Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
über Herrn Fouquet. Sie wissen das recht wohl.« – »Ich habe ja auch nur gefragt, wie Sie über ihn denken,« antwortete Anna.
»Sire,« ließ sich Henriette vernehmen, »ich habe Herrn Fouquet immer gern gehabt. Er ist ein wackerer Mann und hat auch einen sehr guten Geschmack.« – »Ich habe auch gar nichts gegen ihn,« setzte Monsieur hinzu. »Er ist kein Geizhals. Alle Anweisungen werden bar ausgezahlt, und man bekommt von ihm soviel Geld, wie man haben will.« – »Es rechnet eben hier jeder zuviel für sich,« warf die alte Königin ein, »niemand denkt dabei an den Staat. Und Herr Fouquet, das wird niemand leugnen, richtet den Staat zugrunde.« – »O, Mutter!« rief Philipp dazwischen, »legen auch Sie eine Lanze für Herrn Colbert ein? Es ist ja, als hörte man Ihre alte Freundin, die Frau von Chevreuse, reden.«
Anna von Oesterreich erblaßte und biß sich auf die Lippe. »Was sagen Sie da von Frau von Chevreuse?« versetzte sie. »Und wie sind Sie nur heute gegen mich gelaunt?« – »Frau von Chevreuse hatte immer gegen irgendwen zu intrigieren, Mutter,« erwiderte Philipp. »Und hat Sie Ihnen nicht letztens einen Besuch gemacht?« – »Sie sprechen zu mir in einer Weise, daß ich Ihren Vater zu hören glaube,« sagte Anna gekränkt. – »Mein Vater haßte Frau von Chevreuse, und mit Recht,« antwortete Philipp. »Ich kann sie auch nicht leiden, und sollte sie sich sehen lassen, um, wie ehemals, Zwietracht zu säen, unter dem Vorwande, Geld zu erbetteln, so würde ich –« – »Nun, was denn?« fuhr Anna von Oesterreichstolz auf. – »So würde ich sie aus dem Lande jagen, und mit ihr alle Geheimniskrämerei!«
Er hatte die Tragweite dieses furchtbaren Wortes nicht ermessen oder wollte vielleicht dessen Wirkung prüfen. Anna von Oesterreich schien einer Ohnmacht nahe; sie starrte ihn fassungslos an und streckte die Arme aus, als suche sie einen Halt. Ihr Sohn eilte zu ihr und drückte sie an die Brust.– »O, wie grausam Sie heute gegen mich sind!« stammelte sie. – »Ich spreche ja nur von Frau von Chevreuse, weil ich weiß, daß Sie Geldes wegen zu Ihnen gekommen ist und Ihnen ein gewisses Geheimnis verkaufen wollte.« – »Ein gewisses Geheimnis –?« stieß Anna hervor, von neuem schreckensbleich.
»Ja, ein Geheimnis, das Herrn Fouquet betrifft,« fuhr Philipp fort. »Es soll sich dabei um eine Unterschlagung handeln, aber das ist alles falsch. Frau von Chevreuse kam erst zu Herrn Fouquet selbst und ging dann zu Herrn Colbert. Nicht zufrieden damit, daß sie von ihm für das angebliche Geheimnis 200 000 Livres erhalten, ging sie noch zu Ihnen und versuchte auch an dieser Stelle etwas zu erpressen. Ich habe also wohl recht, wenn ich dieser Furie zürne. Wenn Gott gewisse Verbrechen begehen ließ, welche bis jetzt unbestraft blieben, und wenn Gott sie in den Schatten seiner Nachsicht hüllte, so werde ich es nicht dulden, daß Frau von Chevreuse sich anmaßt, die Absichten Gottes zu durchkreuzen.«
Die letzten Worte erschütterten die Königin-Mutter tief. Ihr Sohn fühlte Mitleid mit ihr und küßte ihre Hand; doch sie ahnte nicht, daß er ihr mit diesem Kusse die entsetzlichen Leiden verzieh, die er durch ihre Schuld acht Jahre lang hatte ertragen müssen.
Rings herrschte Schweigen, dann sprach Philipp inheiterem Tone: »Wir reisen heute noch nicht ab. Ich habe es mir anders überlegt. Sie, liebe Mutter, sollen erst mit Herrn Fouquet Frieden schließen.« – »Ich bin ihm ja gar nicht böse,« antwortete sie. »Ich fürchte nur seine Verschwendungssucht.« – Der Pseudokönig sah sich um, er suchte d'Herblay, auf den er mit lebhafter Ungeduld wartete. Lady Henriette glaubte, die Blicke beträfen die Lavallière, die vermißt würde, und um den König zu peinigen, fragte sie spitz: »Wen suchen denn Majestät?«
»Liebe Schwester,« antwortete er, »ich warte auf einen ausgezeichneten Mann, einen sehr geschickten Ratgeber, den ich Ihnen allen vorstellen möchte. Ah, d'Artagnan, treten Sie näher!«
Der Musketier kam herein. – »Wo ist denn Ihr Freund, der Bischof von Vannes?« fragte Philipp. »Ich warte auf ihn, man soll ihn holen.« – D'Artagnan war verblüfft, denn man hatte ihm gesagt, Herr d'Herblay sei in geheimer Mission weggeschickt worden. Er vermutete nun, der König wünsche, daß niemand etwas davon erfahre, und antwortete: »Sire, wünschen Sie dringend Herrn d'Herblay –?« – »Dringend ist nicht das rechte Wort,« unterbrach ihn der König. »Es wäre
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