Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Majestät machen mich erst zum Kardinal und dann zum Minister.«
»In zwei Monaten wird es geschehen,« antwortete Philipp. »Doch Sie würden mich betrüben, wenn das alles wäre, was Sie von mir zu verlangen haben.« – »Ich wage in der Tat auch noch mehr zu hoffen, Monseigneur,« sprach Aramis. »Der große Richelieu tat sehr unrecht daran, daß er sich anmaßte, Frankreich allein zu regieren. Er ließ auf diese Weise zwei Könige auf dem Throne sitzen, während er doch sehr gut einen Thron ganz für sich hätte haben können. Der Kardinal, der erster Minister in Frankreich gewesen ist und sich auf die Hilfe, auf die Fürsprache seines Königs stützen kann, braucht seinem Gebieter nicht den Thron streitig zu machen. Sie werden allein regieren können; Sie werden ein weiser, ein energischer König sein, und infolgedessen wird Ihr Einfluß in meiner Sache entscheidend sein. Ich habe Ihnen den Thron Frankreichs gegeben, Sie werden mir den Thron des heiligen Petrus geben. Und wenn dann Ihre edle, sanfte und doch starke Hand sich mit der Hand eines solchen Papstes vereint, dann wird weder Karl V., der zwei Drittel der Welt beherrschte, noch Karl der Große, der sie ganz beherrschte, an Ihre Macht heranreichen. Ich werde als Papst keine Vorurteile verfechten, keine Intrigen spinnen, keine Familienkriege anzetteln, keine Verfolgung von Ketzern befehlen; ich werde sprechen: Uns beiden die Welt: mir für die Seelen, Ihnenfür die Leiber! – Was sagen Sie zu meinem Plane, Monseigneur?«
»Sie machen mich stolz und glücklich. Ja, Sie sollen Kardinal sein, dann erster Minister, und dann werden Sie mir angeben, was ich zu tun habe, um Ihre Wahl zum Papst zu sichern. Verlangen Sie Garantien?«
»Nein. Ich werde jederzeit zu Ihrem Vorteil handeln; wenn ich steige, wird auch Ihnen eine noch höhere Stufe bereitet sein. Ich werde mich Ihnen fern genug halten, um nicht Ihren Neid zu erwecken, und doch nahe genug, um Ihnen förderlich zu sein. Unsere Interessen sind wechselseitig.«
»Und mein Bruder wird verschwinden?« – »Auf die einfachste Weise. Wir holen ihn aus dem Bette, indem wir durch die Diele, die dem Druck des Fingers nachgibt, zu ihm hinabsteigen. Eingeschlafen unter einer Krone, wird er im Gefängnis erwachen.« – »Hier meine Hand, d'Herblay!« – »Erlauben Sie, daß ich vor Ihnen knie, Majestät! Umarmen werden wir uns an dem Tage, wo uns beiden die Stirn geschmückt ist, Ihnen mit der Krone, mir mit der Tiara.« – »Umarmen Sie mich heute schon!« rief Philipp, »und seien Sie für mich mehr als ein großer, erhabener Geist – seien Sie mein Vater!«
Als Aramis diese Worte hörte, hätte ihn beinahe die Rührung übermannt. Er glaubte in seinem Herzen eine bisher ungekannte Regung zu verspüren; doch es war ein flüchtiges Wallen, das ohne Spur vorüberging. – »Dein Vater,« dachte er, »ja, dein heiliger Vater!« – Und sie kehrten in den Wagen zurück und fuhren nach Schloß Vaux.
3. Kapitel. In Schloß Vaux
Das große Fest, zu dem Fouquet den Hof nach Schloß Vaux geladen, und das ihm nach seiner Befürchtung den Untergang, nach Aramis' Zuversicht die Rettung bringen sollte, hatte mit der Ankunft Ludwigs XIV. begonnen. Fouquet, der an den Prophetismus d'Herblays nicht glaubte, war entschlossen, in Ludwigs Brust einen Neid zu erwecken, den er bis an sein Lebensende nicht überwinden sollte. Schon die Wege waren von Melun an aufs sorgsamste hergerichtet worden, und man hätte auf dieser ganzen Strecke nicht einen eigroßen Kieselstein gesunden. Da die Wagen wie auf einem Teppich fahren konnten, langten die Herren und Damen noch des Abends um acht Uhr an, ohne die geringste Erschütterung erlitten zu haben, ohne die mindeste Müdigkeit zu spüren.
Sie wurden von Herrn und Frau Fouquet empfangen, und kaum hatte der König den Fuß auf den Boden des Schloßgartens gesetzt, so flammten rings an den Bäumen, Sträuchern und Marmorgruppen Lichter auf, die alles ringsum tageshell erleuchteten. Dieser Zauber währte so lange, bis die Majestäten den Palast betreten hatten. Noch am selben Abend überraschte Fouquet den König durch eine Entfaltung von Glanz, die selbst diese trotz ihrer Jugend schon übersättigten Augen blendete. Der große Reigen von luxuriösen Vergnügungen, die geplant waren, und die durch den Staatsstreich des Herrn d'Herblay ein so jähes Ende nehmen sollten, wurde mit einigen Prachtnummern eröffnet, die allein schon Unsummen kosteten. Bei diesem Anblick wurde das
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