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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Herrn von Guiche ins Schloß gebracht haben.« – »Still,« unterbrach ihn der König. »Da kommt er. Bleiben Sie hier und hören Sie zu.«
    Manicamp und Saint-Aignan erschienen in der Tür. Der erste verneigte sich, der letztere trat zu d'Artagnan. Der König erwiderte den Gruß des jungen Kavaliers. – »Herr von Manicamp, ich habe Sie rufen lassen, um von Ihnen zu hören, auf welche Weise Herr von Guiche zu den Wunden gekommen ist, an denen er darniederliegt. Waren Sie dabei?«
    Herr von Manicamp erkannte an dem Ton, den der König anschlug, daß er sich auf eine schwierige Unterredung gefaßt machen mußte. Er erwog im Geiste rasch seine Lage und beschloß bei sich, keinesfalls seinen Freund Guiche bloßzustellen. Die Gefahr war für den Grafen ebenso schwer wie für von Wardes, denn nach dem Gesetz waren beide Duellanten der Todesstrafe verfallen.
    »Ich war nicht unmittelbar dabei,« antworteteder junge Kavalier zögernd. – »Aber wenige Augenblicke nach dem Geschehnis betraten Sie den Schauplatz?«
    »Jawohl, Sire, eine halbe Stunde später.« – »Es geschah auf einer Lichtung im Walde von Rochin, nicht wahr?« – »Ja, Majestät, auf dem bekannten Sammelplatz der Jäger.« – »Nun, so erzählen Sie, was Sie von dem Unglück wissen.«
    »Vielleicht sind Majestät schon unterrichtet, und ich würde durch die Wiederholung nur ermüden,« antwortete Manicamp diplomatisch. – »Das brauchen Sie nicht zu befürchten,« erwiderte der König. – Der junge Kavalier sah nach den beiden Herren, aber Ludwig XIV. behielt auch diese scharf im Auge, so daß sie ihm nicht einmal durch Blicke einen Wink geben konnten. Er mußte daher seinen Weg ganz allein suchen.
    »Majestät wissen ja,« begann er, »es kommen sehr häufig Unfälle auf der Jagd vor – zumal auf dem Anstand.« – »Auf der Jagd? auf dem Anstand?« rief Ludwig erregt, denn er haßte die Lüge. »Geschah es auf dem Anstand? Und auf welches Wild war es denn da abgesehen?« – »Auf einen Eber, Sire,« antwortete Manicamp. – »Wie kommt aber Graf Guiche dazu, ganz allein einem Eber aufzulauern? Ein Mann, wie Graf Guiche, hat doch Hunde und Treiber zur Verfügung.« – Manicamp zuckte die Achseln und antwortete scheinheilig: »Junge Leute sind eben tollkühn.« – »Hm! Fahren Sie fort!«
    Manicamp setzte bedächtig ein Wort nach dem andern, wie ein Sumpfvogel im Moor die Füße setzt, und sagte: »Der arme Guiche stellte sich also ganz allein auf den Anstand.« – »Ganz allein! Sieh an, ein netter Jäger, der Herr von Guiche!« rief der König. »Weißer nicht, daß ein angeschossener Eber den Schützen anfällt?« – »Das eben ist geschehen, Majestät,« sagte Manicamp. – »Graf Guiche hat also genau gewußt, wo er den Eber zu suchen hatte?« – »Ja, Sire, Bauersleute hatten die Fährte des Tieres auf einem Kartoffelfelde entdeckt.« – »Und wie alt war das Vieh?« – »Ein zweijähriger Keiler, Sire.«
    »Guiche muß es gerade auf einen Selbstmord abgesehen haben,« versetzte der König. »Ich habe oft mit ihm gejagt und kenne ihn als erfahrenen Weidmann. Wie kann er sich nun einem so gefährlichen Tier mit einer Pistole entgegenstellen!« – Manicamp fuhr zusammen. – »Diese Waffe taugt wohl, um sich mit einem Feinde zu messen, aber zum Kampfe mit einem Wildschwein nimmt man Karabiner!« – »Sire,« sagte Manicamp, »es gibt Dinge, die sich schwer erklären lassen.« – »Da haben Sie recht,« murmelte Ludwig. »Fahren Sie fort!«
    »Wahrscheinlich ist die Sache so passiert,« sagte der junge Mann, »Guiche hat auf den Eber gewartet. Zu Pferde, Majestät. Schoß und fehlte. Das Tier lief ihn an. Das Pferd wurde getötet. Guiche kam mit zu Falle, und während er halb unter dem Pferde lag, verwundete ihn das wütende Wildschwein an Hand und Brust.« – »Schrecklich!« erwiderte Ludwig. »Aber Guiche ist selbst daran schuld. Wie kann er auch so unbesonnen sein und mit seiner Pistole –?« – »Sire, was einmal im Schicksalsbuche geschrieben steht–« meinte Manicamp. – »Ah, Sie sind Fatalist,« sagte der König. »Aber als Freund des Herrn Guiche hätten Sie ihn doch zurückhalten sollen. Und sein Pferd war also tot. Sonderbar!«– »Wieso, Majestät? Bei der letzten Jagd erging es dem Pferde des Herrn Saint-Maure ja ebenso.«
    »Wohl, doch ihm ward der Bauch aufgerissen,« entgegnete Ludwig, »aber Guiches Pferd ist mit zerschmettertem Kopfe gefunden worden.«
    Manicamp geriet abermals in Verwirrung. – »Das Pferd

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