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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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das Mädchen blieb wie erstarrt. Schließlich vermutete der König, sie sei an ihr Verlöbnis mit Bragelonne gemahnt worden und habe sich selbst der Treulosigkeit schuldig befunden. Dieser Argwohn lag nahe, da die Lavallière in ihrem Zimmer ein Jugendporträt des Grafen de la Fère hatte, welches seinem Sohne täuschend ähnlich sah.
    Der König warf drohende Blicke auf dieses Bild. Die Lavallière, zu sehr mit ihrem Kummer beschäftigt, sah nichts davon. Ihr beharrliches Schweigen bestärkte Ludwig in seinem Verdacht, erinnerte ihn daran, daß der Graf de la Fère selber für seinen Sohn bei ihm um Luisens Hand angehalten hatte, und ließ ihn nun glauben, sie hätte bei ihrer Rückkehr nach Paris Briefe aus London erhalten. Von Eifersucht erfaßt, fragte er aufs neue, drang mit noch heftigerer Ungeduld auf Erklärung.Die Lavallière aber konnte und durfte nichts sagen, denn sie hätte sonst des Königs Mutter und des Königs Schwägerin anklagen müssen. Mit diesen zwei mächtigen Prinzessinnen aber konnte sie nicht in offene Fehde treten. Ueberdies bildete sie sich wirklich ein, sie brauche gar nichts zu sagen; wenn der König sie wahrhaft liebte, müsse er ahnen, was in ihr vorginge. Gab es eine Sympathie, so mußte sie vor allem der Liebe zu eigen sein. Sie schwieg also nach wie vor, seufzte, weinte und verbarg den Kopf in den Händen.
    Diese Seufzer und Tränen hatten den König zuerst gerührt, dann erschreckt, jetzt erzürnten sie ihn. Opposition konnte er überhaupt nicht vertragen, am wenigsten aber die Opposition in Gestalt von Tränen. Nun wurden alle seine Worte scharf, fast verletzend. Aber sie schien entschlossen, selbst der Ungerechtigkeit von dieser Seite Trotz zu bieten. Statt aller Antwort schüttelte sie nur den Kopf und sprach nichts als die Worte: »Ach, mein Gott! Ach, mein Königlicher Herr!«
    Diese sanften Laute reizten den König noch mehr, statt ihn zu beschwichtigen. Saint-Aignan blies obendrein noch in das Feuer seines Zorns, denn er hoffte angesichts dieser Szene, daß die dem ganzen Hofe unbegreifliche Liebe des Königs ein rasches Ende nehmen werde. Er erblickte in der armen Lavallière bereits eine gestürzte Größe und war zu sehr Hofmann, um nicht alsbald sein Verhalten danach einzurichten. Allein er kannte die Größe dieser königlichen Leidenschaft nicht.
    Der König erhitzte sich noch mehr. Er ging hin und her, er lief zur Tür, als wollte er gehen. Endlich blieb er mit gekreuzten Armen vor der Lavallière stehen und rief: »Ein letztes Mal, mein Fräulein, wollen Sie sprechen?Wollen Sie sagen, weshalb Sie mit einem Male so anders, so verwandelt sind? Wollen Sie den Grund dieser Laune nennen?« – »Was soll ich sagen? Mein Gott, Sire, Sie sehen doch, Ihr Zorn zermalmt mich; ich bin jetzt nicht fähig zu denken, zu reden, etwas zu wollen.« – »Ist es denn so schwierig, die Wahrheit zu sagen? Sie hätten weniger Worte dazu gebraucht, als Sie jetzt vergeudet haben.« – »Was denn für eine Wahrheit?« – »Die ganze Wahrheit! Alles!« – Die Wahrheit drängte sich vom Herzen der Lavallière auf ihre Lippen. Sie wollte die Arme öffnen, doch sie sanken zurück, und ihr Mund blieb stumm. »Ich kann nichts sagen,« das war alles, was sie sprach. – »Das ist mehr als Koketterie, mehr als Laune,« rief der König. »Das ist Verrat!« Und er stürzte mit einer Gebärde des Zornes hinaus. Saint-Aignan folgte ihm. Auf der Treppe hielt Ludwig XIV. inne. »Da siehst du es, ich werde schändlich genarrt!« stieß er hervor. »Von Guiche hat sich im Namen dieses Bragelonne duelliert, und den Bragelonne liebt sie noch immer! Wahrlich, Saint-Aignan, ich würde vor Scham sterben, wäre in drei Tagen noch ein Atom von dieser Liebe in meinem Herzen!« – »Ich habe es Eurer Majestät immer gesagt,« murmelte Saint-Aignan, indem er dem König nacheilte und unterwegs zu den Hoffenstern hinaufsah.
    Diesmal waren sie nicht so glücklich wie beim Hinweg: ein Vorhang wurde gelüftet. Das Gesicht der Herzogin von Orléans zeigte sich. Sie hatte den König aus den Räumen ihrer Ehrendamen weggehen sehen, verließ alsbald ihr Zimmer und eilte in das Gelaß, aus dem der König eben kam.
    Die Lavallière sah dem Geliebten nach und hob dieArme, hob den Fuß, als wollte sie ihn zurückhalten, als wollte sie ihm nachgehen. Aber der Klang seiner Schritte verlor sich im hallenden Korridor. Kraftlos sank sie vor dem Kruzifix nieder. Da blieb sie gebrochen, zermalmt, zerschmettert von ihrem Schmerz

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