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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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so bekam ich einen unangenehmen Auftrag. Wenn er in der Scheide tanzte, so hatte ich ein glückliches Duell. Wenn er sich in den Fransen verhedderte, so wurde ich leicht verwundet. Und wenn er von selbst aus der Scheide fuhr, so wurde ich stets vom Schlachtfeld getragen und mußte mehrere Tage mit einem Verband herumlaufen. Das traf immer unfehlbar zu. Sehen Sie, mein Degen ist ein Glied meines Leibes. Gewisse Menschen werden durch ihr Bein oder durch ein Klopfen in den Schläfen an kommende Dinge gemahnt. Bei mir besorgt das der Degen. Heute morgen nun ist er ganz allein ins Wehrgehänggeglitten. Das bedeutet einen angenehmen Auftrag.«
    »Welcher Art mag er sein?« – »Wetter! Ich werde jemand zu verhaften haben,« rief d'Artagnan. – »Nämlich mich!« sagte Fouquet, »und das nennen Sie einen angenehmen Auftrag?« – »Nein, die Weissagung betrifft nicht Sie. Denn Sie sind schon seit gestern abend verhaftet. Ich werde jemand anders zu verhaften haben, und deshalb wird es für mich ein glücklicher Tag werden.«
    Mit diesen Worten ging d'Artagnan, um sich zum König zu begeben. Er hatte Fouquet trösten wollen; er glaubte selber nicht, daß sich die Prophezeiung dieses Morgens erfüllen würde; und doch sollte es geschehen. – Der Musketier klopfte an die Tür des Königs. Sie öffnete sich, doch war es nicht der König, der erschien. D'Artagnan starrte, den Mann, der sich vor ihm zeigte, verblüfft an und stieß einen Schrei der Ueberraschung aus.
    »Aramis!« rief er. – »Guten Tag, lieber d'Artagnan,« sagte der Bischof kalt. – »Sie hier?« stammelte der Gaskogner. – »Seine Majestät läßt Ihnen sagen,« sprach Aramis, »daß er noch schlafen will, da er die ganze Nacht kein Auge geschlossen hat.« – »Hm!« brummte d'Artagnan, der nicht begreifen konnte, wie ein Mann, der vor wenigen Stunden noch gar nicht beim König in Gunst gestanden, über Nacht zum größten Glückspilz geworden sein sollte, der je an einem königlichen Bette emporgeschossen. Denn um an der Zimmertür des Monarchen dessen Willen zu verkünden, mußte man mehr sein, als Richelieu bei Ludwig XIII. gewesen war. Das ausdrucksvolle Auge d'Artagnans, sein weit offener Mund, sein Schnurrbart, der sich vor Staunen in dieHöhe richtete, verrieten diese Gedanken dem lächelnden Prälaten.
    »Herr Bischof,« sagte der Musketier, »Seine Majestät hat mich zu heute früh herbestellt.« – Da erklang aus dem Zimmer die Stimme des Königs. »Ich weiß,« rief er, »aber wir schieben das auf.« – D'Artagnan zuckte zusammen. War es wirklich der König, der da sprach? Verblüfft, fast erschrocken, verneigte er sich und wollte gehen. »Noch eins,« sagte der Bischof. »Hier ist ein Befehl, den Sie sofort vollziehen werden. Er betrifft Herrn Fouquet.« – D'Artagnan nahm das Papier entgegen, las es und murmelte: »In Freiheit zu setzen? Ah! Ah!« – Dann verneigte er sich abermals und ging. – »Ich begleite Sie,« sagte Aramis. »Ich will mich an Herrn Fouquets Freude ergötzen.«
    »Potzblitz, Aramis!« brummte d'Artagnan, während sie hinweggingen. »Was haben Sie da gemacht? Sie müssen erstaunlich hoch in der Gunst des Königs gestiegen sein, um für Herrn Fouquet eine Begnadigung zu erwirken.« – »Aber nun begreifen Sie, nicht wahr?« – »Alle Wetter, nein!« stieß der Musketier zwischen den Zähnen hervor. »Ich begreife nichts. Doch das ist Nebensache – hier ist ein Befehl.«

6. Kapitel. Der Retter Ludwigs XIV
     
    Fouquet wartete mit großer Ungeduld, und als er hinter d'Artagnan den Bischof von Vannes erblickte, von dem allein er noch Rettung erwartete, da war seine Freude ebenso groß wie am Tage zuvor seine Bestürzung.Der Prälat war schweigsam, d'Artagnan noch ganz verwirrt. – »Sie bringen mir Herrn d'Herblay, Kapitän,« rief Fouquet. – »Und noch etwas Besseres,« antwortete der Gaskogner. »Nämlich die Freiheit. Hier ist der Befehl des Königs.« – Fouquet warf einen fragenden Blick auf Aramis. – »Jawohl,« setzte d'Artagnan hinzu, »bedanken Sie sich bei dem Bischof von Vannes, er hat den König umgewandelt. Aramis, noch einmal! Wie sind Sie der Günstling des Königs geworden, da sie ihn doch nur zweimal im Leben gesehen haben?«
    »Einem Freunde, wie Sie verhehlt man nichts,« antwortete Aramis. »Nun denn, ich habe den König nicht nur zweimal, wie Sie glauben, sondern hundertmal gesehen. Nur geschah es insgeheim, das ist das ganze. Monseigneur,« wendete er sich von dem erstaunten d'Artagnan

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