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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Richtigkeit hat, ob wirklich Marchiali und nicht Seldon gemeint war.«
    »Wozu das?« fragte Aramis kalt. – »Um mich vor einem Irrtum, vor einem Versehen zu schützen, das ich vielleicht schwer büßen müßte. Wohl sehe ich die Unterschrift des Königs und die Gegenzeichnung des Polizeiministers Lyonne unter dem Befehl, aber beide Schriftzüge können gefälscht sein, Herr d'Herblay. Das alles ist schon dagewesen.« – »Sie haben recht, Baisemeaux. Sie wollen Ihr Gewissen erleichtern,« sagte Aramis. »Sie würden aber vollständig beruhigt sein, wenn ein Vorgesetzter Sie autorisierte, den Ihnen vorliegenden Befehl ohne weitere Umstände auszuführen?« – »Allerdings,« nickte der Gouverneur.
    »So geben Sie mir Schreibzeug,« sagte Aramis kurz. Darauf ergriff er, während Baisemeaux erstaunt zusah, eine Feder und schrieb. Der von Schrecken ergriffeneGouverneur las über seine Schulter hinweg. – »A.M.D.G.,« schrieb der Bischof und zeichnete ein Kreuz dahinter. Dann folgten die Worte: »Herr Baisemeaux von Montlezun, Gouverneur der Bastille, hat den ihm überbrachten Befehl für echt und gültig zu halten und auf der Stelle zu vollziehen. D'Herblay, durch die Gnade Gottes General des Ordens.« Dabei drehte er den Ring an seinem Finger und ließ Baisemeaux das Abzeichen des Obersten der Jesuiten schauen. Der Gouverneur war starr vor Entsetzen und stand unbeweglich, wie am Boden fest gewurzelt. Man hörte in dem Gemach nichts als das Summen einer Fliege, die um die Lichter schwirrte. Aramis würdigte den Mann, den er in so klägliche Verblüffung gebracht hatte, keines Blickes, zog das Petschaft hervor, das er unter dem Wams trug, siegelte das Geschriebene und übergab es schweigend Herrn Baisemeaux, der es mit zitternden Händen entgegennahm, um wie niedergeschmettert auf einen Stuhl zu sinken.
    »Auf, lieber Baisemeaux!« rief Aramis nach langem Schweigen. »Die Gegenwart des Ordens-Generals ist doch nichts so Schreckliches, daß man sterben müßte. Reichen Sie mir die Hand und folgen Sie mir.« – Baisemeaux küßte dem General die Hand und rief: »Ich kann es nicht fassen – ich werde mich von diesem Schlage nie wieder erholen. Ich habe mit Ihnen gescherzt und gelacht – ich habe es gewagt, mich auf gleichen Fuß mit Ihnen zu stellen.« – »Schweig, alter Kamerad,« entgegnete d'Herblay. »Gehen wir ein jeder seinen Lebensweg: Dir sei mein Schutz, meine Freundschaft, mir dein Gehorsam geweiht! Und nun, holen Sie Marchiali!«
    Baisemeaux ging, um die Formalitäten zu erledigen, unter denen nach der Vorschrift die Freilassung eines Eingekerkerten zu erfolgen hatte. Dazu gehörte vor allem die Eidesleistung, nie etwas von dem kundzugeben, was man in der Bastille gesehen oder gehört hatte. Als der Gefangene diesen Schwur getan, trat Aramis aus dem Schatten hervor, in dem er gestanden. Marchiali errötete leicht und legte seinen Arm in den des Bischofs. Sie gingen in den Hof, wo eine Kutsche bereitstand. Die Räder rollten über das holperige Pflaster, rasselten von Hof zu Hof und dann zur Tür hinaus. Selbst Aramis atmete nicht, solange sie noch im Bannkreis der Bastille waren, man hätte das stürmische Klopfen seines Herzens hören können. Auch der Gefangene, in eine Ecke des Wagens gedrückt, gab kein Lebenszeichen von sich. Endlich war man über den letzten Wassergraben hinüber und durch die letzte Barriere hindurch. Das letzte Tor hatte sich hinter dem Wagen geschlossen; die Pferde griffen schneller aus und trugen den Wagen durch die Vorstadt Saint-Antoine und dann ohne Aufenthalt bis nach Melun, wo Aramis im Walde von Senart haltmachen ließ.
    »Was gibt es?« rief der Gefangene und fuhr aus einem dumpfen Traume auf. – »Königliche Hoheit,« antwortete Aramis, »ehe wir weiterfahren, müssen wir uns besprechen.« – »Darauf warte ich schon,« antwortete der Prinz. – »Wir sind in einem Walde, wo niemand uns hörnen kann,« sagte Aramis. »Der Postillon ist taubstumm. Geruhen Sie auszusteigen und mit mir in die düstere Seitenallee einzutreten, die vor uns liegt.«
    »Ich bin bereit, doch was machen Sie da?« antwortete der Prinz. – »Ich setze die Pistolen in Ruh, da wir sie nicht mehr brauchen, Königliche Hoheit,« erwiderteAramis. »Ob ich auch nur,« fuhr er dann fort, während beide auf dem einsamen, von feuchtem Moos überwucherten Fußwege dahinschritten, »ein unbedeutender Mann, ein untergeordnetes Glied in der langen Reihe denkender Menschen bin, so ist es doch, wenn ich

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