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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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und hat er zu spät etwas gemerkt, so ist er Gaskogner und gibt nie zu, daß er sich hinters Licht führen ließ. Doch sehen Sie jetzt hierher!« fuhr Aramis fort und schob ein fensterbreites Stück der Diele zur Seite. Darauf kam eine Oeffnung zum Vorschein, durch die man wie durch einen Schleier in das untere Zimmer blicken konnte.
    Philipp sah hinab und zuckte zusammen. »Der König!« flüsterte er. – »Ja, und geben Sie acht, was er tun wird.« – »Colbert ist bei ihm,« sagte Philipp. »Ich erkenne den Mann mit den dicken Brauen und dem unförmigen Schädel. Sie haben Ihre Porträts trefflich gezeichnet, Herr d'Herblay.« – Aramis nickte. »Sie sahen nun, wie Ludwig XIV. den Intendanten mit außergewöhnlicher Huld empfing. – »Colbert,« sprach er, »Sie haben heute alles mögliche getan, um mir die Laune zu verderben.« – »Ich weiß, Sire,« sprach Colbert. – »Sehr gut, die Antwort gefällt mir. Sie haben Mut gezeigt. Nun denn, waren Sie meinetwegen besorgt?« – »Und wäre es nur ein verdorbener Magen, Sire,« antwortete Colbert, »man gibt solche Feste nur, um den König unter der Last schwerer Speisen zu ersticken.«
    »Woher nimmt er das Geld, um die ungeheuern Auslagen zu bestreiten?« sagte der König. »Wissen Sie das vielleicht?« – »Ja, ich weiß es, Sire.« – »So erklären Sie es mir.« – »Sire, die Lebenden sehen Herrn Fouquets Reichtum und klatschen Beifall, aber die Toten,die weiser sind als wir, kennen die Quelle dieses Reichtums und klagen an.«
    »Sie müssen vertrauensvoller mit mir sprechen, Colbert,« sagte Ludwig XIV., »fürchten Sie nichts, wir sind allein.« – »Ich fürchte nie etwas, Sire, wenn ich mich im Schutze meines Gewissens und meines König weiß.« – »Nun also,« unterbrach Ludwig ihn. »Wenn die Toten reden könnten–?« – »Sie können bisweilen doch reden,« sagte Colbert. »Hier, lesen Sie, Sire!« Und er legte ihm einen jener Briefe Mazarins vor, die Frau von Chevreuse ihm verkauft hatte.
    »Ich verstehe das noch nicht ganz,« murmelte der König, als er gelesen hatte. »Es handelt sich da um Geld, das man Herrn Fouquet gegeben. Um dreizehn Millionen. Fehlt dieser Betrag etwa in der Gesamt-Abrechnung?« – »Das ist nachgewiesen,« antwortete Colbert. »Aus diesem Briefe geht deutlich hervor, daß Herr Fouquet diese dreizehn Millionen für sich genommen hat. Mit einem solchen Betrage kann man schon Feste geben.«
    »Colbert, das wäre ja eine Unterschlagung,« murmelte Ludwig XIV. »Und wenn ich nicht Gast des Herrn Fouquet wäre –« – »Eure Majestät sind überall zu Hause,« erwiderte Colbert, »und zumal in Häusern, die man von Ihrem Gelde erbaut hat.«
    »Mich dünkt,« flüsterte Philipp oben Aramis zu, »der Mann, der dieses Haus errichtete, hätte die Decke dieses Zimmers beweglich machen sollen, damit man sie jetzt auf den Kopf dieses schwarzen Schurken herabfallen lassen könnte!« – »Mein Prinz, horchen Sie weiter,« antwortete d'Herblay. – »Wir werden nicht mehr lange zu horchen haben,« sagte Philipp. – »Wie das, Hoheit?«fragte der Bischof. – »Weil ich nichts mehr zu antworten hätte, wenn ich König wäre,« antwortete der Prinz. – »Und was würden Sie tun?« – »Bis morgen warten, um nachzudenken.«
    Ludwig XIV. erhob sich in demselben Augenblick und sprach: »Colbert, es ist spät, ich will zu Bett gehen. Morgen werde ich Ihnen meinen Entschluß bekanntgeben.« – Colbert schritt rückwärts der Tür zu. Der König rief seine Diener und ließ sich entkleiden. Philipp wollte seinen Beobachtungsposten verlassen, doch Aramis sprach: »Ein Weilchen noch! Das ist auch sehr lehrreich. Sie lernen dabei den Nachtdienst, die Etikette des Schlafengehens kennen, und morgen müssen Sie ganz genau wissen, wie ein König sich zu Bett legt.«
    Der neue Tag brachte neue Mannigfaltigkeit an Prunk und Freuden. Fouquet zeigte sich als Mäcen inmitten einer großen Zahl von Künstlern; da sah man Lafontaine, den berühmten Fabeldichter, Molière, den Schauspieler und Verfasser beliebter Komödien, Lebrun, den ausgezeichneten Maler, dazu Gelehrte aller Fächer. Alle Wunder von Tausendundeiner Nacht schienen sich in den Gärten von Vaux zu entfalten; eine orientalische Märchenwelt war nach Frankreich verpflanzt worden und blendete mit noch nie gesehenen Veranstaltungen, mit fast unerklärlichen Zauberspielen die Augen der Zuschauer. Aber je größer die Pracht war, um so größer wurde Ludwigs Neid. Man sah den

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