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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Leben, indem ich mit Ihnen rede.« – »Hören Sie!« erzählte der junge Mann. »Ursprünglich hat man wohl nicht die Absicht gehabt, mich auf Lebenszeit einzusperren, denn es wurde viel Sorgfalt auf meine Erziehung verwendet. Ich erhielt Unterricht in allen Wissenschaften und in den Fertigkeiten eines Kavaliers von Stande. Eines Morgens – es war sehr heiß – schlief ich im Zimmer ein. Bisher hatte ich noch niemals irgendwelchen Argwohn betreffs meiner Herkunft gefaßt. Ich zählte damals 15 Jahre.« – »Das war also vor acht Jahren,« unterbrach ihn d'Herblay. – »Ja. Mein Erzieher hatte mir stets gesagt, ich sei als arme, unbekannte Waise zur Welt gekommen und müsse mir viel Kenntnisse aneignen, um es in der Welt zu etwas zu bringen. Ich könnte auf keine Hilfe von anderer Seite rechnen. In diesem Glauben befand ich mich bis zu jenem Tage, von dem ich jetzt spreche. Ich war im Zimmer eingeschlafen – mein Erzieher befand sich in seiner Stube gerade über mir. Ich hörte ihn die Amme rufen, »Perronnette!« rief er. »Perronnette!« Sie war wohl im Garten, denn er lief die Treppe hinab. Ich stand auf, um zu sehen, was geschehen sei. Ich sah, wie mein Erzieher zu einem Brunnen ging, der am Rande des Gartens lag, fast unmittelbar unter den Fenstern seines Zimmers, hinabblickte und aufs neue nach der Amme zu rufen begann. Sie eilte herbei, und nunguckten beide in den Brunnen, mit unverkennbaren Gebärden des Schreckens. ›Es ist der letzte Brief von der Königin!‹ rief mein Erzieher. ›O, welch ein Unglück, welch ein Unglück!‹– ›Beruhigen Sie sich doch nur,‹ antwortete die Perronnette, ›das Wasser wird ihn rasch zerstören.‹– Als ich diese wenigen Worte vernahm, lauschte ich mit verdoppelter Aufmerksamkeit, denn es nahm mich Wunder, daß mein Erzieher, der mir stets Bescheidenheit und Demut empfahl, in Briefwechsel mit der Königin stand. – ›Wie ist er hier denn hereingekommen?‹ fragte die Amme. – ›Ich las ihn am Fenster,‹ antwortete er, ›ein Windstoß entriß ihn meiner Hand!‹ – ›Er ist hier unten so gut wie verbrannt,‹ meinte die Perronnette, ›und da die Königin, so oft sie kommt, ihre Briefe verbrennt–‹ So oft sie kommt, hören Sie wohl!« unterbrach sich der Gefangene. »Die Frau, die alle Monate kam, war also die Königin. – ›Ja, aber die Königin wird an einen solchen Zufall nicht glauben,‹ rief mein Erzieher untröstlich. ›Sie wird denken, ich wollte diesen Brief zurückbehalten, um ihn als Waffe gegen sie zu benützen, und dieser Mazarin ist ja so mißtrauisch. Er wird uns beide gefangensetzen. Sie wissen, wo es sich um Philipp handelt –.‹ Das war also mein Name,« unterbrach der Gefangene abermals seine Erzählung.
    Aramis nickte. – »›Wir müssen jemand hinabsteigen und den Brief heraufholen lassen,‹ sagte mein Erzieher, und sie gingen beide fort, um jemand zu holen. Ich wußte nicht, was ich tat – mir schwindelte der Kopf von dem, was ich vernommen – ich schwang mich aus dem Fenster, lief rasch an den Brunnen und sah hinab. Auf dem dunkeln Spiegel des Wassers schwamm etwas Weißes. Und dieser weiße Gegenstand schien mich zusich hinabzulocken, meine Augen waren starr, mein Atem ging keuchend, der Brunnen wehte mich mit seinem breiten Munde und seinem eisigen Atem an, und mir war, als läse ich auf dem weißen Zettel feurige Schriftzüge. Einem Instinkt gehorchend, rollte ich den Strick auf und ließ mich daran hinab. Noch während ich im Brunnen schwebte, ging das Papier unter. Aber das Wasser war zum Glück nicht tief, ich brauchte nur mit dem halben Leibe einzutauchen, um das Papier vom Grunde aufzufangen. Es zerriß aber unter meinen Fingern. Rasch kletterte ich wieder hinauf, rollte den Strick in fliegender Hast wieder auf und flüchtete in den Garten, wo ich mich an einem sonnigen Fleck versteckte, um mich trocknen zu lassen. Hier hatte ich Zeit genug, den kostbaren Brief zu lesen, dessen Schriftzüge schon zu verlöschen begannen.«
    »Und was haben Sie gelesen, Monseigneur?« fragte d'Herblay. – »Genug, um zu glauben, daß ich von sehr hoher Abkunft sei, da Anna von Oesterreich und Kardinal Mazarin sich so sehr mit mir beschäftigten. Doch weiter! Der Mann, den man in den Brunnen steigen ließ, fand nichts, dagegen entdeckte man, daß der Strick und der Eimer naß waren, vermißte mich, suchte und fand mich. Meine noch feuchten Kleider verrieten mich, zudem ergriff mich tags darauf ein heftiges Fieber infolge des

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