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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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hingeben.«
    Colbert wollte etwas sagen, da wendete dieses sanfte Lamm sich wider ihn und gebot ihm flammenden Auges Schweigen. »Mein Herr!« rief sie, »wenn der König unbewußt unrecht tut, so liebe ich ihn zu sehr, als daß ich es ihn tun ließe, ohne ihn darauf aufmerksam zu machen.« – »Fräulein,« entgegnete Colbert, »ich glaube, ich liebe den König ebenfalls.« – »Wir lieben ihn beide, jeder nach seiner Art,« sprach Luise in einem Tone, der dem jungen König zu Herzen ging. »Nur liebe ich ihn so innig, daß es alle Welt weiß und er selbst nicht daran zweifelt. Er ist mein König und mein Herr, und ich bin seine ergebene Dienerin. Aber wer an seine Ehre greift, der greift mir ans Leben. Und deshalb wiederhole ich, wer dem König den Rat gibt, Fouquet in dessen Hause verhaften zu lassen, der entehrt den König!«
    »Fräulein,« versetzte Colbert, »ich habe nur einWort zu sagen.« – »Sparen Sie es sich! Ich würde Sie doch nicht anhören. Was könnten Sie mir sagen? Daß Herr Fouquet ein Verbrechen begangen? Das weiß ich, weil der König es gesagt hat; und von dem Moment an, wo der König es sagt, glaube ich es, niemand braucht es zu bestätigen oder zu beweisen. Aber wäre Herr Fouquet auch der ärgste Schurke, so würde ich dennoch erklären, er ist für den König unverletzlich, weil der König sein Gast ist!«
    Die Lavallière schwieg. Wider Willen mußte der König sie bewundern. Die Wärme ihrer Sprache, der Adel ihrer Gründe überzeugten ihn. Colbert gab den ungleichen Kampf auf. Ludwig schüttelte den Kopf. »Ah, Fräulein, weshalb sprechen Sie gegen mich?« rief er traurig. »Sie wissen nicht, was dieser Elende tun würde, wenn ich ihn nicht im Zaume hielte!« – »Mein Gott, ist er nicht eine Beute, die Ihnen jederzeit anheimfallen muß?« – »Aber wenn er entflieht?« – »Majestät, es wäre ein ewiger Ruhm für den König, Herrn Fouquet entfliehen zu lassen, und je größer seine Schuld wäre, desto größer würde der Ruhm des Königs sein!«
    Ludwig küßte der Lavallière die Hand und ließ sich zu ihren Knien nieder. Colbert glaubte sich verloren, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. Rasch zog er sein Notizbuch, und während Ludwig XIV., verdeckt von einer breiten Linde, die Lavallière liebevoll an sich drückte, zog Colbert ein schon etwas vergilbtes Briefchen hervor, betrachtete es lächelnd und näherte sich dem Paare.
    Gleichzeitig kamen in einiger Entfernung mehrere Fackeln zum Vorschein. »Geh, Luise,« sprach der König, »man kommt.« – Luise verschwand schnell unter den Bäumen. Als Ludwig XIV. gehen wollte, sagte Colbertbescheiden: »Fräulein von Lavallière hat etwas verloren.« – »Was denn?« fragte der König. – »Einen Brief, wie mich dünkt,« sagte Colbert und deutete auf etwas Weißes, das am Boden lag. Der König bückte sich und hob das Papier auf. Fackeln erschienen und beleuchteten tageshell die finstere Allee.
    Ein Lichtmeer umflutete die Gruppe von Damen und Herren, die herbeikam, in ihrer Mitte Fouquet selbst. Man suchte den König, um ihm das Feuerwerk zu zeigen, das auf dem großen Platze vor dem Schlosse gen Himmel stieg. Und beim Scheine dieses Feuers las nun Ludwig jenen Brief, den Fouquet vor einiger Zeit auf d'Herblays Rat an Fräulein von Lavallière geschrieben, in dem er ihr die Liebe erklärte. Fouquet hatte den Brief zurückholen wollen, von Fräulein von Lavallière aber erfahren, daß sie ihn gar nicht erhalten habe. Der Diener, den er mit der Besorgung beauftragt, machte sich anheischig, das Schreiben wieder zur Stelle zu schaffen, ging fort und kam nicht wieder. Er war seither verschwunden, und der Ober-Intendant hatte im Drange der Geschäfte die Angelegenheit vergessen. Colbert, der listige Minierer, war in den Besitz des an sich unbedeutenden Briefchens gelangt, das er nun zu einer wertvollen, ja vernichtenden Waffe umzuwandeln verstand.
    Ludwig XIV. erbleichte beim Lesen; sein Gesicht, von dem Schein des Feuers beleuchtet, erschreckte alle, die es sahen, so offenbar war das wilde Spiel der Leidenschaften, die in seinem Herzen tobten. Eifersucht und Wut waren die furchtbaren Dämonen, die den König beherrschten, und von dem Augenblick, wo er erkannte, weshalb Fouquet in der Lavallière eine Fürsprecherin gefunden, verschwand alles: Mitleid, Sanftmut und Ehrfurchtvor der Gastfreundschaft. Nur mit größter Mühe bezwang er sich soweit, daß er nicht laut aufschrie und ohne weiteres seine Musketiere herbeirief. Fouquet

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