzogin von Orléans nicht grollen konnte. Er konnte sich ja auch im Grunde über ihre Täuschung nicht beklagen; denn ohne diese würde er keinen Brief von der Lavallière erhalten und sich nicht mit ihr ausgesprochen haben. Er war so zufrieden mit der Lösung der Dinge, daß in seinem Herzen kein Raum für Unmut war.
    Da die Spazierfahrt erst gegen zwölf Uhr stattfand, so verblieben dem König noch ein paar Stunden, die er der Arbeit mit Colbert und Fouquet widmen wollte. Aramis, der sich in der Gesellschaft des Oberintendanten befand, mischte sich unter die Höflinge, die auf den Korridoren hin und her schritten.
    »Sire,« sprach Fouquet, als die Arbeit beendet war und er sich verabschiedete, »Sie überhäufen mich seit einigen Tagen mit Anzeichen der Gnade. Gewiß haben Majestät besonderen Anlaß, mir ein so huldvolles Lächeln zu gönnen.« – »Sie stellen Mutmaßungen an?«erwiderte Ludwig. »Sie irren sich; ich bin vielmehr ärgerlich auf Sie. Jawohl, im Ernst!« – »Majestät erschrecken mich. Ich wüßte nicht, was ich getan –« –»Ich hörte von einem großen Fest, das Sie in Vaux geben wollen.« – Fouquet lächelte wie ein Kranker bei dem ersten Schauer eines vergessenen und wiederkehrenden Fiebers. – »Und zu diesem Fest haben Sie mich noch nicht eingeladen,« setzte Ludwig hinzu.
    »Sire,« antwortete der Minister, »ich hatte gar nicht mehr an dieses Fest gedacht. Auch konnte ich ja nicht hoffen, daß Eure Majestät geruhen würde, aus Ihrer erhabenen Sphäre herabzusteigen und mein Haus mit Ihrer Königlichen Gegenwart zu beehren. Ich erwähnte deshalb das Fest nicht, weil noch gar nichts entschieden war und ich von Eurer Majestät eine ablehnende Antwort fürchtete. Und dennoch hegte ich den lebhaften Wunsch –«
    »Daß Ihre Einladung huldreich aufgenommen würde, nicht wahr?« antwortete Ludwig. »Verständigen wir uns! Sie wünschen mich einzuladen, ich wünsche eingeladen zu werden. Laden Sie mich also ein, und ich werde erscheinen.« – »Wie? Majestät geruhen, meine Einladung anzunehmen?« stammelte der Minister. – »Ich glaube sogar noch mehr zu tun,« versetzte der König lachend, »mich dünkt, ich lade mich selbst ein.« – »Innigsten Dank, mein König,« antwortete Fouquet mit einer tiefen Verneigung, scheinbar frohlockend über diese Huld, die nach seiner Meinung doch sein Tod war. »Sie machen mich zum glücklichsten Menschen

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