Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
wird versucht haben, sich zu verteidigen,« stammelte er. – »Dann verteidigt es sich mit den Hinterfüßen, nicht mit dem Kopfe.« – »Nun, vielleicht ist das Pferd ganz außer sich gewesen vor Schreck und Mutlosigkeit, denn so ein Wildschwein –! Hat es doch den Reiter ebenso zugerichtet. Wie ich bereits zu bemerken die Ehre hatte, Majestät, es ist über Herrn von Guiche hergestürzt, hat ihm die Hand zerrissen, als er eben seinen zweiten Pistolenschuß tun wollte, und zerfleischte ihm dann noch mit den Hauern die Brust.«
»Gut!« sagte der König mit unverhohlenem Verdruß. »Sie wissen vortrefflich zu erzählen. Ich will von heute ab meinen Kavalieren verbieten, allein auf den Anstand zu gehen, lieber möchte ich das Verbot gegen den Zweikampf widerrufen.« – Manicamp wollte sich entfernen. »Bleiben Sie!« gebot Ludwig, »ich habe noch mit Ihnen zu reden.«
D'Artagnan, der während dieses Gesprächs mit keiner Wimper gezuckt hatte, brummte jetzt in seinen Bart: »Wieder mal einer, der nicht von unserem Schlage ist. Ach, wo gibt es noch Männer vom alten Schrot und Korn?«
In diesem Augenblick ließ der Türhüter Herrn Vallot, den Leibarzt des Königs, ein. – »Ah, sehr gut!« rief Ludwig. »Was bringen Sie mir für Nachrichten von dem Verwundeten?« – »Es steht sehr schlecht mit ihm,«antwortete der Arzt. – »Aber immerhin hat ihn das Wildschwein nicht gleich verschlungen,« warf der König ein. – »Was denn für ein Wildschwein?« fragte der Arzt erstaunt. – »Man sagt, Graf Guiche sei von einem Wildschwein angefallen worden,« antwortete Ludwig.– »Eher wird's wohl ein Wildschütz gewesen sein,« sagte der Mediziner. »Ein eifersüchtiger Ehemann, ein gekränkter Liebhaber, der aus Rache auf ihn geschossen hat.« – »Was sagen Sie da, Herr Vallot?« rief der König. »Rühren denn die Wunden des Herrn von Guiche nicht vom Kampfe mit einem Wildschwein her?« – »Die Wunden des Grafen rühren davon her,« antwortete der Doktor und zeigte dem König eine Pistolenkugel, die sich plattgedrückt hatte. »Diese Kugel hat ihm den kleinen Finger der rechten Hand zerschmettert und ist dann in die Zwischenrippen der Brust gefahren. Zum Glück hat sie an einer Schnalle Widerstand gefunden.«
»Und diese Kugel hat in Guiches Brust gesteckt?« rief der König. »Herr von Manicamp, davon haben Sie mir nichts gesagt. Herr d'Artagnan, nun scheint mir doch Ihre Vermutung, es habe ein Zweikampf stattgefunden, richtig zu sein.« – Manicamp richtete einen Blick stummen Vorwurfs auf den Chevalier. D'Artagnan verstand diesen Blick, trat vor und sagte: »Majestät haben mir befohlen, die Lichtung zu untersuchen und zu melden, was nach meiner Meinung dort geschehen sei. Meine Feststellungen teilte ich Ihnen mit, doch ohne einen Namen zu nennen. Majestät haben selbst zuerst von Graf Guiche gesprochen.« – »Gut, gut,« antwortete der König würdevoll, »Sie haben Ihre Pflicht getan, aber Sie nicht, Herr von Manicamp. Sie haben mich belogen.« – »Belogen? Das ist ein hartes Wort, Majestät,«erwiderte der junge Mann. – »Finden Sie ein anderes?« – »Sire, ich suche nicht danach,« entgegnete Manicamp fest. »Ich hatte das Unglück, Eurer Majestät zu mißfallen, und nehme den Tadel ruhig hin.« – »Man mißfällt mir immer, wenn man nicht die Wahrheit sagt!« rief Ludwig. – »Manchmal weiß man sie nicht,« versetzte der junge Mann. – »Lügen Sie nicht noch weiter! Sie sehen, das Leugnen ist unnütz. Herr von Guiche hat sich duelliert.« – »Ich bestreite das nicht, Majestät,« sagte Manicamp. »Majestät hätten so gnädig sein sollen, einen Edelmann nicht zur Lüge zu zwingen.«
»Ich hätte Sie dazu gezwungen?« rief der König in wachsendem Zorne. »Das wird immer toller!« – »Sire! Herr von Guiche ist mein Freund. Majestät haben die Duelle bei Todesstrafe verboten. Ich konnte meinen Freund nur durch eine Lüge retten, also log ich.«
»Bravo,« murmelte d'Artagnan, »er ist doch ein ganz tüchtiger Kerl!« – »Ich will Ihnen ein Mittel nennen, Ihre Lüge wieder gutzumachen,« sagte der König. »Nennen Sie mir den Gegner des Herrn von Guiche.« – »Sire, ich kenne ihn nicht.« – »Bravo!« knurrte d'Artagnan. – »Herr von Manicamp, schnallen Sie den Degen ab, Sie sind verhaftet!« rief Ludwig mit einem Wink gegen den General-Kapitän. – Der junge Mann verneigte sich, entledigte sich lächelnd seiner Waffe und gab sie dem Musketier.
Da trat Saint-Aignan vor. –
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