Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
ein tapferer Mann. Sie müssen aber das, was ich Ihnen jetzt sagen werde, besser begreifen als das, was ich Ihnen eben gesagt habe.« – »Reden Sie, Herr Kapitän,« sagte der Offizier schlicht. – »Die Herren dort, gegen die Sie Befehle haben, sind meine Freunde,« sprach der Musketier.»Lassen Sie mich ohne Zeugen mit ihnen sprechen.« – »Mein Herr,« antwortete jener, »wenn ich nachgebe, so breche ich mein Wort – wenn ich nicht nachgebe, handle ich Ihnen zuwider. Das eine ist so schlimm wie das andere. Also gehen Sie und reden Sie mit Ihren Freunden. Verzeihen Sie mir, daß ich aus Liebe zu Ihnen, den ich achte und ehre, eine gemeine Handlung begehe, indem ich meine Pflicht vergesse.« – Der Gaskogner schlang gerührt den Arm um den Nacken des jungen Mannes und stieg zu seinen Freunden hinauf. Der Offizier wickelte sich in seinen Mantel und setzte sich auf die feuchten Stufen, die mit Seetang überzogen waren.
»So stehen die Dinge,« sagte d'Artagnan zu seinen Freunden. »Nun urteilt selbst!« Und alle drei umarmten sich. »Sie sehen, alles, was von Belle-Ile kommt, wird abgefangen, und niemand darf unangefochten hier landen. Eine Flucht ist unmöglich. Der König will Sie fangen – und wird Sie fangen. Ich hatte nun die Absicht, Sie beide auf mein Schiff zu rufen, dort zu behalten und dann entwischen zu lassen. Aber ich muß jetzt damit rechnen, daß sich, wenn ich auf mein Schiff zurückkehre, einer meiner Offiziere als mein Vorgesetzter entpuppt, der mit geheimen Befehlen gegen mich ausgerüstet, vielleicht sogar befugt ist, mich im Notfall des Kommandos zu entsetzen. Was also soll ich für Sie tun?«
»Nehmen Sie Porthos mit,« sprach Aramis. »Er wird dem König beweisen, daß er ganz unschuldig war. Ich aber bleibe hier und bürge Ihnen, daß ich mich erst nach sehr energischem Widerstand ergeben werde.« – »Ich muß mir das überlegen,« erwiderte Porthos. »Einstweilen bleibe ich.« – »Dann wollen wir uns vorerst Lebewohl sagen,« sprach d'Artagnan. »Auch ich mußnachdenken, und ich hoffe, Ihnen bald einen guten Gedanken mitteilen zu können.« Er schüttelte den Freunden die Hand und kehrte mit dem Offizier, den Herr Colbert ihm zum Wächter bestellt hatte, auf sein Schiff zurück.
Unterwegs zerbrach er sich den Kopf, um einen Ausweg zu finden, und fand auch einen. Als er an Bord stieg, war sein Entschluß gefaßt. Er berief seinen Kriegsrat, der aus acht Offizieren bestand, nämlich aus einem Hauptmann der Seesoldaten, einem Major der Artillerie, einem Ingenieur, dem jungen Offizier und vier Leutnants.
»Meine Herren,« sprach d'Artagnan, »ich habe mir Belle-Ile angesehen. Es ist stark befestigt, hat eine gute Garnison und kann lange Gegenwehr leisten. Ich will daher zwei von den ersten Offizieren der Garnison herüberkommen lassen, um mit ihnen zu unterhandeln. Mir erscheint eine friedliche Einigung als das beste. Sind Sie auch dieser Meinung?« – »Herr Kapitän,« antwortete der Artillerist, »also haben wir wohl auf einen Widerstand Belle-Iles zu rechnen?« – »Allerdings, obgleich es nicht Herr Fouquet ist, der die Insel verteidigt, denn den habe ich gestern verhaftet,« versetzte d'Artagnan. »Aber diese Verhaftung ist hier ruchbar geworden, und alle Leute auf Belle-Ile hängen an Fouquet und erblicken in ihm ihren Herrn und König. Sie werden ihm treu bleiben bis in den Tod. Deshalb will ich mit den Offizieren sprechen, will ihnen zeigen, wie stark unsere Schiffe sind, und Ihnen eröffnen, daß sie im Falle eines Widerstandes keine Gnade zu erhoffen haben. Ich denke, sie werden sich ohne Kampf ergeben, und die Festung, deren Eroberung uns viel Blut kosten würde, fällt vielleicht ohne Schwertstreich in unsere Hände.«
Die Offiziere blickten einander an, als wollten sie sich gegenseitig um Rat befragen, da trat der Offizier vor, der d'Artagnan nach Belle-Ile begleitet hatte, und legte ein Papier vor, das die Aufschrift trug: »Befehl Nr. 2.« Der Kapitän nahm es und las: »Es wird hiermit Herrn d'Artagnan aufs strengste verboten, einen Kriegsrat zu versammeln, bevor Belle-Ile sich ergeben hat und die Besatzung gefangengenommen oder über die Klinge gesprungen ist. Gezeichnet ..... Ludwig XIV.«
D'Artagnan bezwang mit Gewalt die Wut, die in ihm emporstieg, und sagte mit anmutigem Lächeln: »Sehr wohl, Herr! Die Befehle des Königs sollen befolgt werden.« – Er schwieg ein Weilchen, dann fuhr er fort: »Da der König einen andern mit Befehlen gegen mich
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