Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
ließe. Es sei denn, Sie legen mir Bedingungen auf, zu denen ich mich verpflichten soll, ehe Sie mich freilassen.«
»Majestät, ich habe unrecht,« antwortete Fouquet. »Ich errege in der Tat den Anschein, als wollte ich eine Gnade erzwingen. Das tut mir sehr leid, und ich bitte Sie um Verzeihung.« – »Ihnen ist vergeben, Herr,« antwortete der König. »Aber Verzeihung für d'Herblay und du Vallon erlangen Sie nie, solange ich lebe. Reden Sie nie mehr davon.« – »Sire, ich werde gehorchen,« antwortete Fouquet kurz. »Auch sah ich voraus, Sie würden den beiden Ihre Gnade versagen, und habe demzufolge meine Maßregeln getroffen. Herr d'Herblay hat sich mir offenbart und mir dadurch das Glück verschafft, meinen König und mein Vaterland zu retten. Ich konnte ihn nicht zum Tode verdammen, indem ich ihn dem Zorn Eurer Majestät auslieferte. Ich habe ihm und Herrn du Vallon meine besten Pferde und vier Stunden Vorsprung gegeben. Eure Majestät können sie nicht mehr einholen. Sie werden Belle-Ile erreichen, wo ich ihnen ein Asyl zugestanden habe.« – »Sie vergessen, Belle-Ile haben Sie mir geschenkt.« – »Doch nicht, damit Sie da meine Freunde verhaften.« – »Sienehmen es mir wieder?« – »Dann ja, Majestät.« – »Meine Musketiere werden es in Besitz nehmen.« – »Weder Ihre Musketiere noch Ihre ganze Armee, Sire,« erwiderte der Minister. »Belle-Ile ist uneinnehmbar.«
Der König wurde blaß, und ein Blitz flammte aus seinen Augen. In diesem Moment war das Schicksal Fouquets besiegelt. Er fühlte es, allein er gehörte nicht zu denen, die ihr Leben höher einschätzen als ihre Ehre. Er hielt dem tückischen Blicke des Königs stand. Ludwig bezwang seine Wut und sagte nach kurzem Schweigen: »Lassen Sie uns nach Vaux gehen.« – »Ich stehe zu Eurer Majestät Befehl,« antwortete Fouquet mit einer tiefen Verbeugung. »Doch, bitte, erst zum Louvre, Majestät, damit Sie die Kleider wechseln können.«
Und sie gingen von dem verblüfften Baisemeaux fort, der schon einmal Marchiali hatte gehen sehen und sich die wenigen Haare ausriß, die ihm noch verblieben waren.
7. Kapitel. Philipp von Frankreich
Inzwischen hatte der falsche König in Vaux seine Rolle weitergespielt. Er gab Befehl, zu dem Morgenempfange die Herrschaften hereinzulassen, die im Vorzimmer warteten. Er entschloß sich, diesen Befehl zu erteilen, obwohl d'Herblay nicht da war. Da der Prinz nichts davon wußte, daß d'Herblay überhaupt nicht wiederkommen würde, so wollte er ohne seinen Schutz und Rat kühn den Anfang machen. Er ließ daher die Türflügel öffnen, und mehrere Personen traten ein. Er hatte ja seit einigen Tagen das Benehmen seines Bruderssorgfältig studiert und ahmte nun den König so trefflich nach, daß niemand Verdacht schöpfen konnte. Nun sah er Anna von Oesterreich, seine Mutter, zugleich mit Monsieur und Madame, näherkommen. Hinter ihnen zeigte sich Saint-Aignan.
Philipp betrachtete seine Mutter. Er fand sie schön und glaubte in den Furchen ihres Antlitzes noch jetzt Spuren des Schmerzes zu entdecken, den ihr das Opfer eines Sohnes bereitet hatte. Er gelobte sich, sie zu lieben und seine Qualen nicht entgelten zu lassen. Mit Rührung musterte er seinen Bruder. Von ihm hatte er ja nichts zu fürchten. Man konnte ihn als Nebenzweig am Stamme wachsen lassen; denn ihm war es genug, Geld zu haben und dem Vergnügen zu leben; er kannte keine ehrgeizigen Pläne.
Mit leichtem Beben reichte er Lady Henriette die Hand. Ihre Schönheit entzückte ihn, aber in dem kalten Blick ihrer Augen las er etwas, das ihn warnte, vor ihr auf der Hut zu sein. – Er fürchtete, die Königin würde kommen, doch ließ sie sich glücklicherweise entschuldigen.
Anna von Oesterreich begann zu sprechen. Sie ließ sich über den Empfang aus, den Herr Fouquet dem Hause Frankreich bereitet hätte, ohne dabei aus ihrer Feindseligkeit gegen ihn ein Hehl zu machen. Dann erkundigte sie sich unter allerlei kleinen mütterlichen Schmeicheleien nach dem Befinden des Königs. Zum Schlusse fragte sie, ob er sich noch weiter mit jenen Rechnungen und Quittungen Mazarins befaßt habe.
»Saint-Aignan,« sprach Philipp, »erkundigen Sie sich nach dem Befinden der Königin.« Es waren seine ersten Worte, und das Ohr der Mutter hörte der Stimme eine leichte Verschiedenheit gegen die Stimme ihresandern Sohnes an. Sie faßte Philipp scharf und fest ins Auge. Er hielt dem Blicke stand und fuhr fort: »Hoheit, ich höre nicht gern Schlechtes
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