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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Monseigneur verrückt geworden?« schrie der Gouverneur. – »Ich gebe Ihnen zehn Minuten Bedenkzeit. Sind Sie dann noch halsstarrig, dann gehe ich und führe aus, was ich eben sagte, ob Sie mich für verrückt halten oder nicht!« – »Monseigneur, halten Sie inne!« rief Baisemeaux, der sich nicht mehr zu helfen wußte. »Wohlan, ich lege die Sache in die Hände des Königs, der mag darüber urteilen, ob ich recht tat oder nicht, indem ich so vielen Schrecknissen nachgab. Auf! folgen Sie mir zu Marchiali!« – »Sehr wohl! Aber wir beide gehen ganz allein, verstanden,« sagte Fouquet. »Nun leben Sie wohl, es darf kein Mensch mit anhören, was ich mit diesem Marchiali zu reden habe!«
    Baisemeaux senkte den Kopf und nahm die Schlüssel. Sie gingen beide über den Hof und nach dem Eckturm. Je näher sie kamen, um so deutlicher wurde das Geschrei hörbar, das der unglückliche Gefangene noch immer anstimmte. – »Was ist das?« rief Fouquet erschauernd. – »Das ist Ihr famoser Marchiali,« antwortete Baisemeaux. – Der Minister entriß ihm die Schlüssel, eilte zu der Tür, hinter der der Lärm erscholl, schloß auf und rief dem Gouverneur zu: »Bleiben Sie zurück, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!« – »Ich will's auch gar nicht mit ansehen, wenn zwei solche Wüteriche zusammenkommen,« brummte der Gouverneur. »Einer wird den andern verschlingen.«
    Das Geschrei des Gefangenen war so furchtbar, daß Fouquets Hände zitterten, während er das schwere Schloß öffnete. – »Zu Hilfe! zu Hilfe!« schrie es drinnen. »Ich bin der König! Herr Fouquet hat mich hierher bringenlassen! Zu Hilfe dem König gegen Fouquet! In den Tod mit Fouquet!« – Das heisere Brüllen zerriß dem Minister das Herz. Endlich hatte er das Schloß geöffnet und trat in die Zelle.
    Als der Minister und der König einander erblickten, stießen beide einen Schrei aus. – »Kommen Sie, mich umzubringen?« rief Ludwig. – »Der König in diesem Zustande?« rief Fouquet. – Der junge Fürst bot in der Tat einen entsetzlichen Anblick: finster, bleich, das Haar zerwühlt, die Kleider zerfetzt, die Hände zerrissen, von Angst und Hunger verzehrt. Diese wenigen Stunden in der Bastille hatten alles Königliche seiner Erscheinung hinweggewischt; er war nichts als ein Elender, ein Phantom dessen, was er gewesen. Er packte eins der zertrümmerten Stuhlbeine und schwang es gegen Fouquet. – »Sire,« rief dieser, »erkennen Sie nicht mehr Ihren treuesten Freund?« – »Sie ein Freund von mir?« schrie der König, vor Rachedurst mit den Zähnen knirschend. – »Ihr untertäniger Diener!« antwortete Fouquet und warf sich zu seinen Füßen nieder. Und er umschlang seine Knie und schmiegte den Kopf an die zerrissenen Kleider. »Mein König! mein König!« rief er. »Sie haben viel leiden müssen?«
    Ludwig schien jetzt erst zu erkennen, wie er aussah, und sich seiner Lage, seines Zustandes zu schämen. Er erblaßte. – »Kommen Sie, Sire!« rief Fouquet. »Sie sind frei.« – »Ha!« rief der König. »Sie machen mich frei, nachdem Sie sich erfrecht haben, mich gefangenzusetzen?« – »O, glauben Sie doch das nicht! Ich bin ohne jede Schuld!« rief Fouquet. Und schnell und mit Wärme erzählte er den ganzen Hergang. Ludwig hörte schweigend zu, und als Fouquet schwieg, sah er wie einTräumender vor sich hin, so sehr stand er noch unter dem Banne der schrecklichen Gefahr, in der er geschwebt hatte. Dann richteten seine Gedanken sich auf das Geheimnis, das die Grundlage des ganzen Staatsstreiches gewesen war. – »Mein Herr!« rief er aus. »Diese Zwillingsgeburt ist ein Märchen. Wie kann man einen solchen Verdacht gegen meine Mutter aussprechen? Ich habe nur einen Bruder, das ist Monsieur.« – »Zum mindesten muß dieser Marchiali Eurer Majestät in der Tat sehr ähnlich sehen,« antwortete der Minister. »Denn alle haben sich von dieser großen Aehnlichkeit täuschen lassen, alle, Ihre Mutter, Sire, Ihre Offiziere, der ganze Hof.«
    »In Vaux?« rief der König. »Ich will mit Truppen gegen sie alle ziehen und die schändlichen Verräter vernichten.« – »Majestät, die hierzu nötigen Befehle sind schon erteilt. In einer Stunde können Sie an der Spitze von 10 000 Mann stehen.« – »Was? Sie haben dazu schon Anordnungen getroffen?« rief der König und ergriff Fouquets Hand mit einer Rührung, an der man erkennen konnte, wie tief bisher sein Mißtrauen gegen diesen Mann gewesen war. – »Allein, Sire,« fuhr Fouquet fort, »es wird

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