Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
– zu verheiraten.«
»Und deshalb hat Karl II. ihn also so fürstlich aufgenommen und behandelt ihn mit so großer Zuvorkommenheit?« – »Ja, und deshalb hat er dich mit ihm zusammengeführt. Du erscheinst ihm als das schönste Geschenk, das er dem Franzosen anbieten kann, du die Erbin von einer halben Million. Ich fürchte nur, Herr von Buckingham wird eifersüchtig werden.«
Als sie diese Worte sprach, trat Herzog von Buckingham, über die Terrasse schreitend, auf sie zu. »Sie irren sich, Miß Lucy Stewart, ich bin nicht eifersüchtig, wennMiß Mary Graffton sich Herrn von Bragelonne widmet. Ja, ich bitte Sie, sich ihm jetzt wieder zu widmen, weil ich ein paar Worte mit Ihnen, Mylady, zu sprechen habe.« – Mit diesen Worten verneigte er sich vor Fräulein Graffton und ergriff dann zierlich Lady Lucys Fingerspitzen, um sie fortzuführen. Mary Graffton stand eine Weile zaudernd da, dann schritt sie quer über den Rasen zu jener Bank, auf der Rudolf von Bragelonne, in Gedanken versunken, saß.
»Man sendet mich zu Ihnen, mein Herr,« sprach sie. »Ist's Ihnen recht?« – »Und wem verdanke ich diese Ehre, Fräulein?« fragte Rudolf. – »Herrn von Buckingham,« antwortete sie. »Sie sehen, es scheint sich alles zu verschwören, uns immer wieder und wieder zusammenzuführen. Einmal läßt der König mich bei der Tafel neben Ihnen sitzen, ein ander Mal wieder heißt Buckingham mich Sie aufsuchen. Macht man's in Frankreich ebenso deutlich?«
»Miß Graffton, ich bin ja kaum ein Franzose,« antwortete Rudolf, ein wenig befangen, »ich habe viel in fremden Ländern gelebt, meistens im Kriegslager.« – »Und es gefällt Ihnen in England nicht?« fragte die Schöne. – Rudolf sagte nichts, erst nach einer Weile schaute er auf, erkannte wohl, daß das Fräulein eine Frage an ihn gestellt habe, und sagte: »Verzeihung, ich habe nicht gehört –« – »Man tat sehr unrecht, mich hierher zu schicken,« sagte Fräulein Mary. – »Ja, ich bin ein trauriger Gesellschafter, Gnädige. Sie langweilen sich bei mir. Aber wie kann Lord Buckingham Sie zu mir schicken – er liebt Sie doch, und Sie –«
»Nein, Buckingham liebt nur die Herzogin von Orléans,« antwortete Mary, »und ich hege auch keine Liebezu ihm.« Rudolf sah das Fräulein erstaunt an. – »Aber dennoch hätte er mich nicht zu Ihnen schicken sollen, denn Sie lieben auch eine andere. Ihr Herz weilt in der Ferne, und kaum gönnen Sie mir das Almosen Ihres Geistes. Herr Graf, gestehen Sie es nur.« – »Ja, Fräulein, ich gestehe es,« sagte Rudolf. – Er war so schlicht und schön, sein Auge hatte so warmen Glanz, sein ganzes Wesen drückte so deutlich Freimütigkeit und festen Sinn aus, daß es einer ausgezeichneten Dame wie Mary Graffton nicht einfallen konnte, ihn für unhöflich zu halten. Sie begriff, er liebte mit der ganzen Innigkeit seines Herzens eine andere.
»Sie lieben ein Mädchen Ihrer Heimat,« sprach sie. »Weiß der Herzog von Buckingham um diese Liebe?«
»Nein? Warum sagen Sie es mir? Weil Sie glauben, ich hätte Sie vielleicht liebgewinnen können, und weil Sie viel zu sehr Edelmann sind, um einer flüchtigen Zerstreuung halber die Hand einer Dame zu nehmen. Ich danke Ihnen, Herr von Bragelonne. Wie sollte ich es Ihnen verargen, daß Sie eine Französin lieben? Bin ich doch selbst halb Französin; denn meine Mutter stammte aus Ihrem Vaterlande, Herr Graf. Ich habe auch jetzt noch eine Verwandte in Frankreich; eine Schwester. Sie ist Witwe. Marquise von Bellière – kennen Sie sie vielleicht?« Rudolf stutzte, als er diesen Namen hörte. Ja, er kannte sie dem Namen nach. Er wußte, daß sie die erklärte Geliebte des Herrn Fouquet war, und daß man von ihr erzählte, sie habe vor kurzem erst,, um den Oberintendanten aus einer argen Geldverlegenheit zu retten, all ihr Silbergeschirr und ihre sämtlichen Schmucksachen – man sagte, ihre Diamanten seien die schönsten von Paris – für anderthalb Millionen Livres an einenGoldschmied verkauft. – »Sie schreibt mir, sie liebe wieder und werde wiedergeliebt, also ist sie glücklich,« fuhr Mary Graffton fort. »Wir Grafftons haben sonst nicht viel Glück in der Liebe. Doch reden wir von Ihnen! Wer ist denn Ihre Geliebte?«
»Ein sanftes, blasses, armes Mädchen.« – »Aber wenn Sie von ihr geliebt werden, warum sind Sie so traurig?« – »Weil man mir sagt, sie liebe mich nicht mehr,« antwortete Rudolf. »Ich habe einen anonymen Brief erhalten; lesen Sie!« – Mary Graffton
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