Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Maria-Theresia. – »Und dem König scheint sie gut bekommen zu sein, obwohl er bei der Hitze zu Pferde stieg.« – »Ich selbst habe ihm dazu geraten,« sagte Maria-Theresia. – »Haben Sie denn schon die schreckliche Geschichte vom Grafen Guiche erfahren?« fragte die Herzogin. – »Von seinem Kampf mit dem Eber, ja,« sagte Anna von Oesterreich. – Madame trat näher und sagte leise: »Es war ja ein Duell.«
»Ein Duell?« rief Maria-Theresia. »Und weshalb fand es statt?« – »Wegen einer meiner Ehrendamen,« antwortete Madame mit vielsagendem Blick. – »Etwa gar wegen der Lavallière?« fragte die Königin-Witwe. – »Ja, ihretwegen.« – »Sie ist wohl verlobt, wie ich höre, doch weder mit Herrn von Guiche, noch mit Herrn von Wardes,« fuhr Anna fort. »Alles in allem fängt diese Person nachgerade an, unausstehlich zu werden. Ich leide es nicht, daß an meinem Hofe die jungen Männer die Waffen miteinander kreuzen. Es ist ein Frevel, auf diese Weise meinem Sohne auch nur einen seiner Diener zu rauben. Aber nicht nur die Männer sind in solchem Falle zu bestrafen, sondern vor allem die koketten Dämchen, die die jungen Herren gegeneinander hetzen.« Sie wendete sich an die junge Königin und fragte: »Was soll mit dieser Lavallière geschehen?«
Maria-Theresia arbeitete an einer Stickerei, sah mit ^ einem eiskalten Blick auf und antwortete: »Lavallière? Kenne ich nicht.« Und sie zeigte dazu ein so frostigesLächeln, wie es nur königlichen Lippen eigen ist. – »Man schickt sie in ihre Heimat zurück und gibt ihr eine Pension,« sagte Madame. – »Das ist meine Angelegenheit,« sprach die Königin-Witwe. – »Hoheit,« versetzte die Herzogin von Orléans, »sie ist eine meiner Ehrendamen.«
»Gleichviel!« antwortete Anna. »Ich bin des Königs Mutter und das Haupt der Familie. Kein Aufsehen, wenn ich bitten darf! Das alles muß en famille abgemacht werden. Lassen Sie das Mädchen hierher rufen, Madame! Und Sie, meine Tochter, begeben sich auf ein paar Augenblicke in Ihre Gemächer!«
Die Lavallière trat bei der Königin-Mutter ein, ohne zu ahnen, daß sich ein verhängnisvolles Komplott gegen sie entsponnen habe. Sie glaubte, es handle sich um eine dienstliche Angelegenheit, und im Dienst hatte die Königin-Mutter sich nie unfreundlich gezeigt. Sie näherte sich also der Fürstin mit jenem sanften Lächeln, das sie so gut kleidete. Da sie in gemessener Entfernung stehenblieb, der erwarteten Befehle harrend, rief Anna von Oesterreich: »Treten Sie nur ganz nahe heran, Fräulein, damit wir mit Ihnen plaudern, da doch schon alle Welt von Ihnen schwatzt.«
Die Lavallière erbleichte und sah auf Madame – aber die Herzogin trug eine Gleichgültigkeit zur Schau, die den Mutigsten entwaffnet hätte. – »Spielen Sie nur noch gar die Unwissende!« fuhr Anna fort. »Was sagen Sie zu dem Duell zwischen Herrn von Guiche und Herrn von Wardes?« – »Mein Gott, Königliche Hoheit, ich habe gestern erst davon gehört,« antwortete die Lavallière, die Hände faltend. – »Und haben nicht vorher schon gewußt, daß es dahin kommen würde?« – »Aber wie sollte denn ich das gewußt haben?« – »Weil Ihnenbekannt sein muß, weshalb die beiden Herren sich entzweit haben!« – »Das ist mir nicht bekannt, Königliche Hoheit.«
»Dieses System der Ausflüchte und des Leugnens sollte Ihnen selbst doch zu erbärmlich erscheinen,« begann Anna. – »Mein Gott, Eure Königliche Hoheit erschrecken mich!« rief die Lavallière. »Warum dieser eiskalte Ton? Sollte ich das Unglück haben, in Ungnade gefallen zu sein?« – »Man spricht zuviel von Ihnen, Fräulein,« versetzte die Königin-Mutter, »und ich sehe es nicht gern, wenn von den Mädchen des Hofes viel gesprochen wird.«
»Aber ich begreife nicht, Königliche Hoheit, wer sich mit mir beschäftigen sollte!« erwiderte Luise. – »Herr von Guiche zum Beispiel, der Sie verteidigt hat. Er ist Kavalier, und die schönen Abenteuerinnen haben es gern, wenn ein Kavalier eine Lanze für sie bricht. Ich hasse die Duelle, und ich hasse die Abenteuerinnen, die Ursache dazu geben.«
Die Lavallière machte eine tiefe Verneigung um sich stolz wieder aufzurichten. »Königliche Hoheit,« sprach sie leise, »ich habe gefragt, was mein Verbrechen sei. Noch habe ich es nicht vernommen, und Königliche Hoheit sollten mich nicht verdammen, ohne mir Gelegenheit zur Rechtfertigung zu geben.« – »Hören Sie nur die hübschen Redensarten, Madame!« rief Anna
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