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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ihm einen Rächer bestellte. Der regierende König nun – ich drücke mich so aus, weil von Rechts wegen beide Brüder kraft der Ebenbürtigkeit hätten regieren sollen, denn Zwillinge sind eins in zwei Körpern – der regierende König, sage ich – der Usurpator – Sie sind doch auch meiner Ansicht, wenn ich diesen ruhigen Genuß eines Erbteils, auf das er nur ein halbes Recht hatte, Usurpation nenne?« – Fouquet nickte und antwortete: »Ja Usurpation ist das richtige Wort.«
    »Wie gesagt, dieser regierende König, der Usurpator,« fuhr Aramis fort, »hatte einen Mann von Talent und Geist zum ersten Minister, aber er zürnte ihm, raubte ihm langsam sein Vermögen und damit seine Macht und trachtete ihm dann nach Freiheit und Leben. Aber diesem ersten Minister, den man so grausam verfolgte, hatte Gott einen Freund zur Seite gegeben, dem das Staatsgeheimnis bekannt war und der die Kraft in sich fühlte, dieses Geheimnis ans Licht zu ziehen.« – »Halten Sie inne!« rief Fouquet. »Ich errate alles. Sie sind vor den König hingetreten, als er mich verhaften lassen wollte, und haben mit Veröffentlichung dieses furchtbaren Geheimnisses gedroht. Ja, ich begreife, der König mußte sich Ihnen fügen?« – »Nennen Sie das Logik, Herr Oberintendant?« versetzte Aramis ironisch. »Meinen Sie wirklich, ich lebte zu dieser Stunde noch, wenn ich dem König eine solche Entdeckung gemacht hätte? Er hätte mich auf der Stelle fesseln und in einenunterirdischen Kerker werfen lasten. Und hätte ich damit Ihnen gedient, wie ein Freund es soll? Ihm Geld gestohlen zu haben, das ist nichts; seiner Mätresse den Hof gemacht zu haben, ist wenig; aber seine Krone, seine Ehre in der Hand zu halten – ah! er würde Ihnen mit eigner Hand das Herz aus der Brust gerissen haben!«
    »So haben Sie ihm nichts von dem Geheimnis gesagt?« – »Lieber hätte ich alle Gifte verschluckt, die Mithridates trank, um sich vor Vergiftung zu schützen. Und nun sind wir an dem Punkte, wo ich Ihnen mitzuteilen habe, was ich tat!« – Aramis schritt durchs Zimmer und setzte sich dann wieder in den Lehnstuhl. – »Ich habe noch eins vergessen,« fuhr er fort, »Gott hat die beiden Zwillingsbrüder einander so ähnlich geschaffen, daß selbst die Mutter sie nicht voneinander unterscheiden könnte. Beide haben den gleichen Adel in den Zügen, genau denselben Wuchs, dieselbe Stimme, denselben Gang!« – »Ist es möglich?« rief Fouquet. »Doch die Denkweise, der Verstand, die Lebensansicht?« – »Darin sind sie ungleich. Das arme Opfer der Bastille ist, was die Charaktereigenschaften betrifft, seinem Bruder unendlich weit überlegen. Würde er aus dem Gefängnis geholt und auf den Thron gesetzt, so hätte Frankreich vielleicht, seit es besteht, keinen König gekannt, der an Adel der Gesinnung und an Geist mit diesem zu vergleichen wäre.«
    Fouquet legte auf einen Augenblick die von einem so furchtbaren Geheimnis niedergedrückte Stirn in beide Hände. – »Und auch in bezug auf Sie,« fuhr Aramis fort, »besteht ein Unterschied zwischen den beiden Königen; denn der letztgeborne Sohn kennt keinen Herrn Colbert.« – Der Oberintendant sah auf. – »Ich verstehe. Sie schlagen mir eine Verschwörung, einen Staatsstreichvor,« sagte er mit stockender Stimme. »Sie sprachen davon, den Sohn Ludwigs XIII., der gefangen sitzt, den Platz mit dem, der auf dem Throne sitzt, vertauschen zu lassen. Allein das ist ein Umsturz, der das ganze Reich über den Haufen werfen kann. Den Baum mit den zahllosen Wurzeln, den man König nennt, kann man nicht so ohne weiteres ausreißen und durch einen anderen ersetzen.«
    »Mein Freund,« entgegnete Aramis im Tone einer leichten Vertraulichkeit, »wie macht es denn Gott, wenn er an die Stelle eines Königs einen andern setzt?« – »Gott!« rief der Minister. »Gott gibt seinem Vollzieher Befehl, den Verurteilten zu ergreifen und fortzuführen, um dann den Triumphator auf den erledigten Thron steigen zu lassen. Sie vergessen aber, dieser Bevollmächtigte Gottes heißt Tod. Haben Sie etwa vor, Herr d'Herblay–?« – »Sie gehen über das Ziel hinaus. Monseigneur!« antwortete Aramis. »Wer spricht davon, Ludwig XIV. in den Tod zu senden? Ich wollte damit nur sagen: Gott vollbringt das alles ohne Umsturz, ohne Aergernis. Er bedarf dazu nur eines auserwählten Mannes, dem er seinen Willen einflößt. Mit einem Worte. Freund! wenn ein Umsturz oder ein Aergernis geschehen mußte, um den Gefangenen der Bastille mit dem

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