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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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König nicht ein einziges Mal lächeln, und alle, die ihn kannten, flüsterten sich zu, es drohe ein Unwetter. Colbert, der wohl von allen Höflingen den schärfsten Blick hatte, erkannte zu seiner Befriedigung, daß der König sich mit einem finstern Entschluß trug.
    Der Abend kam heran; der König wünschte erst nach dem Spiel spazieren zu gehen. Es wurde also zwischen dem Souper und der Promenade »gejeut«. Ludwig gewann tausend Pistolen, steckte sie in die Tasche und rief: »Auf in den Park, meine Herren!« – Aber Fouquet hatte es verstanden, 10 000 Pistolen zu verlieren, und zwar so, daß einem jeden der Höflinge ein Teil der Summe zufiel. Man gehorchte daher nur zögernd der Aufforderung des Königs, die Spieltische zu verlassen. Das reizte den erlauchten Gast nur noch mehr gegen seinen Wirt auf. Er sah die Gesichter der Herren und Damen strahlen und wußte, daß er selbst mit gar saurer Miene unter ihnen stand.
    An der Ecke einer Allee wartete Colbert auf ihn. Ohne Zweifel kam der Intendant auf grund eines geheimen Einverständnisses dorthin; denn bisher war Ludwig ihm aus dem Wege gegangen; jetzt aber gab er ihm einen Wink, und Colbert trat herzu. Beide schritten tiefer in den Park hinein.
    Aber auch Luise von Lavallière hatte den finstern Blick, die flammende Stirn des Königs bemerkt, und da ihr liebendes Auge alle Regungen dieser Seele zu erspähen vermochte, so ahnte sie, daß von seinem Zorne jemand Gefahr drohe. Sie stellte sich als Engel des Erbarmens auf den Weg der Rache.
    Colbert blieb bei ihrem Anblick stehen und ließ sie allein mit dem König. – »Fräulein,« sprach Ludwig, erfreut, sie zu sehen, »Sie scheinen traurig zu sein. Ihr Auge ist feucht, Ihre Brust atmet beklommen.« – »O, Sire, es ist, weil ich Sie traurig sehe.« – »Sie irren sich, Fräulein, ich bin nicht betrübt. Ich fühle mich nur niedergedrückt, ja, um es beim rechten Namen zu nennen,gedemütigt.« – »Was sagen Sie da, Majestät?« – »Ich meine damit, wo ich bin, sollte kein anderer Herr sein. Hier aber bin nicht ich König, sondern Fouquet, und wenn ich bedenke, daß er all den Glanz, den er entfaltet, nur einem Diebstahl verdankt, einem an mir begangenen Diebstahl –!«
    »O, Majestät!« rief die Lavallière. – »Wollen Sie etwa Herrn Fouquet verteidigen?« unterbrach Ludwig sie.
    »Keineswegs, Sire,« antwortete Luise. »Ich frage nur, ob Sie recht berichtet sind. Majestät haben schon öfter erfahren, welchen Wert bei Hofe die Beschuldigungen haben.« – »Colbert!« rief der junge Fürst, »sprechen Sie! Fräulein von Lavallière bedarf Ihrer Bestätigung, um an das Wort ihres Königs zu glauben. Sagen Sie dem Fräulein, was Herr Fouquet verbrochen hat. O, es ist rasch gesagt, Fräulein, hören Sie bitte ruhig zu.«
    Warum drang Ludwig darauf? Weil sein eignes Herz nicht ruhig war, weil er noch nicht völlig von Fouquets Schuld überzeugt war. Er witterte unter dieser Geschichte von den dreizehn Millionen tückische Anschläge und wollte das reine Gemüt der Lavallière zum Schiedsrichter aufrufen. Sie sollte, empört über diesen Diebstahl, durch ein einziges Wort den schwankenden König in seinem Vorhaben bekräftigen.
    »O, sprechen Sie, Herr,« sagte die Lavallière zu Colbert, »was für ein Verbrechen hat Herr Fouquet begangen?« – »O, nur eine kleine Unterschlagung, mein Fräulein,« antwortete der Intendant. – »Erklären Sie es, Colbert,« sprach Ludwig, »und wenn Sie fertig sind, so schicken Sie mir Herrn d'Artagnan her.« – »O, warum ihn, Sire? Ich bitte, mir das zu sagen!« rief Luise. – »Nun, um diesen stolzen Schloßherrn zu verhaften,der mir die Macht zu entreißen versucht.« – »Herrn Fouquet verhaften?« erwiderte die Lavallière. »Hier, wo Sie sein Gast sind?« – »Warum nicht? Wenn er schuldig ist! Er ist es hier so gut wie anderswo.'«
    »Er richtet sich in diesem Moment zugrunde, um seinen König zu ehren,« sagte die Lavallière. – »Ich glaube wirklich, Fräulein, Sie nehmen Partei für diesen Verräter,« rief der König. – »Nein, Sire, wenn ich so spreche, geschieht es nur in Ihrem Interesse; denn Sie entehren sich, wenn Sie einen solchen Befehl geben.« – »Ich entehre mich?« murmelte der König ungehalten. »In der Tat, Fräulein, Sie entwickeln da einen höchst sonderbaren Eifer.« – »Das tue ich stets, wenn ich Ihnen dienen kann, Sire,« erwiderte Luise. »Und mit dem gleichen Eifer würde ich, wenn es nötig wäre, mein Leben für Sie

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