Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
sah den König erbleichen, doch konnte er sich nicht die Ursache dieser Mißstimmung erklären; Colbert wußte, welche Bewandtnis es hatte, und frohlockte.
»Majestät, was haben Sie?« fragte Fouquet ehrerbietig. – »Nichts,« antwortete Ludwig schroff, und ohne das Ende des Feuerwerks abzuwarten, begab er sich ins Schloß. Alle folgten ihm nach. Die letzten Raketen verpufften ungesehen.
Der Ober-Intendant glaubte, es habe zwischen dem König und Fräulein von Lavallière eine kleine Meinungsverschiedenheit gegeben, und diese Erklärung befriedigte ihn. Er trat lächelnd vor den König hin, um ihm eine gute Nacht zu wünschen. Es war großer Dienst an diesem Abend; denn es war der letzte, den der Hof in Schloß Vaux verbringen sollte. Am folgenden Morgen gedachte der König die Rückreise anzutreten. Da mußte man doch dem freigebigen Wirt Dank erzeigen für die zwölf Millionen, die er für das Fest ausgegeben hatte. Der König entließ den Ober-Intendanten mit den Worten: »Sie werden von mir hören, Herr Fouquet. Einstweilen schicken Sie mir bitte Herrn d'Artagnan her.«
Ludwig XIV. vermochte sich schlecht zu verstellen, wenn das Blut ungestüm in seinen Adern wallte. Am liebsten hätte er Fouquet erwürgt, wie sein Vorgänger den Marschall d'Ancre ermorden ließ. Er verbarg jedoch seinen furchtbaren Entschluß unter einem königlichen Lächeln. Fouquet nahm des Königs Hand und küßte sie. Ludwig bebte am ganzen Körper, doch ließ er es zu, daß die Lippen des Ministers seine Hand berührten.
Fünf Minuten später trat d'Artagnan in Ludwigs Zimmer. Im oberen Gemache standen Aramis und Philipp wieder auf dem Posten. Der König ließ dem Kapitän nicht einmal Zeit, bis zu seinem Lehnstuhl vorzutreten. – »Wieviel Mann haben Sie mit?« rief er ihm zu. – »Was gibt es zu tun?« antwortete d'Artagnan.– »Wieviel Mann Sie hier haben, frage ich,« versetzte der König, mit dem Fuße stampfend. – »Die Musketiere, die Garden und dreizehn Schweizer.« – »Wieviel Leute braucht man, um –« – »Um?« fragte der Kapitän und sah den König mit seinen großen, ruhigen Augen an. – »Um Herrn Fouquet zu verhaften?«
D'Artagnan trat einen Schritt zurück und rief: »Herr Fouquet soll verhaftet werden?« – »Sagen Sie etwa auch, es sei unmöglich?« schrie Ludwig in wildem Zorne. – »Ich nenne nichts unmöglich,« antwortete d'Artagnan verletzt. – »Nun, so tun Sie es.« – »Ich bitte um einen schriftlichen Befehl.« – »Seit wann genügt Ihnen das Wort des Königs nicht mehr?« – »Weil das königliche Wort, sobald es vom Zorn diktiert wird, sich verändern kann, wenn der Zorn schwindet,« erwiderte der Musketier ruhig. »Sire, Sie lassen da einen Mann verhaften, während Sie noch sein Gast sind, das tut nur der Zorn. Wenn Sie nicht mehr im Zorn sind, will ich Ihnen dann Ihre eigne Unterschrift zeigen können. Donnerwetter, Sire! Der Mann richtet sich zugrunde, um Ihnen zu gefallen, und Sie lassen ihn verhaften. Wenn ich Fouquet wäre, würde ich mit Brandraketen mich und alles im Schlosse in die Luft sprengen. Aber ja doch, es gilt mir gleich – hier habe ich meinen Befehl, und so gehe ich denn.«
»Ja! Gehen Sie! Kein Wort weiter! Und nehmenSie genug Leute mit!« – »Glauben Sie denn, ich würde einen ganzen Zug Reiter mitnehmen? Herrn Fouquet zu verhaften, ist so leicht, daß ein Kind es tun könnte. Herrn Fouquet zu verhaften, ist nicht schwerer, als ein Glas Wermut zu trinken. Man macht eine saure Miene, das ist alles.« – »Wieso? Er wird sich zur Wehr setzen!« rief der König. – »Er denkt so wenig daran, daß er seine letzte Million dafür hingeben würde, ein solches Ende zu finden! Sich zur Wehr setzen, wo eine solche Behandlung von seiten des Königs ihn zum größten Märtyrer seiner Zeit macht? Doch genug, ich gehe zu ihm.«
»Es soll nicht öffentlich geschehen,« sagte Ludwig. – »Das ist schon schwieriger,« antwortete d'Artagnan. »Denn das einfachste wäre natürlich, hinzugehen und mitten unter seine Bewunderer zu treten mit dem Rufe: Ich verhafte Sie im Namen des Königs! Allein ihn zu bewachen als Gefangenen, so daß niemand etwas davon merkt, das ist eine heikle Sache, zu der hundertmal geschicktere Leute gehören –« – »Mein Gott, sagen Sie bloß noch, es sei unmöglich!« rief Ludwig. »Werde ich denn immer von Leuten umgeben sein, die mich hindern zu tun, was ich will?« – »Ich hindere Sie in nichts, Sire.« – »So bewachen Sie mir Herrn
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