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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Schuld Speise und Trank. Aber Frau Fouquet, welche die Ehre hatte, Sie an ihrem Tische zu empfangen, Frau Fouquet, die Gemahlin des ehemaligen Finanzministers, Frau Fouquet hat kein Brot mehr!«
    Das Grabesschweigen, das während dieser Worte geherrscht hatte, wurde von Schluchzen und Weinen unterbrochen, selbst d'Artagnan, dem die Brust zersprang, als er dieses demütige Flehen hörte, drehte sich um und kaute heftig an seinem Schnurrbart. Das Auge des Königs blieb trocken, aber seine Wangen röteten sich, sein Blickverlor ein wenig die ihm eigene imponierende Sicherheit. »Was wünschen Sie also?« fragte er bewegt.
    »Wir bitten Eure Majestät in aller Demut,« fuhr Pelisson fort, »um Erlaubnis, Frau Fouquet die 2000 Pistolen leihen zu dürfen, die wir und einige frühere Freunde ihres Gemahls zusammengesteuert haben, um die Witwe vor äußerster Not zu schützen.« Als Pelisson die Frau des noch lebenden Fouquet eine Witwe nannte, erblaßte der König; sein Stolz sank, das Mitleid drängte sich aus dem Herzen auf seine Lippen. Er warf einen Blick der Rührung auf die zu seinen Füßen schluchzenden Männer und erwiderte: »Gott verhüte, daß ich mit den Schuldigen die Unschuldigen treffe! Wer bezweifelt, daß ich für die Schwachen Barmherzigkeit übrig hätte, der kennt mich schlecht. Tun Sie für Frau Fouquet, was Ihr Herz Ihnen eingibt, meine Herren, lindern Sie ihr Leid, soweit sie können. Gehen Sie, meine Herren, gehen Sie!«
    Sie standen auf; doch hatten sie nicht die Kraft mehr, dem König zu danken, der übrigens ihre feierlichen Verbeugungen nur flüchtig erwiderte und sich rasch hinter seinen Lehnstuhl zurückzog. – »Gut!« sprach d'Artagnan zu dem jungen Fürsten, der ihn fragend ansah. »Wenn Sie nicht schon die Devise hätten, die Ihre Sonne ziert, so würde ich Ihnen die folgende empfehlen: Sanft gegen die Schwachen, streng gegen die Starken!« – Der König lächelte und ging in den Vorsaal. Auf der Schwelle sprach er zu d'Artagnan: »Sie sind beurlaubt. Bringen Sie die Angelegenheiten Ihres verstorbenen Freundes du Vallon in Ordnung.«

6. Kapitel. Rudolfs und Athos' Tod
     
    Während alle diese Ereignisse die einst unzertrennlichen vier Musketiere auseinanderbrachten, weilte Athos, Rudolfs und Grimauds beraubt, allein in Blois, und die Einsamkeit rieb seine Kräfte auf und machte ihn in kurzer Zeit zum Greise. Schmerzen und Beschwerden, die er früher nie gekannt, stellten sich nun plötzlich ein, Schwermut, Gram und Verzweiflung überkamen ihn immer unwiderstehlicher. Der Graf de la Fère, der Mann des Krieges, war bei allem Ungemach, das er erlitten, bei allen Gefahren, die er bestanden, bis in sein 62. Lebensjahr hinein ein Jüngling geblieben. Als er seinen Sohn verloren, war er in acht Tagen ein alter Mann geworden.
    Noch immer schön, obwohl gebeugt, noch immer edel, obwohl tieftraurig, sanftmütig und wankend unter seinen erbleichenden Haaren, schritt er allein, ein Bild der Verlassenheit, im Park seiner Besitzung auf und ab. Er bestieg kein Pferd mehr, er nahm keinen Degen mehr zur Hand, er ritt nicht mehr auf die Jagd – er machte nur noch täglich einen kurzen Spaziergang, sonst saß er still und regungslos in seinem Stuhle oder lag wohl gar im Bett. Seine Diener erschraken, wenn sie ihn so teilnahmlos sahen; sie fürchteten alles Ernstes für seinen Verstand, und als er gar anfing, tagsüber mitten über seinen Träumereien einzuschlafen, da holten sie einen Arzt. Der aber konnte nicht helfen; er erfuhr nicht einmal die Ursache dieser Umwandlung des Grafen.
    »Herr,« sprach der wackere Mann schließlich, um einen letzten Versuch zu machen, den Kranken zum Redenzu bringen, »Sie sind ein guter Christ. Würden Sie sich das Leben nehmen?« – »Niemals, Doktor,« antwortete Athos. – »Nun denn, Sie tun es, wenn Sie in diesem Zustande bleiben,« sagte der Doktor, »das ist Selbstmord. Also werden Sie gesund.« – »Ich bin ja gar nicht krank,« entgegnete de la Fère. »Ich habe mich nie so wohl gefühlt, ich liebe den Himmel, die Sonne und meine Blumen wie nie zuvor.«
    »Aber Sie nähren einen verborgenen Gram!« – »Verborgen? Nicht doch! Mein Sohn ist in der Ferne, das ist mein Kummer, daraus mache ich gar kein Hehl.«
    »Aber Ihr Sohn lebt, ist rüstig und hat eine glänzende Zukunft vor sich,« rief der Arzt. »Leben Sie für ihn!« – »O, seien Sie unbesorgt, solange Rudolf noch nicht tot ist, werde ich am Leben bleiben.« – »Wie meinen Sie das?« – »Ganz

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