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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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bereit,« antwortete die Fürstin. »Motteville, Ihr Dienst ist beendet. Gute Nacht!« – Frau von Motteville küßte der Königlichen Hoheit die Hand und ging hinaus.
    »Führ' das Weib vor,« befahl Anna von Oesterreich. – Da öffnete sich die Tür, die Gestalt einer maskierten Dame zeigte sich und eine feste, zugleich sanfte Stimme sprach: »Hier ist das Weib, Königliche Hoheit, ich bin eine Beghine aus Brügge und bringe das Mittel, das Sie heilen wird.« – »Reden Sie!« antwortete die Königin-Mutter. – »Nur unter vier Augen,« versetzte die Maskierte. – Anna winkte der Spanierin, und die Amme ging hinaus.
    Die Fremde trat dicht an die Königin-Witwe, machte eine tiefe Verbeugung und sah sie durch die Oeffnungen ihrer Maske fest und lange an. Die Fürstin erwiderte diesen Blick mißtrauisch und sprach: »Ich bin sehr krank. Mir täte Heilung not.« – »Doch nicht hoffnungslos krank, Hoheit,« antwortete die angebliche Beghine. – »So wissen Sie, woran ich leide?« – »Hoheit haben Freunde in Flandern.« – »Und diese haben hergeschickt?Nennen Sie sie.« – »Das ist nicht nötig,« antwortete die Nonne. »Ihr Gedächtnis, Hoheit, ist schon von Ihrem Herzen aufgeweckt worden.«
    Anna hob den Kopf und suchte unter der dichten Maske und unter der geheimnisvollen Rede den Namen ihrer Besucherin zu entdecken. »Madame,« sagte sie dann, »man darf zu königlichen Personen nicht mit einer Maske vorm Gesicht sprechen.« – »Ich bitte mich zu entschuldigen,« antwortete die Fremde, »mein Gelübde bindet mich. Wir Schwestern haben geschworen, Leidenden zu helfen, ohne jemals unser Gesicht zu zeigen. Doch sollten Sie darauf bestehen, so müßte ich mich zurückziehen.« – »Es steht einer Leidenden nicht zu, die Tröstungen zu verschmähen, die Gott ihr sendet,« entgegnete Anna von Oesterreich. »Bleiben Sie also und reden Sie! Bringen Sie meinem Körper Linderung!«
    »Lassen Sie uns zuerst von der Seele sprechen,« entgegnete die Beghine. »Sie leiden wohl auch seelisch. Es gibt verzehrende Krebsgeschwüre, Königliche Hoheit, nicht nur am Leibe – noch mehr an der Seele. Sie fressen den Geist an und zerreißen das Herz.« – »Die Uebel, von denen Sie reden,« antwortete die Königin-Mutter, »sind für uns Große der Erde unumgänglich. Wir wissen, Gott wird sie uns verzeihen, mögen sie noch so schwer sein. Soweit ich davon bedrückt bin, vermag ich sie noch zu tragen. Wenn Sie mir nichts weiter zu sagen haben als dies, so können Sie gehen. Ich mag eine Prophetin nicht anhören, denn ich fürchte mich vor der Zukunft.« – »Ich dachte vielmehr,« antwortete die Fremde, »Sie fürchteten sich vor der Vergangenheit.«
    Anna von Oesterreich erhob sich und rief in kurzem, gebieterischem Tone: »Reden Sie – erklären Sie sichbündig und ohne Umschweife, oder –« – »Drohen Sie nicht, Königin! Sie werden sehen, daß ich Ihre Freundin bin! Ist Ihrer Majestät nicht vor 23 Jahren ein großes Unglück geschehen?« – »Ein großes Unglück –?« fragte die Königin, die Zähne aufeinanderpressend, »ich verstehe Sie nicht.« – »Wurde nicht am 5. September 1638 abends um acht Uhr der König geboren?« fuhr die Nonne fort. – »Und das nennen Sie ein Unglück?« versetzte Anna von Oesterreich, sich zur Ruhe zwingend.
    »Das Unglück geschah danach, Majestät,« sagte die Beghine. »Eure Königliche Hoheit war in Gegenwart von Monsieur, Madame und den Prinzen und Prinzessinnen des Hauses entbunden worden. Man trug den neugeborenen Prinzen zum König, der wohlgemut soupierte. Die Freude war groß, die frohe Kunde lief in der Stadt um, alles Volk jauchzte. Eure Majestät waren allein mit der Hebamme und dem Diener Laporte und lauschten traumverloren auf das Geschrei des Dauphins, als Sie plötzlich selbst einen furchtbaren Schrei ausstießen und die Hebamme herbeiriefen. Die Aerzte speisten in einem entlegnen Zimmer. Es war ein Viertel nach elf Uhr. Im Palast schlief schon alles, die Ehrenposten waren eingezogen worden, es standen nur noch die nächtlichen Außenposten.«
    Anna von Oesterreich hatte den Kopf tief gesenkt. Ein Schüttelfrost lief durch ihren Leib; sie schwieg und atmete laut. – »Die Hebamme untersuchte Eure Majestät und schickte darauf Laporte zu dem König, um ihn herbeizuholen. Der König trat in dem Augenblick ein, als die Hebamme Eure Majestät von einem zweiten Prinzen entband. O, Königliche Hoheit, warum sotraurig? Wenn Sie nun dieses Kind von Hofe entfernten,

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