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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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hob und senkte sie sich zehnmal, und zehn Leichen lagen am Boden. Die Soldaten sahen in der Finsternis nichts. Sie hörten nur Geschrei und immer wieder eine Stimme, die aus einer noch tieferen Höhle ihnen zurief: »Kommt nur heran! Kommt nur heran!« – So drangen immer wieder neue Feinde vor, und immer wieder fiel die mörderische Eisenstange auf sie hernieder.
    Nun aber hatte sich der Kapitän draußen eine Fackel aus Tannenzweigen gemacht und kam mit Licht herein. Soldaten folgten ihm. Aber bei dem Anblick, der sich ihnen bot, flüchteten sie voll Entsetzen. Der Kapitän selbst erschrak zu Tode, als er die Menge von Leichen erblickte und doch niemand sah, der sie getötet haben konnte. Er tat noch einen Schritt in den blutigen Knäuel hinein. Da packte ihn eine Faust, die aus dem Dunkel hervorschoß, bei der Kehle. Die Fackel entfiel seiner Hand und verlosch knisternd in einer Lache von Blut. Eine Sekunde später lag die Leiche des Kapitäns neben dem verkohlten Tannenzweig. Alles das geschah auf zauberhafte Weise, als wenn dort drinnen eine rätselhafte, menschenmordende Maschine arbeitete. Die Soldaten wagten sich nicht mehr herein und beratschlagten, was sie tun sollten.
    Porthos schöpfte Atem. Er wartete, die Eisenstange in der Hand. Da hörte er die Stimme seines Freundes. »Kommen Sie,« flüsterte Aramis. »Nehmen Sie dieses Fäßchen Pulver, ich habe eine Lunte hineingesteckt. WerfenSie es mitten unter unsere Feinde, es wird ihrer aller Tod sein.« – »Brennen Sie an!« sprach Porthos. – »Warten wir, bis sich alle versammelt haben, und dann sollen Sie wie Jupiter ihren Blitz schleudern.« – »Brennen Sie an!« wiederholte Porthos. – »Ich eile inzwischen zu den Bretagnern und helfe ihnen alles fertig machen. Sie kommen dann nach, so rasch Sie können. Bis zu ihrer Ankunft wird alles bereit sein, und wir fahren dann gleich ab.« – »Brennen Sie an,« sagte Porthos ein letztes Mal. – Aramis gab ihm das Faß und den brennenden Schwamm und kroch selbst zum Ausgang der Höhle. – Wie ein Leuchtkäfer glühte das Stückchen Schwamm in der Finsternis – der erste Funke eines ungeheuren Brandes – dann glomm die Lunte auf, und während Aramis den Steingang entlangkroch, erstieg Porthos die Wand, hob das Fäßchen hoch empor und zeigte sich in seiner Riesengestalt den verblüfften Feinden. Sie sahen diesen Recken. Geschwärzt von Rauch, bespritzt von Erde und Blut, glich er mehr einem Dämon der Tiefe als einem Menschen. Sie glaubten Vulkan selbst vor sich zu sehen, und sie erkannten den Gegenstand, den die Erscheinung schwang, sahen die brennende Lunte und stoben mit furchtbarem Angstgeschrei auseinander. Doch zu spät! Im mächtigen Bogen, von beiden Armen des Riesen geschleudert, flog das Pulverfaß mitten zwischen sie und explodierte mit einem Krach, der Himmel und Erde einzureißen schien.
    Aber so tödlich das gräßliche Wurfgeschoß für die Feinde war, so verhängnisvoll ward es für Porthos selbst. Die Felsenwand, auf deren oberem Rande er stand, senkte sich jäh hernieder, die Steine barsten wie Tannenbretter unter der Axt, und während vor ihm einentsetzliches Geschrei erklang und in wimmernden Lauten erstarb, während lodernde Flammen hoch emporflackerten und eine riesige Rauchwolke rings die Luft erfüllte, sah sich Porthos in die Tiefe gerissen, Steine, Sand und Erdklumpen hagelten auf ihn hernieder, und bis zum halben Leibe war er zwischen Felsentrümmern eingeklemmt.
    Die Explosion der Pulvermassen hatte in diesem Teil der Insel das Antlitz der Erde verändert; die Grotte war aufgerissen worden, die Steinblöcke hatten sich an vielen Stellen auseinandergebreitet, an andern wieder zusammengehäuft. Es war kein unterirdischer Gang mehr da, sondern nur noch ein Gewirr von größeren und kleineren Steinhaufen, und einer von diesen hatte sich um Porthos her gebildet, der nun vor sich die Freiheit sah, den Strand des Meeres und Aramis mit den drei Fischern, die ihn erkannten und ihm zuwinkten. Aber hinter sich hatte er eine schwere Masse Gestein, die er nur mit Aufbietung aller Kraft zurückhielt und die ihm das Genick zu zerquetschen drohte.
    »Kommen Sie, kommen Sie!« riefen die Fischer. – »Schnell, schnell!« rief Aramis und streckte die Hände vor, als wollte er seinen Freund zu sich heranziehen.
    Der Riese wühlte mit beiden Fäusten zwischen den Steinen. Er reckte Schultern und Hals, um die Last, die ihn von hinten niederdrücken wollte, zurückzuschieben. Aber er vermochte

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