Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Fouquet der Ihrige,« warf d'Artagnan ein. – »Mit dem Unterschied,« sagte Aramis, »daß Fouquet ein ganz anderer Mann ist.«
»Wenn Herr Fouquet in vier Wochen schon zugrunde gerichtet sein wird,« sagte der Gaskogner, »warum gibt er dann noch Festlichkeiten? Weshalb haben Sie ihm nicht davon abgeraten?« – »Es handelt sich darum, sich den König gewogen zu halten.« – »Indem man sich für ihn zugrunde richtet?« meinte d'Artagnan. »Eine eigentümliche Spekulation. Und ich bin kein Freund von unnützen Narrheiten. Aramis, warum sind die Zimmer im Schloß sogar frisch gedielt worden, von den neuen Tapeten ganz zu schweigen?« – »Ich sagte das Herrn Fouquet auch, aber er antwortete mir, er sei reich genug, dem König ein ganz neues Schloß aufzubauen und es,nachdem der König darin geweilt, mit allem, was es enthalte, verbrennen zu lassen, damit die Gegenstände später von niemand anders benutzt würden.« – »Das ist rein spanisch,« meinte d'Artagnan. »Uebrigens können Sie das jedem andern erzählen, nur mir nicht. Sagen Sie mir doch ruhig die Wahrheit!«
»Freund, schon wieder argwöhnisch?« – »Sie wissen, ich habe instinktartige Eingebungen,« antwortete der Chevalier. »Früher glaubten Sie daran. Und hier scheint es mir, als wenn Sie mit einem geheimen Projekt umgingen.« – »Daß ich nicht wüßte,« erwiderte Aramis ruhig. »Wenn ich mit einem Projekt umgehe, das ich verschweigen muß, so werde ich schweigen – wenn es eins wäre, das ich Ihnen mitteilen könnte, so wüßten Sie es längst.« – »Aramis, es gibt Projekte, die man erst im günstigen Moment kundgibt.« – »Nun, dieser günstige Moment ist eben noch nicht gekommen.« sagte Aramis lächelnd.
D'Artagnan schüttelte den Kopf. »Freundschaft, Freundschaft!« murmelte er. »Ein eitler Begriff. Und das ist ein Mann, der sich für mich, wenn ich es verlangte, in Stücke hauen lassen würde.« – »Das ist wahr,« sprach Aramis edel. – »Und derselbe Mann, der das Blut all seiner Adern für mich hingeben würde, öffnet mir nicht einmal einen kleinen Winkel seines Herzens. Freundschaft, du bist nur ein leerer Wahn.« – »Reden Sie doch nicht so von unserer Freundschaft, d'Artagnan!« rief d'Herblay.
»Aramis,« versetzte der Kapitän, »ich will Ihnen etwas sagen. Gegen Colbert zu komplottieren, das wäre Ihnen zu gering. Hinter dem allen steckt also mehr, das steht für mich fest. Ob Sie nun reden oder schweigen wollen, so erkläre ich Ihnen mit aller Bestimmtheit, wirsind die besten Freunde, wir sind sogar Brüder, aber wenn Sie etwas gegen den König ins Werk setzen wollen, so kann ich Ihnen nicht helfen. Aber eins kann ich tun, Aramis, ich kann neutral bleiben, ja, ich kann versuchen, Sie zu retten.« – »Sie phantasieren, Freund,« erwiderte Aramis. »Was soll man einem legitimen König anhaben? Und dann sind Sie ja mit den Musketieren da. Nein, d'Artagnan, wenn es meine Absicht wäre, den Sohn Annas von Oesterreich, den wahren König von Frankreich, auch nur mit einem Finger anzurühren, wenn ich nicht willens wäre, mich vor seinem Throne niederzuwerfen und den morgigen Tag auf Schloß Vaux zum glorreichsten von allen Tagen meines Königs zu machen – dann möge mich der Blitz zermalmen!«
Er sprach diese Worte in seltsamer Betonung mit gegen die Wand gekehrtem Gesicht. Indessen stellten sie den Musketier zufrieden, er faßte d'Herblays Hand und drückte sie herzlich. – »Gehen Sie fort?« fragte Aramis. »Dann nehmen Sie Porthos mit.« – »Wohnt er nicht bei Ihnen?« – »Gott bewahre! er hat sein eigenes Zimmer. Das wäre schön, wenn er hier schliefe, denn unter mir wohnt der König, und Porthos schnarcht wie eine Kanone.« – Der Kapitän weckte den Riesen und ging Arm in Arm mit ihm hinaus. Aramis und Porthos getrennt zu wissen, benahm ihm die letzte Spur von Argwohn.
Sobald sie gegangen, trat Aramis zur Wand und drückte auf eine Feder; die Tapete öffnete sich und zeigte einen kleinen Raum, aus dem Philipp, der ehemalige Gefangene der Bastille, hervortrat. – »Herr d'Artagnan hat Verdacht geschöpft,« murmelte er. – »Haben Sie ihn erkannt?« fragte Aramis. »Ja, das war der KapitänIhrer Musketiere.« – »Er ist mir sehr ergeben.« – »Wie ein Hund, der manchmal beißt,« antwortete d'Herblay. »Wenn d'Artagnan Sie nicht erkennt, ehe der andere beiseitegeschafft worden ist, dann können Sie auf Ihren Kapitän zählen in alle Ewigkeit. Wenn er nichts gesehen hat, bleibt er treu,
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