Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
nicht nötig sein, davon Gebrauch zu machen, denn das Haupt des Unternehmens, der Mann, der dies alles ausgeführt hat, ist von mir entlarvt worden.«
»Sie haben diesen falschen Prinzen gesehen?« rief Ludwig. – »Nein,« antwortete Fouquet. »Er ist nicht die Seele dieser Tat, er ist nur ein Werkzeug. Der Mann, der dieses furchtbare Verbrechen entworfen und ausgeführt hat, ist Herr d'Herblay, der Bischof von Vannes.«
»Ihr Freund!« rief Ludwig. – »Er war meinFreund,« antwortete Fouquet edel. »Ich wußte nichts von dem schändlichen Vorhaben.« – »Und wer war sein Helfershelfer? Wer war der Riese, der mit seiner herkulischen Kraft drohte?« – »Das muß Baron du Vallon gewesen sein.« – »Ha! Ich werde die Schuldigen züchtigen, einen wie alle!« rief Ludwig. – »Sire, erwägen Sie!« entgegnete Fouquet. »Ein Prozeß würde in diesem Falle die Ehre des Throns beeinträchtigen. Der erhabene Name Annas von Oesterreich darf nicht vor ein Gericht gezogen werden. Königliches Blut darf nicht auf dem Schafott fließen.« – »Wie? Sie glauben an diese Zwillingsgeburt?« rief der König. »Das ist eine Erfindung d'Herblays, die sein Verbrechen noch erschwert, wenn dies möglich ist. Er und sein Genosse müssen sterben, und sterben muß dieser Pseudoprinz, das elende Werkzeug des Verwegenen!«
»Sire, was ihn anbetrifft, so werden Sie die Ehre Ihrer Krone wahren, ich menge mich da nicht hinein. Nur eines wage ich anzudeuten, Sire,« antwortete Fouquet. »Ehe Sie Ihrem Zwillingsbruder Philipp von Frankreich den Kopf abschlagen lassen, sprechen Sie mit Ihrer Mutter. Was aber d'Herblay und du Vallon anbetrifft, so bitte ich für sie um Gnade!« – »Gnade für die Meuchelmörder?« rief der König. – »Zwei Rebellen, Sire, weiter nichts.« – »Und Ihre Freunde? Ja ich verstehe. Doch die Sicherheit meines Reiches erheischt es, daß ich die Schuldigen bestrafe.«
»Ich erinnere Eure Majestät daran,« sagte Fouquet bescheiden, »daß ich Ihnen eben die Freiheit gegeben und das Leben gerettet habe. Und hätte Herr d'Herblay die Rolle eines Mörders spielen wollen, so hätte er heute früh Eure Majestät unterwegs nur durch einen Pistolenschußzu töten brauchen, und alles wäre abgetan gewesen.« – Ludwig XIV. fuhr zusammen. – »Ein Pistolenschuß in den Kopf,« setzte Fouquet hinzu, »hätte das Gesicht der Leiche bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert, und niemand würde in dem Toten den König von Frankreich erkannt haben. Dann würde d'Herblay mir auch nicht seinen Plan enthüllt haben. Nachdem der wahre König beseitigt, hätte der falsche König sich an seine Stelle gesetzt, und kein Mensch hätte das Geheimnis entdeckt. Sicherheit für alle Zeiten, Straflosigkeit und den Erfolg seiner Tat – das alles hätte sich d'Herblay mit diesem Pistolenschuß verschafft. Danken Sie also auch ihm, Sire, daß man Sie noch retten kann!«
Fouquet wollte den König rühren, aber er erreichte das Gegenteil. Dieses stolze Gemüt vermochte nicht den Gedanken zu ertragen, daß ein Sterblicher sein Leben in der Hand gehabt habe. Er fühlte sich tief gedemütigt, und jedes Wort, durch das Fouquet die Begnadigung seiner Freunde zu erlangen hoffte, war ein Tropfen Gift, in das empörte Herz des Königs geträufelt. Mit Ungestüm wendete er sich an Fouquet und rief: »Mein Herr, wie können Sie mich um Gnade für diese Leute bitten? Warum auch tun Sie es? Sie haben es gar nicht nötig. Ich bin ja hier in der Bastille, und man hält mich für den wahnsinnigen Marchiali, der sich für den König ausgibt. Aendern Sie einfach nichts daran! Lassen Sie den Verrückten hier im Kerker, und der neue König wird nichts gegen Herrn d'Herblay und Herrn du Vallon tun.«
»Majestät,« antwortete Fouquet trocken, »wenn ich einen neuen König hätte machen wollen, würde ich in Vaux geblieben sein, statt zu Ihrer Rettung hierher zu eilen. Das ist doch einleuchtend. Majestät sind im Zorn,sonst würden Sie nicht denjenigen beleidigen, der Ihr treuester Diener ist und Ihnen den wichtigsten Dienst geleistet hat.« – Ludwig erkannte, er war zu weit gegangen, denn noch hatten sich ihm die Tore der Bastille nicht geöffnet, während sich allmählich die Schranken auftaten, hinter denen der edelsinnige Fouquet seinen Zorn zurückhielt. – »Ich habe das nicht gesagt, Herr Fouquet,« sprach er, »um Sie zu demütigen, sondern nur um festzustellen, daß ich gegen mein Gewissen handeln müßte, wenn ich diese Verbrecher straflos
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