Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
antwortete der junge Prinz, »ehe ich mich endgültig entschließe, will ich mich zehn Minuten lang mit Gott beraten. Dann will ich Ihnen antworten.« – Aramis verneigte sich ehrerbietig und trat zurück. Der junge Mann entfernte sich mit unsicheren Schritten.
    Es war am 15. August gegen elf Uhr abends. Dichte Wolken, die ein Unwetter verkündeten, hüllten den Himmel ein – kein Stern schien. Kaum konnte man die Baumwipfel zu Häupten erkennen, so schwarz war die Nacht. Ein lauer Wohlgeruch stieg von der Erde auf, frischen Odem hauchte das Laub der Bäume aus, und dies alles drang in der ringsum herrschenden Stille eindrucksvoll auf den jungen Mann ein, der zum ersten Mal in seinem Leben frei war. Er sah vor sich hin in die dichte Finsternis, die sein Auge nur auf wenige Schritte zu durchdringen vermochte. Er kreuzte die Arme auf der Brust und atmete mit Wonne die herbe Luft, die des Nachts durch die hohen Gewölbe des Waldes streift.
    Der junge Prinz ließ die Seele zu Gott emporfliegen und um einen Lichtstrahl inmitten dieser Nacht flehen, aus der der Tag für ihn mit Leben oder Tod hervorgehen sollte. Es war ein furchtbarer Moment für Aramis; noch nie hatte er vor einer so schweren Entscheidung gestanden. Seine Seele war von Stahl. Mit den Hindernissen des Lebens hatte er immer nur gespielt und war nie besiegt worden. Sollte nun sein großes Unternehmen scheitern, weil er den Einfluß nicht vorausgesehen hatte, den ein paar Liter ozonreiche Waldluft auf den menschlichen Körper ausübten?
    Die zehn Minuten, die der junge Mann sich zur Entscheidung ausbedungen, waren eine Ewigkeit für Aramis. Er bewegte sich nicht vom Platze, nur seine brennenden Augen folgten dem Prinzen, der langsam hin und her wandelte, stehenblieb und wieder weiterschritt.
    Endlich kehrte der Blick des Prinzen vom Himmel zur Erde zurück. Seine Stirn zog sich in Falten, die Lippen preßten sich aufeinander, sein Auge leuchtete wild und begehrlich auf; er ergriff rasch und fest Aramis' Hand und rief: »Vorwärts! Ich will den Thron!« – »Ist das Ihr fester Entschluß?« – »Unwiderruflich!« antwortete Philipp. – »Sie werden ein großer König sein, Monseigneur, dafür bürge ich.« – »Wir wollen unser Gespräch an dem Punkte wieder aufnehmen,« sprach der Prinz, »wo wir es fallen ließen. Zwei Punkte nannte ich, die noch zu erörtern seien; den ersten, das Gewissen, haben wir abgetan, den zweiten, Ihre Beweggründe, fassen wir nun ins Auge. Erklären Sie sich, Herr d'Herblay! Welche Bedingungen stellen Sie mir? Sie werden mir nicht zumuten zu glauben, daß Sie ganzuneigennützig handelten. Teilen Sie nur ohne Furcht Ihre Gedanken mit!«
    »Monseigneur, wenn Sie König sind –« – »Wann werde ich es sein?« – »Morgen abend – das heißt, im Laufe der Nacht.« – »Wie werde ich es werden? Erklären Sie mir erst das!« – »Wenn ich eine weitere Frage an Eure Königliche Hoheit gerichtet haben werde. Ich sandte Ihnen ein Heft mit sorgsam zusammengestellten Aufzeichnungen, aus denen Eure Hoheit von Grund aus alle Personen kennen lernen sollten, die Ihren Hof bilden werden.« – »Ich habe diese Notizen so aufmerksam durchgelesen, daß ich sie auswendig weiß. Ich glaube, Anna von Oesterreich, meine Mutter, vor mir zu sehen. Ich kenne Henriette von Stuart, ich kenne die Lavallière.« – »Vor ihr nehmen Sie sich in acht, Hoheit,« sagte Aramis, »die Augen einer liebenden Frau sind schwer zu täuschen.« – »Ich kenne Saint-Aignan und Fouquet – und Colbert, dessen Todfeind. Mit dem letzteren brauche ich mich nicht viel zu beschäftigen; er soll alsbald verbannt werden. Ich kenne meine Lektion gut, wie Sie sehen, und mit Gottes und Ihrer Hilfe werde ich keinen Fehler machen. Dann ist da noch der Kapitän der Musketiere, Herr d'Artagnan. Soll er auch verbannt werden?«
    »Keineswegs, er ist mein Freund,« antwortete d'Herblay. »Zu gelegener Zeit werde ich ihm alles sagen. Einstweilen müssen wir vor ihm auf der Hut sein; denn wittert er etwas, so werden wir beide verhaftet und getötet.« – »Ich werde bedachtsam sein. Was soll mit Herrn Fouquet geschehen?« – »Er bleibt Ober-Intendant.« – »Soll er nicht erster Minister werden? Ein so unwissender König wie ich, wird einen haben müssen.«»Eure Majestät brauchen einen Freund.« – »Ich habe nur einen, und das sind Sie. Deshalb werden Sie mein erster Minister sein.« – »Nicht alsbald, Monseigneur, denn das würde Aufsehen erregen. Es ist besser, Eure

Weitere Kostenlose Bücher