Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
antwortete rasch: »Belle-Ile ist von dem Herrn Baron befestigt worden.«
Ludwig sah schweigend von einem zum andern; die ganze Sache schien ihm nicht recht geheuer vorzukommen.
»Jawohl, Majestät,« bestätigte der Gaskogner, »aber fragen Sie nur auch den Baron, wer ihm bei diesen Arbeiten geholfen hat.« – »Aramis!« platzte Porthos heraus.
Nun machte Ludwig große Augen. »Wie?« rief er, »Herr d'Herblay, der Bischof von Vannes, heißt Aramis?«– »Es ist sein Spitzname aus den Tagen, da er noch Krieger war.« – »Ein Name, der im Freundeskreise üblich war,« setzte Aramis hinzu. – »Nur keine falsche Bescheidenheit!« rief der Kapitän der Musketiere. »In diesem Priester, Majestät, vereinen sich der brillanteste Offizier, der unerschrockenste Krieger und der gelehrteste Theologe Ihres Reiches.« – »Und ein Ingenieur,« setzte Ludwig hinzu, mit einem staunenden Blick auf Aramis.
»Gelegentlich auch Ingenieur,« antwortete d'Herblay, sich verneigend. – »Majestät, mein Waffenbruder bei den Musketieren,« fuhr d'Artagnan fort, »der Mann, dessen treffliche Ratschläge hundertmal die Minister Ihres Vaters aus den größten Schwierigkeiten retteten, das ist kein anderer als dieser Chevalier d'Herblay, der Bischof von Vannes. Und dieser Chevalier d'Herblay bildete mit dem Baron du Vallon, mit dem Grafen de la Fère und mit mir jenes vierblättrige Kleeblatt, das unter der Regierung Ihres hochseligen Vaters soviel von sich reden machte.«
»Und eben dieser d'Herblay,« sagte der König mit eigentümlicher Betonung, »hat jetzt Belle-Ile befestigt.«
»Um dem Sohn zu dienen, wie er dem Vater gedient hat.« – D'Artagnan sah Aramis durchdringend an, und selbst er ließ sich durch den warmen Ton aufrichtiger Ehrfurcht täuschen, den der Prälat in seine Worte legte. – »So spricht kein Lügner,« dachte er bei sich. Und auch König Ludwig war überzeugt, der Bischof spreche die Wahrheit. – »In diesem Falle,« sagte er zu Fouquet, »bewillige ich den Kardinalshut. Wir werden bei der nächsten Ernennung an Sie denken, Herr d'Herblay. Bedanken Sie sich bei Herrn Fouquet. UndSie, Herr Baron du Vallon, was haben Sie auf dem Herzen? Auch einen Wunsch? Sprechen Sie! Ich belohne gern die treuen Diener meines Vaters!«
»Sire,« stammelte Porthos. – »Majestät,« rief d'Artagnan, seinem Freunde zu Hilfe kommend, »dieser tapfere Degen, der im Feuer von tausend Feinden wacker ausgehalten hat, ist durch die Gegenwart Ihrer erhabenen Person ein wenig aus der Fassung gebracht. Aber ich weiß, was er wünscht: ihn verlangt nur danach, Eure Majestät eine Viertelstunde lang betrachten zu dürfen.«
»Sie speisen heute abend bei mir,« sagte der König zu Porthos, und der Riese wurde kirschrot vor Freude. Darauf waren der Chevalier und der Baron entlassen. – »Aramis wird böse auf mich sein,« murmelte Porthos im Fortgehen. – »Er war Ihnen noch nie so gut, wie jetzt,« entgegnete d'Artagnan, »haben wir ihm doch zum Kardinalshut verholfen.« – »Das ist wahr,« meinte der Baron. »Sagen Sie, sieht der König es gern, wenn man an seiner Tafel viel ißt?« – »Das freut ihn sehr, denn er hat selber einen echt königlichen Appetit,« antwortete der Kapitän.
Auf dem Korridor trat Aramis zu ihnen. »Sie sind aus meinem Gefängnis entschlüpft?« sagte er zu Porthos, ihm die Hand drückend. – »Seien Sie ihm nicht gram, Freund,« antwortete d'Artagnan, »ich habe ihn entführt. Ihr geistlichen Herren seid sehr politisch, wir Kriegsmänner aber gehen immer gerade auf das Ziel los. Hören Sie also, wie es gekommen ist. Ich bin mal wieder zu meinem lieben Freunde Baisemeaux gegangen –« – »Da fällt mir ein,« rief Porthos dazwischen, »ich habe ja einen Brief von Baisemeaux an Aramis.« Und er überreichte ihn. Der Prälat öffnetedas Schreiben und las es, ohne daß d'Artagnan, der ihm dabei zusah, die geringste Verlegenheit gezeigt hätte. Aramis selbst wußte sich so vortrefflich zu beherrschen, daß der Chevalier ihn aufs neue bewundern mußte.
»So? Sie haben also Baisemeaux besucht?« fragte der Bischof und steckte den Brief mit der größten Ruhe in die Tasche. – »Ja, dienstlich,« antwortete d'Artagnan, »und natürlich sprachen wir von unsern beiderseitigen Freunden. Ich muß sagen, Baisemeaux empfing mich kalt, so daß ich bald gegangen bin. Auf der Straße trat ein Soldat zu mir, der mich ohne Frage an der Uniform erkannte, und bat mich, ihm die Adresse eines Briefes
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