Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
von Oesterreich. »Man sieht es, meine Allerschönste, wir haben schon viel gelernt durch den Verkehr mit gekrönten Häuptern. Nun, um deutlicher zu sprechen! Wenn Sie fortfahren, ein solches Benehmen zur Schau zu tragen, dann erniedrigen Sie uns Frauen dergestalt, daß wir uns schämen müssen, neben Ihnen zu figurieren. Werden Sie einfach, Fräulein! Uebrigens, was habe ich gehört? Sie sind Braut?«»Ja, Königliche Hoheit,« antwortete Luise, bleich wie eine Lilie. – »Verlobt mit einem Edelmann. Wie heißt er?« – »Graf von Bragelonne.« – »Wissen Sie auch, daß Sie da von Glück sagen können, Fräulein? Ein Mädchen ohne Vermögen, ohne Rang, ohne große persönliche Vorzüge sollte den Himmel preisen, der ihm eine solche Zukunft beschert. Wo ist Graf von Bragelonne?«
»In England,« mischte sich Madame ins Gespräch, »im Auftrag des Königs. Das Gerücht von den Erfolgen des Fräuleins wird wohl inzwischen schon zu ihm gelangt sein.«
»Man wird diesen jungen Mann zurückrufen, Fräulein,« fuhr Anna von Oesterreich fort, »und Sie werden Ihre Angelegenheiten mit ihm in Ordnung bringen. Sind Sie etwa anderer Meinung? Junge Mädchen haben manchmal wunderliche Ansichten. Ich gedenke Sie noch auf den guten Weg zurückzuführen. Ich nehme nun an, Sie haben mich verstanden.« – »Königliche –« – »Kein Wort mehr!« – »Königliche Hoheit, ich bin unschuldig an allem, was Sie mir vorwerfen! Sie sehen meine Verzweiflung –« – »Keine Komödie, wenn ich bitten darf!« unterbrach sie Anna von Oesterreich. »Ich könnte sonst eine gewaltsame Lösung des Knotens herbeiführen. Kehren Sie auf Ihr Zimmer zurück und beherzigen Sie diese Lektion!«
Luise wandte sich an die Herzogin von Orléans. »Nun, so bitten Sie für mich, Madame,« flehte sie. »Sie sind ja so gütig.« – »Ich?« erwiderte Henriette schadenfroh, »was fällt Ihnen denn ein, Fräulein?« – Und sie stieß brüsk die Hand des jungen Mädchens zurück. Die Lavallière gewann plötzlich all ihre Würde wieder. Statt in Tränen auszubrechen, wie die Fürstinnenerwartet hatten, sah sie diese ruhig an, verneigte sich und ging hinaus.
»Meinen Sie, daß sie wieder anfangen wird?« fragte Anna von Oesterreich. – »Diesen sanften Lämmern traue ich nicht,« erwiderte Madame. »Nichts besitzt so großen Mut wie ein duldsames Herz.« – »Ich bürge Ihnen dafür, sie wird sich sehr in acht nehmen,« antwortete die Königin-Mutter.
Es war halb sieben Uhr, als der König sein Mahl beendet hatte. Er stand auf, verließ die Tafel, nahm Saint-Aignans Arm und befahl, ihn zur Lavallière zu führen. Der Hofmeister erschrak. – »Was denn?« sagte der König. »Es wird mir doch zur Gewohnheit werden. Also fangen wir mal an!« – »Aber Sire, man muß uns sehen,« wandte der Graf ein, »es wäre doch ein Vorwand nötig.« – »Nichts von Vorwand! Ich mag nicht länger warten, ich habe genug von aller Geheimniskrämerei! Entehrt sich denn der König, wenn er mit einem geistreichen Mädchen spricht? Honny soit qui mal y pense!«
»Und die Königin?« sprach Saint-Aignan. – »Na ja doch! Die Königin muß berücksichtigt werden. Gut! Diesen Abend will ich noch einmal so zur Lavallière gehen. Morgen will ich auf Vorwände sinnen.«
Darauf gab es nichts zu erwidern, und Saint-Aignan war nur froh, daß sie unbemerkt über den Hof und in den Seitenflügel gelangten, wo die Ehrendamen logierten. An der Tür wollte der Hofmeister sich entfernen, aber Ludwig hielt ihn zurück, er mußte dem König zur Lavallière folgen. Ludwig fand seine Geliebte in Tränen.
»Wie?« rief er aus. »Was haben Sie? was stimmt Sie traurig?« Doch sie weigerte sich, es zu sagen. – »Und Sie vermeiden es gar, mir ins Auge zu sehen?« fuhr der König fort, denn in der Tat wandte sie sich von ihm ab. »In des Himmels Namen, was ist vorgefallen? Hat man Sie verletzt, beleidigt vielleicht gar?«
»Nein, nein, Sire! mich hat niemand beleidigt.« – »Nun, so zeigen Sie mir wieder die schwärmerische Heiterkeit, die Mischung von Frohsinn und Melancholie, die mich so sehr an Ihnen entzückt.« – »Ja, mein Königlicher Herr –« – Ludwig stampfte mit dem Fuße. »Eine so tiefgehende Veränderung ist mir unerklärlich.« Er sah Saint-Aignan an, der sich ebenfalls über die düstere Einsilbigkeit der Lavallière wunderte.
Doch soviel der König auch in sie drang, soviel er auch nachsann, so sehr er sich auch bemühte, die traurige Stimmung zu besiegen –
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