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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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verschwunden.«
    »Das ist auch richtig. Doch wenige Tage später starb das Kind an einer jener verhängnisvollen Krankheiten, die das Kindesalter bedrohen.« – »Wenn Majestät es sagen, so muß es wohl wahr sein,« antwortete die Chevreuse, »obwohl mir mein Gewährsmann versichert, das Kind habe an dem Tage, wo es abgeholt wurde, blühend ausgesehen. Doch ich scheine Eure Hoheit zu ermüden – das will ich nicht. Ich erlaube mir daher, mich zu verabschieden.«
    »Bleiben Sie noch, Herzogin,« erwiderte Anna. »Plaudern wir ein wenig von Ihnen. Sie sind ja meineälteste Freundin. Wir müssen trachten, einander wieder näherzukommen, ehe der Tod uns scheidet.« – »Königliche Hoheit, ich kann ja nicht an den Hof kommen,« antwortete die Chevreuse, »doch wenn Hoheit mir einen Beweis Ihrer Freundschaft geben und mich auf meinem Gute in Dampierre besuchen wollten – doch nein, was sage ich da, Dampierre ist nicht in dem Stande, der zu einem Empfang Ihrer Majestät erforderlich ist –« – »Wäre das alles?« antwortete Anna. – »Majestät, was denken Sie? Es ist eine große Gnade, um die ich Sie da bitte.« – »Ich gewähre sie Ihnen von Herzen gern und würde mich freuen, wenn mein Besuch Ihnen Nutzen brächte.« – »Nutzen? O nicht doch!« rief die Herzogin frohlockend. »Freude, unvergeßliches Glück!« Und sie bedeckte die Hand der Fürstin mit Küssen. – »Wollen Majestät mir vierzehn Tage Frist lassen?« fragte sie dann. »Da ich in Ungnade bin, wird es mir nicht leicht fallen, die 100 000 Taler aufzutreiben, die ich unbedingt haben muß, um Dampierre in empfangsfähigen Zustand zu setzen. Wenn man erfahren wird, daß ich das Geld brauche, um Eure Majestät zu bewirten, so werden mir gewiß alle Kassen offen stehen.«
    »Wie?« fragte die Königin-Witwe. »Sie brauchen 100 000 Taler, um Ihr Landgut reparieren zu lassen? Aber, Herzogin, die will ich Ihnen leihen.« – »O, ich wagte nicht –« – »So wahr ich Königin bin. Es ist ja keine nennenswerte Summe. Ich schreibe Ihnen sogleich eine Anweisung auf Herrn Fouquet, er hat mich noch nie im Stich gelassen.«
    Frau von Chevreuse hatte ihren Zweck erreicht: sie hatte aus ihren beiden Geheimnissen die Summe gezogen, mit der sie für den Rest ihres Lebens auszukommenhoffte, und auch Colbert hatte seinen Zweck erreicht, indem er dadurch, daß er Frau von Chevreuse mit einem Teil ihrer Forderung an Fouquet weisen ließ, dem Oberintendanten abermals eine Schlappe zufügte.

5. Kapitel. Aufklärungen
     
    So war denn Luise von Lavallière wieder am Hofe der Herzogin von Orléans. Außer den Eingeweihten wußte niemand etwas Genaues über ihre Zurückberufung zu sagen; ja man wußte nicht einmal bestimmt, ob sie wirklich verstoßen worden sei. Die Montalais, Malicorne, Saint-Aignan und der Kapitän der Musketiere hüteten sich wohl, mit ihrer Mitwissenschaft zu prahlen. Ebenso schwieg Madame über ihre Unterredung mit dem König und teilte niemand mit, auf welche Weise die Einigung zustande gekommen war. Die Erkenntnis, um welch gefährliches Geheimnis es sich hierbei handelte, ging bei den Höflingen und Hofdamen sogar so weit, daß sie nicht einmal Vermutungen anzustellen wagten. Man huldigte der Lavallière – aber man sah nichts von der Leidenschaft des Königs; man bemerkte den Zorn der Herzogin von Orléans, aber man wußte nichts über die Ursache.
    Madame hatte nachgegeben, aber deshalb war Ludwig, der Liebende, seinem Ziele nicht um einen Schritt näher gekommen. Im Gegenteil! denn Madame hatte es sich in den Kopf gesetzt, ihm alle möglichen Schwierigkeiten in den Weg zu legen und ihm eine Zusammenkunft mit der Lavallière so gut wie unmöglich zu machen, sofern er es nicht auf einen offnen Affront ankommenlassen wollte. Ludwig war außer sich; er durchschaute alle ihre Machinationen und konnte doch nichts dagegen tun. Nach außenhin blieb sein Verhältnis zu seiner Schwägerin auf dem Boden der Höflichkeit, ja der Freundschaft, und doch gab es keine größere Feindschaft, als diese beiden Herzen, das eine in seiner Eifersucht, das andere in seinem Liebesdurst, gegeneinander hegten.
    Aber zum Glück hatte Ludwig XIV. zwei Helfershelfer, die, ohne daß er sich durch die geringste Andeutung zu kompromittieren brauchte, das Verlangen seiner Seele erkannten und mit allen Mitteln zu befriedigen strebten. Malicorne, der ehrgeizige Freund der Montalais, wollte Karriere machen und erblickte in einem Kuppeldienst zwischen Ludwig und Luise

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